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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugeführt wurde. Dieser Graben war jetzt trocken und ging quer über den Platz, auf welchem die Bebbeh angehalten hatten. Ich kroch aus dem Gebüsch hervor in diese Rinne hinab und schob mich langsam in derselben weiter. Die Kurden sprachen nicht laut, da ja die Haddedihn zufälligerweise in der Nähe sein konnten; aber als ich eine genügende Strecke vorwärts gekommen war, hörte ich eine Stimme fragen:
    „Brennen wir ein Feuer an?“
    „Nein“, antwortete eine andere. „Erst muß ein Lauscher weiter abwärts gehen, um nachzuforschen, ob wir hier sicher sind.“
    „Wir sind es, denn die Haddedihn lagern oben am Grabe und werden sich in dieser Dunkelheit nicht so weit von demselben entfernen.“
    „Ja, die Haddedihn, das sind dumme Molche, die sich nicht aus ihren Höhlen wagen. Aber dieser fremde Teufel ist überall da, wo er nicht hingehört, und mit ihm der kleine Hund mit dem dünnen Bart, der Gasahl Gaboya, meinen Vater, erschossen hat. Dieser Zwerg soll gemartert werden, daß sein Schmerzgeheul weit über die Berge und durch die Täler erklingt!“
    Er nannte einen seiner Leute beim Namen und schickte ihn fort, die Gegend abwärts zu erkunden. Es war mir natürlich sehr lieb, daß es jetzt noch dunkel bleiben sollte; das konnte mir nur nützlich sein. Ich kroch also weiter und immer weiter, bis ich die Waldbäume hinter mir hatte und mich im Graben am Rand des Grasplatzes befand. Die Pferde waren nach dem Wasser gelaufen; links vom Graben hatten sich die Kurden niedergesetzt, um auf die Rückkehr des Kundschafters zu warten. Sie konnten jetzt lauter sprechen, denn falls Haddedihn in der Nähe gewesen wären, hätte er sie wahrscheinlich entdeckt und es gemeldet.
    Aus dem, was ich bis jetzt gehört hatte, war zu schließen, daß diese Kurden von dem Sohn Gasahl Gaboyas, den Halef damals erschossen hatte, angeführt wurden. Wehe uns, wenn wir in die Hände dieses Bluträchers fielen! Im Verlauf des jetzt nun folgenden Gespräches hörte ich, daß er Ahmed Azad hieß; er wurde von den anderen so genannt. Mein an die Dunkelheit gewöhntes Auge zählte jetzt elf Personen. Wenn ihrer nicht mehr waren, brauchten wir uns allerdings nicht zu fürchten.
    „Ein Glück“, sagte Ahmed Azad, „daß ich auf den Gedanken kam, zwei Späher vorauszusenden! Hätte ich das nicht getan, so wären wir den Haddedihn wahrscheinlich in die Hände geritten.“
    „Wann greifen wir sie an?“ fragte einer.
    „Das kommt darauf an, ob unser Bote schnell genug gewesen ist. Am liebsten noch in der Nacht, weil sie uns da nicht sehen können und wir sie da so überraschen, daß sie lebendig in unsere Hände fallen. Also köstliche Pferde haben sie?“
    „Ja. Zunächst der Rapphengst des Fremden, welcher sich Kara Ben Nemsi nennt und zwei Zaubergewehre besitzt, mit denen man unendliche Male schießen kann, ohne laden zu müssen. Sodann ist noch ein junger Rapphengst da, den der Knabe des kleinen Kerls mit den wenigen Barthaaren reitet. Und endlich ist noch eine kostbare Schimmelstute vorhanden, welche dem Scheik Amad el Ghandur gehört. Auch eine Schecke soll es geben, welche ausgezeichnet ist.“
    „Hast du diese Pferde alle gesehen, als du oben warst?“
    „Alle, nur die Schecke nicht.“
    „Glaubst du, daß sie besser sind als meine schwarze Perserstute?“
    „Nein. Deine Stute sucht ihresgleichen. Ihr Stammbaum reicht ja hinauf bis in den Stall von Nadir-Schah.“
    „Dennoch müssen wir diese Pferde bekommen. Niemand darf auf sie schießen, außer er befindet sich in Todesgefahr. Das wird aber bei keinem der Fall sein, denn wir werden so schnell über diese räudigen Hunde her sein, daß sie gar keine Zeit finden, um sich zu beißen.“
    Leider kehrte jetzt der Kundschafter zurück und meldete, daß er nichts Verdächtiges bemerkt habe. Darauf erklärte Ahmed Azad:
    „So brennt ein Feuer an, damit ihr essen könnt! Dann, wenn der Mond gekommen ist, reiten wir weiter und lagern uns in der Nähe des Felsenberges, auf welchem die Haddedihn sich befinden.“
    Der Kundschafter fragte:
    „Dann muß ich wohl vor dem Angriff hinauf, um zu sehen, ob sie schlafen und ein Feuer brennen?“
    „Natürlich müssen wir das vorher wissen. Du gehst voran, um es mir zu berichten.“
    Jetzt suchten die Kurden die umstehenden Bäume und Sträucher nach dürren Ästen ab; das Feuer mußte mich verraten; darum hielt ich es für geraten, mich schnell zurückzuziehen. Ich hatte das Glück, die Gefährten zu erreichen, ohne von den Bebbeh

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