Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Menschen werden vergeblich nach einem Zufluchtsort schreien.
    Darum wehe dir, wehe dir! Und abermals wehe dir und wehe dir! Hast du deine Seele nicht bereitet, vor dem Richter zu bestehen, so wäre es dir besser, du wärest nie geboren. Die Verdammnis wird dich umfangen und dich nicht wieder ausspeien in alle Ewigkeit.
    Und wohl aber dir, wohl dir! Und abermals wohl dir! Hast du deine Sünden im Wasser der Reue gewaschen und sie hier zurückgelassen, so hast du es nicht zu fürchten, daß an jenem Tag die Hölle herangebracht wird, denn Allah wird kommen mit einer Engelsschar und dich einführen in sein Paradies.“
    Der Hadschi verneigte sich dreimal und stand dann auf. Sein Gebet war zu Ende. Wir überließen es dem Konakdschy, dem Kohlenhändler und seinem Weib, die Grube mit Erde zu füllen, und kehrten nach dem Haus zurück, wo wir uns beim Feuer niederließen.
    Jetzt konnten wir die Pferde wieder aus dem Schuppen holen, damit sie weideten. Der Bär war nicht mehr zu fürchten. Wir selbst bedurften der Ruhe. Es gab für uns nichts mehr zu tun, und so nahmen wir die Sättel unter die Köpfe, um zu schlafen. Aus Vorsicht aber mußte einer wachen. Die Ablösung sollte alle Stunden erfolgen. Wir durften den dreien, welche sich dort beim Grab befanden, nicht trauen.
    Zuvor untersuchte ich meinen Fuß. So sorgfältig und fest ich ihn betastete, ich empfand keine Schmerzen. Die Büchse hatte ich natürlich gesucht und gefunden. Die Waffen befanden sich zum augenblicklichen Gebrauch neben uns, und so lagen wir da und schlossen die Augen.
    Aber wir wurden noch einmal gestört. Die zwei Männer kamen mit der Frau, um den Bären in das Haus zu schaffen. Dabei kam mir ein Gedanke. Ich stand wieder auf und schnitt mir ein tüchtiges Stück von der dicken Fettlage ab, welche der amerikanische Jäger Bear-fat, Bärenspeck, nennt. Die drei standen dabei, ohne mich zu fragen, wozu ich das nehmen wolle. Dabei bemerkte ich, daß an dem linken Fuß des Kohlenhändlers, welcher weder Schuhe noch Stiefel trug, die kleine Zehe fehlte.
    „Du hast nur vier Zehen am linken Fuß. Wie hast du sie verloren?“
    „Das Rad meines schwer beladenen Wagens ging darüber und hat sie mir zerquetscht. Sie hing so locker am Fuß, daß ich sie mir abschneiden mußte. Warum fragst du?“
    „Ohne alle Absicht. Ich erblickte soeben den Fuß.“
    „Nimmst du noch von dem Fleisch oder können wir es nun forttragen?“
    „Schafft es hinein; es ist euer.“
    Sie schleppten die schwere Last fort. Meine Gefährten hatten mein Tun beobachtet, und Halef erkundigte sich:
    „Wozu hast du das Fett genommen, Sihdi? Wir brauchen es doch nicht.“
    „Wir werden es vielleicht sehr nötig haben. Wenn wir in die Höhle der Juwelen kommen, wird es finster in derselben sein.“
    „Willst du sie denn wirklich betreten?“
    „Das weiß ich noch nicht. Es ist zu vermuten, daß ich es tue, und da kann ich mir mittels des Fettes eine Lampe machen.“
    „So mußt du doch auch einen Docht haben. Da liegt noch der Fetzen, in welchen die Wurst gewickelt war. Der Wirt hat ihn liegenlassen. Wir können das Fett einwickeln und ihn dann als Docht benutzen.“
    „Tue das! Ich möchte das Zeug nicht wieder anfassen.“
    „Aber ich soll es tun?“
    „Ja, du wirst dich nicht scheuen, denn du hast ja alles, was hineingewickelt war, mit großem Appetit –“
    „Schweig, Sihdi!“ rief er hastig. „Ich mag nichts hören und will dir deinen Willen tun.“
    Er stand auf, wickelte das Fett ein und steckte es in die Tasche seines Sattels.
    Von nun an wurden wir nicht wieder gestört; doch mußte ich schon nach einer Stunde aufstehen, weil das Los der zweiten Wache auf mich gefallen war.
    Im Haus brannte noch Licht. Ich war müde, und um mich wach zu halten, ging ich auf und ab. Dabei kam ich zu der Tür. Ich probierte und fand, daß sie verriegelt war. Ein beißender Rauch kam aus den Fenstern, und es roch nach gebratenem Fleisch. Ich sah hinein, und richtig, die drei hatten in der Stube ein Feuer angezündet und brieten Bärenfleisch, obgleich sie bereits am Abend große Portionen Pferdefleisch verschlungen hatten. Ich konnte sie leicht sehen. Sie sprachen sehr eifrig, indem sie sich Stück um Stück von dem Fleisch schnitten. Verstehen konnte ich nichts, weil ich an dem Frontfenster stand; sie aber saßen an der Giebelseite.
    Doch grad über ihnen war auch ein Fenster, ohne Glas natürlich. Ich begab mich dorthin und horchte. Der Rauch drang heraus. Ich nahm mein Taschentuch,

Weitere Kostenlose Bücher