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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hunger ausgiebig daran zu stillen vermochten.
    Die Gefährten halfen mir, die Fleischreste von der inneren Seite des Pelzes abzuschaben, und dann wurde dieselbe mit dem Gehirn und Fett des Bären und mit Holzasche tüchtig eingerieben, um hierauf so zusammengelegt zu werden, daß der Pelz leicht hinter dem Sattel auf das Pferd gebunden werden konnte.
    Als wir damit fertig waren, kamen die Grabmacher und meldeten, die Grube sei fertig. Nun nahmen sie die Leiche auf, und wir folgten ihnen.
    Es ist immer eine ernste Sache, an dem Grab eines Menschen zu stehen. Ob man demselben Gutes oder Böses zu verdanken hat, das ist von keiner Bedeutung gegenüber dem Gedanken, daß er nun vor seinem Richter stehe, dessen Urteil einst auch über uns ergehen wird. Da schwindet der Haß, und es schweigt die Rache. Man denkt an nichts als an das ernsteste Wort aller Erdensprachen: Ewigkeit. Ich wenigstens fühlte jetzt nichts als nur noch Mitleid mit dem Feind, welcher eines so bösen Todes gestorben und ohne Reue über seine Sünden von hinnen gegangen war. Auch Halef sagte:
    „Vergeben wir ihm alles, was er an uns getan hat und noch zu tun beabsichtigte. Ich bin ein gläubiger Sohn des Propheten, und du bist ein gehorsamer Anhänger deines Glaubens. Wir können keine Toten hassen, sondern wir wollen ihm den letzten Dienst erweisen und an seinem Grab beten.“
    Beim Schein des Feuers sahen wir üppige Farne. Diese schnitten wir, um mit ihnen die Grube auszukleiden. Den Toten senkten wir hinab und deckten ihn auch mit Farnwedeln zu. Dann fragte Halef:
    „Wer soll das Gebet sprechen? Du, Sihdi?“
    „Nein, ich bin kein Mohammedaner. Seine Freunde mögen sprechen!“
    „Wir sind nicht seine Freunde“, erklärte der Konakdschy. „Mir ist es gleich, ob die Sure des Todes an seinem Grab gebetet wird oder nicht. Auch ist es mir sehr gleichgültig, ob derjenige, der sie betet, ein Mohammedaner ist oder ein Christ. Ich aber kann nicht beten. Ich habe kein Geschick dazu und kenne den Koran nicht auswendig. Dem Junak aber dürft ihr das noch viel weniger zumuten.“
    „Nun gut, so werde ich sie beten“, sagte Halef. „Du aber, Sihdi, magst vorher die Fattha beten, die Eröffnung des Koran, welche jeder Handlung vorangehen muß. Willst du?“
    „Ja.“
    „So bete sie, aber in der Mundart des Propheten. Der Verstorbene hat die heiligen Orte besucht und vom Wasser des Zem-Zem getrunken. Seine sündige Seele wird vielleicht Gnade finden, wenn Allah aus deinem Mund den Dialekt vernimmt, in welchem der Erzengel Tschebrail (Gabriel) mit dem Propheten redete. Ich verstehe nicht so wie du, ihn zu sprechen. Laßt uns also niederknien und beten!“
    Sie ließen sich am offenen Grab auf ihre Knie nieder, die Gesichter nach Mekka gerichtet. Ich allein blieb stehen. Ich war diesen Leuten gern zu Willen, doch widerstrebte es mir, die Fattha kniend zu sprechen. Nachdem sie sich dreimal verneigt hatten, rief Halef die sieben vornehmsten Eigenschaften Gottes aus, und dann begann ich in der eigenartigen Rhythmik und der Koreïsch-Mundart des Originals:
    „El hamdu lillahi, rabbi 'l 'alamina.
Er rahmani 'r 'rahimi,
Maliki yaumi 'd dini!
Iyyake nabodu, we iyyake nestaïnu,
Ibdinah 'ss ssirata 'l mustakina.
Sirata 'l ladsina enamta alaihim,
Ghairi 'l maghdhubi alaihim,
We la 'dh dhalina!“
    Das ist auf deutsch:
    „Preis sei Allah, dem Herrn der Welten, dem Barmherzigen und Gnädigen, dem Herrscher am Tage des Gerichtes! Dich beten wir an; dich flehen wir um Hilfe; führe uns auf den geraden Weg. Auf den Weg derer, denen du Huld bewiesen, nicht derer, denen du zürnest, noch derer, die in der Irre wandeln!“
    Und nun betete Halef mit lauter Stimme und indem er die gefalteten Hände erhob:
    „Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Höret, ihr Sterblichen, die Stunde des Gerichtes nahet heran. In dieser Stunde werden die Augen der Menschen gräßlich vor sich hinstarren; kein Augenlid wird zucken, und ihre Herzen werden ohne Blut sein.
    Die Erde wird beben und ihre Lasten abschütteln, und der Mensch wird schreien: ‚Wehe, was ist ihr zugestoßen!‘ Dann wird sie den Auftrag verkünden, der ihr von Allah geworden ist.
    Die Sonnen werden zittern, die Sterne erbleichen und die Berge schwanken. Die Kamelstute wird ihre Jungen vergessen, und die Raubtiere werden sich angstvoll zusammendrängen. Das Meer wallt auf und die Himmel werden hinweggenommen. Die Hölle wird angefacht und das Paradies der Erde nahegerückt werden. Der Mond wird sich spalten, und die

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