Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
und sagte:
    „Er ist außerordentlich fett und wird eine ganze Menge Fleisch liefern. Auch für den Pelz kann man eine gute Summe erhalten. Effendi, wem gehört das Tier?“
    „Demjenigen, welcher es erlegt hat.“
    „So! Das denke ich nicht.“
    „Was denkst du denn?“
    „Daß er mir gehört, auf dessen Grund und Boden er erlegt worden ist.“
    „Ich vermute aber, daß diese ganze Gegend dem Padischah gehört. Wenn du mir beweisen kannst, daß du ihm dieses Land abgekauft hast, so will ich glauben, daß du der Besitzer bist. Dann aber hast du mir zweitens zu beweisen, daß du ein Recht auf alles Wild und Raubzeug besitzest, welches auf deinem Boden erlegt wird. Als der Bär kam, hast du dich verkrochen; das ist ein sicherer Beweis, daß du ihn nicht haben wolltest. Wir aber haben ihn genommen, folglich gehört er uns.“
    „Herr, du denkst falsch. Der Bär gehört nicht dir, er gehört – –“
    „Meinem Hadschi Halef“, unterbrach ich ihn. „Wenn du das sagen willst, so hast du recht. Du aber kannst nicht den mindesten Anspruch erheben. Ich habe dir ja sogar die Lockspeise bezahlen müssen. Wenn wir aus ganz besonderer Güte dir einen Teil des Fleisches lassen, so hast du dich dafür zu bedanken.“
    „Wie?“ fragte Halef. „Mir soll der Bär gehören? Nein, Sihdi, er ist nicht mein, sondern dein. Du bist es ja, der ihn erlegt hat.“
    „Ich habe ihm nur den Todesstoß gegeben. Er wäre auch ohne mein Messer verendet, allerdings nicht so schnell. Sieh her! Ganz in der Nähe der beiden Stichwunden siehst du das Loch, welches deine Kugel gebohrt hat. Sie ist ihm ganz nahe am Herzen vorübergegangen und war absolut tödlich. Darum ist das Tier dein Eigentum.“
    „O Effendi, der Eigentümer lebte ja gar nicht mehr, wenn du nicht gekommen wärst, um ihn zu retten! Du willst mir ein Geschenk machen, welches ich nicht annehmen kann.“
    „Nun, wir wollen nach altem Jägerrecht verfahren. Du hast das Tier angeschossen, also gehört dir der Pelz. Ich habe es dann erstochen, so gehört mir das Fleisch. Die Tatzen und einen Schinken nehmen wir für uns; das übrige mag Junak erhalten, damit er nicht sagen kann, wir hätten sein Eigentumsrecht gar nicht geachtet.“
    „Herr, ist's wahr? Das Fell soll ich erhalten? Das ist ja das allerbeste von dem Bären. Wie wird Hanneh, die geliebteste der Frauen, staunen, wenn ich zu ihr komme und ihr diese Trophäe zeige! Und mein Söhnchen, welches nach dir und mir genannt worden ist, nämlich Kara Ben Nemsi Halef, wird schlafen auf diesem Fell des Bären und ein großer berühmter Krieger werden, weil die Stärke des Tieres auf den Knaben übergeht. Ja, ja, das Fell nehme ich an. Wer wird es abziehen?“
    „Ich. Wir müssen Gehirn, Fett und Holzasche nehmen, um das Fell einzureiben, damit es geschmeidig bleibe und nicht faule. Dein Pferd wird doppelte Last zu tragen haben.“
    Meine Entscheidung fand allgemeine Zustimmung. Der Kohlenhändler brachte einen alten Holztrog herbei, in welchem das Bärenfleisch gepökelt werden sollte, um dann in den Rauch gehängt zu werden. Dieses Pökelgefäß paßte gut zu seinem Besitzer. Wer weiß, was alles sich schon darin befunden hatte! Nie aber war es gereinigt worden. Während ich mich an die Arbeit machte, fragte ich Junak, was mit dem Mübarek geschehen solle.
    „Begraben müssen wir ihn“, antwortete er. „Ihr werdet mir wohl dabei helfen. Es muß noch in dieser Nacht geschehen.“
    „Die Grube zu fertigen, das ist nicht unsere Sache. Wir haben seine Freundschaft nicht in dem Maße besessen, daß diese Arbeit uns zugemutet werden könnte. Hast du Werkzeuge?“
    „Eine Balta und eine Kürek (Hacke und Schaufel) habe ich.“
    „So können also nur zwei Personen arbeiten. Das magst du mit dem Konakdschy tun, und deine Frau soll euch helfen. Suche dir eine passende Stelle aus. Beim Begräbnis werden wir zugegen sein. Die Feindschaft soll nicht über den Tod hinaus währen.“
    „So werden wir ihn dort begraben, wo der Bär das Pferd überfallen hat. Ich mag kein Grab in der Nähe des Hauses haben.“
    Er holte die genannten Werkzeuge. Seine Frau und der Konakdschy beluden sich mit Holz und einem Feuerbrand, um bei Beleuchtung zu arbeiten, und dann entfernten sie sich, um dem Toten die Grube zu graben, welche er uns gewünscht hatte.
    Nachdem der Bär aus seinem Pelz geschält worden war, steckten wir eine seiner Vordertatzen an den Ast, welcher als Bratspieß diente. Sie war so groß und fett, daß wir vier unsern

Weitere Kostenlose Bücher