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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn mit ihnen reden?“
    „Gewiß! Wer nicht bei der Teilung ist, läuft Gefahr, nichts zu bekommen. Jetzt ärgert es mich doppelt, daß mein Pferd tot ist. Nun bin ich gezwungen, den Weg zu Fuß zu machen.“
    „Du kommst trotzdem zu spät.“
    „Das glaube ich nicht. Ich bin ein sehr guter Läufer.“
    „Aber unsere Pferde kannst du doch nicht einholen.“
    „Meinst du denn, daß ich später aufbreche als ihr? Wenn ich gegessen habe, mache ich mich sogleich auf die Beine.“
    „Dann bist du allerdings schon vor uns dort.“
    „Wenn es dem Deutschen nicht etwa einfällt, sehr zeitig mit seinen Gefährten in den Sattel zu steigen.“
    „Daß sie das nicht tun, dafür will ich sorgen. Ich werde ihnen schon so viele Hindernisse in den Weg legen, daß sie nicht so schnell vorwärts kommen. Nötigenfalls verirre ich mich. Freilich müssen wir befürchten, daß sie Verdacht schöpfen, wenn sie am Morgen bemerken, daß du schon fort bist.“
    „Es wird sich doch wohl eine befriedigende Ausrede finden lassen –“
    Jetzt kam mir doch der Rauch sehr stark in die Nase, daß ich den Kopf zurückziehen und ein wenig zur Seite treten mußte. Als ich dann wieder hineinsah, bemerkte ich, daß Junak aufgestanden war. Nun war es mit dem Lauschen zu Ende, denn er hätte mich beim ersten Blick nach dem Fenster sehen müssen. Darum kehrte ich zu den Gefährten zurück und setzte mich leise bei ihnen nieder.
    Während ich nun sann, kam mir der Gedanke, gleich jetzt aufzubrechen; aber ich verwarf ihn wieder. Wir kannten ja die Gegend nicht, und der Konakdschy machte jedenfalls seine Worte wahr, uns so lange in der Irre herumzuführen, bis er annehmen konnte, daß der Kohlenhändler an seinem Ziel angekommen war. Darum war es jedenfalls besser, noch zu bleiben. Junak hatte die für uns gefährliche Stelle so genau beschrieben, daß sie meiner Aufmerksamkeit nicht entgehen konnte. Ich hoffte, irgendein Mittel zu finden, die Gefahr zu vermeiden.
    Als ich dann von Halef abgelöst wurde, erzählte ich ihm, was ich erlauscht und beschlossen habe, und er stimmte mir vollständig bei.
    „Auch ich werde lauschen, Sihdi“, meinte er. „Vielleicht höre ich noch etwas Wichtiges.“
    „Unterlaß das lieber! Ich habe genug gehört, und wenn du ertappt wirst, haben wir den Schaden. Sie brauchen nicht zu wissen, daß einer von uns wacht.“
    Es war wohl bereits nach zwei Uhr gewesen, als wir uns zur Ruhe legten; folglich war es nach sechs Uhr, als wir von Omar, welcher die letzte Wache hatte, geweckt wurden.
    Wir gingen an den Bach, um uns zu waschen, und wollten dann in das Haus. Es war verschlossen. Auf unser Klopfen kam die Frau und öffnete.
    „Wo ist unser Führer?“ fragte ich.
    „Hier in der Stube. Er schläft noch.“
    „So werde ich ihn wecken.“
    Der Mann lag auf den Lumpen, welche das Lager des Mübarek gebildet hatten, und stellte sich schlafend. Als ich ihm einige derbe Stöße gab, fuhr er empor, gähnte, starrte mich wie schlaftrunken an und sagte:
    „Du, Herr? Warum weckst du mich schon?“
    „Weil wir aufbrechen wollen.“
    „Wie ist die Uhr?“
    „Halb sieben.“
    „Erst! Da können wir noch eine ganze Stunde schlafen.“
    „Wir könnten sogar noch einen ganzen Tag schlafen, aber wir werden es nicht tun.“
    „Es ist ja nicht so eilig.“
    „Nein; aber ich liebe es, in der Morgenfrische zu reiten. Wasche dich, damit du munter wirst!“
    „Waschen?“ fragte er erstaunt. „Daß ich dumm wäre! So frühes Waschen ist sehr schädlich.“
    „Wo ist Junak?“ fragte ich.
    „Ist er denn nicht da?“
    Er blickte suchend umher. Die Alte berichtete:
    „Mein Mann ist nach Glogovik gegangen.“
    „Woher wir kommen? Warum hat er sich denn nicht von uns verabschiedet?“
    „Weil er euch nicht stören wollte.“
    „So! Was will er denn dort tun?“
    „Er will Salz kaufen. Wir brauchen es, um das Fleisch hier einzupökeln.“
    Sie zeigte auf die Stücke des Bären, welche in der Ecke lagen und allerdings ein höchst unappetitliches Aussehen hatten.
    „Hattet ihr denn kein Salz im Hause?“
    „So viel nicht.“
    „Nun, so war die Sache doch nicht so eilig, daß er unser Erwachen nicht abwarten konnte. Ich glaube übrigens, Ibali liegt viel näher. Warum ist er denn nach Glogovik gegangen?“
    „In Ibali gibt es kein Salz.“
    „So ist es ein sehr trauriges Nest. Aber euer Schaden ist es doch, daß er fort ist. Ich habe ihn noch nicht bezahlt.“
    „Du wirst das Geld mir geben!“
    „Nein, ich zahle nur dem

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