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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Baum, welchen ich vorhin als Deckung benutzt hatte. Ich konnte sein Gesicht deutlich sehen. Er schien erstaunt zu sein, Suef nicht zu finden, und schritt langsam weiter.
    „Wetter noch einmal!“ flüsterte ich. „Noch zehn oder zwölf Schritte, so sieht er unsere Gefährten, falls er hinabblickt, und das wird er sicher tun. Komm ganz leise nach!“
    Es galt, mich schnell von hinten an den Aladschy zu machen, und es gelang mir zur rechten Zeit. Sein Blick fiel hinunter auf den Weg. Er sah die drei, welche unten auf uns warteten, und er trat schnell mehrere Schritte zurück, um ja nicht von ihnen gesehen zu werden.
    Er hatte sich dabei nicht umgedreht und durch dieses Zurückweichen die Entfernung zwischen sich und mir auf eine für mich so günstige Weise verringert, daß ich nach ihm fassen konnte. Ihn mit der Linken beim Genick nehmen und ihm zugleich mit der geballten Rechten einen Hieb gegen die Schläfe versetzen, das war das Werk eines Augenblicks. Er brach zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben. Und da stand auch bereits Halef bei mir.
    „Auch binden?“ fragte er.
    „Ja, aber jetzt noch nicht. Faß an, er ist schwer.“
    Wir trugen den Riesen in die Nähe des Schneiders und banden ihn ebenso wie jenen an einen Baum. Sein Mund war nicht ganz geschlossen. Ich öffnete ihn erst mit der Klinge, dann mit dem Heft meines Messers. Wir banden ihm den Gürtel ab und befestigten ihm denselben als Knebel in den Mund. Weil er sehr stark war, bedurfte es doppelter Bande, so daß unsere Riemen nun alle verwendet waren. Den Lasso durfte ich nicht verwenden, falls uns noch einer in die Hände lief, der gebunden werden mußte; er konnte mir dann sehr leicht in Verlust geraten. Die Pistolen und das Messer, welche sich in Bybars Gürtel befunden hatten, legten wir zu Suefs Waffen.
    „Nun sind nur noch drei übrig“, sagte Halef, „der andere Aladschy, Manach al Barscha und Barud el Amasat.“
    „Vergiß den Kohlenhändler nicht, der auch hier oben ist.“
    „Den Halunken rechne ich nicht. Was sind diese vier gegen uns zwei! Wollen wir nicht ganz offen zu ihnen gehen und ihnen die Gewehre abnehmen, Sihdi?“
    „Das wäre zu verwegen.“
    „Nun, weshalb sind wir denn heraufgestiegen?“
    „Einen bestimmten Plan hatte ich dabei nicht. Ich wollte sie beschleichen. Was dann zu tun war, mußte sich finden.“
    „Nun, es hat sich gefunden. Zwei sind bereits unschädlich. Aus den andern machen wir uns ja nichts.“
    „Ich mache mir sehr viel aus ihnen. Ja, wenn wir den Bruder des Aladschy noch hätten, dann wollten wir mit den übrigen drei schnell fertig werden.“
    „Hm! Wenn auch er käme!“
    „Das wäre Zufall.“
    „Oder, Sihdi, ich habe einen Gedanken. Ist es nicht möglich, ihn herbeizulocken?“
    „Auf welche Weise?“
    „Könnte nicht dieser Bybar ihn rufen?“
    „Dieser Gedanke ist nicht ganz übel. Ich habe mehrere Stunden lang mit den Aladschy gesprochen und kenne ihre Stimmen. Bybars Stimme ist etwas heiser und ich getraue mir, sie leidlich nachzuahmen.“
    „So tue es, Sihdi!“
    „Dann müßten wir einen Platz haben, auf welchem er vorüber muß, ohne uns zu sehen.“
    „Ein solcher Platz wird sich leicht finden lassen, irgendein Busch oder Baum.“
    „Ja, aber ob es mir auch dieses Mal so gut gelingt, ihn zu betäuben?“
    „So haue doch mit dem Kolben zu!“
    „Hm! Das läßt sich nicht so abmessen. Ich könnte ihn erschlagen.“
    „Schade wäre es nicht um ihn. Übrigens haben diese Kerls wohl feste Schädel.“
    „Freilich! Nun, wir wollen es versuchen!“
    „Versuchen wir es! Sihdi, in dieser Weise höre ich dich außerordentlich gern sprechen.“
    Er war ganz Feuer und Flamme. Das Kerlchen hätte einen ausgezeichneten Soldaten abgegeben; es steckte ein Held in ihm.
    Wir schritten leise und vorsichtig weiter, bis wir eine Stelle erreichten, an welcher drei hohe Büsche eng beisammen standen, so daß man zwischen ihnen unbemerkt von außen stehen konnte. Wir traten hinein, und nun rief ich, nicht allzu laut und möglichst Bybars Stimme nachahmend:
    „Sandar! Sandar! Bana gel – komm her zu mir!“
    „Schimdi gelimir – ich werde gleich kommen!“ antwortete es von daher, wo ich die Männer vermutete.
    Die List schien also zu gelingen. Ich stand bereit, den Lauf der Büchse in der Hand. Nach kurzer Zeit hörte ich den nahenden Aladschy fragen:
    „Nerede sen – wo bist du?“
    „Burada 'm – hier bin ich!“
    Meine Antwort gab seinen Schritten die von mir gewünschte

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