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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Richtung. Ich hörte ihn kommen, grad auf die Büsche zu. Jetzt sah ich ihn sogar, indem ich zwischen den Zweigen hindurchblickte. Er wollte, erwartungsvoll gradaus schauend, an uns vorüber, leider nicht so nahe, wie es mir lieb gewesen wäre. Da gab es weder Zaudern noch Bedenken. Ich sprang zwischen den Büschen hervor.
    Er sah mich. Nur eine Sekunde hielt der Schrecken ihn fest auf der Stelle; dann wollte er zurückspringen, aber es war schon zu spät für ihn. Mein Kolben traf ihn so, daß er zusammenbrach.
    Auch er hatte weder Flinte noch Czakan bei sich, sondern nur Pistolen und das Messer.
    „Hamdullillah!“ jubelte Halef fast zu laut. „Es ist gelungen! Wie lange denkst du, daß er brauchen wird, um wieder ins Leben zurückzukehren?“
    „Laß erst sehen, wie es mit ihm steht. Der Schlag hätte einen andern wohl getötet.“
    Der Puls des Aladschy war kaum wahrzunehmen. Für wenigstens eine Viertelstunde hatten wir sein Erwachen nicht zu befürchten.
    „So brauchen wir ihn nicht zu knebeln“, meinte Halef. „Aber anbinden werden wir ihn doch!“
    Wir benützten dazu den Schal, welcher dem Aladschy als Gürtel diente. Und nun hatten wir wirklich nicht nötig, übermäßige Vorsicht walten zu lassen. Wir schlichen nicht mehr, sondern wir gingen vorwärts, wenn auch recht leise.
    So gelangten wir an die Stelle, an welcher der Weg unten die erwähnte Krümmung machte. Auch das Terrain hier oben folgte dieser Biegung, und so entstand ein Felsenvorstoß, eine Art Bastei, auf welcher die Kerls Posto gefaßt hatten. Es standen nicht Bäume, sondern nur einige Sträucher auf derselben. Hinter einem der Sträucher angekommen, sahen wir Manach el Barscha, Barud el Amasat und Junak sitzen. Sie sprachen miteinander, doch nicht so laut, daß wir sie verstehen konnten, obgleich wir uns ihnen sehr nahe befanden.
    Dieser Ort war für ihre Zwecke sehr gut gewählt. Sie mußten uns kommen sehen, und eine aus diesem Hinterhalt gut geworfene Axt hätte jedenfalls den Getroffenen zerschmettert.
    Etwas rückwärts von ihnen, nach uns zu, standen fünf in eine Pyramide aufgestellte Gewehre. Also hatte auch Junak seine Flinte mitgebracht. Dabei lagen die Czakans der Aladschy und die ledernen Schleudern, welche Junak hergeliehen hatte. Neben den Schleudern war ein kleiner Haufen glatter, schwerer Bachkiesel. Ein solcher Stein konnte, wenn aus sicherer Hand geschleudert, gar wohl den Tod bringen.
    Die drei waren uns sicher. Sie saßen ganz an der Kante der Bastei. Manach el Barscha war kaum drei Schritte von derselben entfernt. Wollten sie fliehen, so mußten sie an uns vorüber. Der Gedanke, hinabzuspringen, wäre der reine Wahnsinn gewesen. Man sah es ihnen an, daß sie sich in gespannter Erwartung befanden. Ihre Blicke flogen immer nach der Richtung, aus welcher wir kommen mußten.
    Junak sprach am meisten. Aus seinen Gestikulationen war zu schließen, daß er das Bärenabenteuer erzählte. Wir standen eine ganze Zeit, ehe er ein Wort sprach, welches wir verstehen konnten:
    „Ich will wünschen, daß alles so kommt, wie ihr es wünscht. Diese vier Kerle sind zu allem fähig. Sie sind gleich bei ihrer Ankunft wie die Herren meines Hauses aufgetreten. Und der Konakdschy wird euch dann erzählen, wie sie ihn behandelt haben. Sie schlossen ihn für die ganze Nacht mit all den Seinen im Keller ein –“
    „Und er hat es sich gefallen lassen?“ rief Manach el Barscha.
    „Mußte er nicht?“
    „Mit all den Seinen! Konnten sie sich nicht wehren?“
    „Habt ihr euch denn gewehrt? Nein, ihr seid schleunigst fortgeritten!“
    „Der Soldaten wegen, welche sie bei sich hatten.“
    „O, nicht einen einzigen hatten sie bei sich; das hat der Konakdschy später gar wohl gemerkt.“
    „Tausend Teufel! Wenn das wahr wäre!“
    „Es ist so! Sie haben euch durch eine List getäuscht. Diese Kerle sind nicht nur verwegen wie die Jabani kediler (Wildkatzen), sondern auch verschlagen wie die Gelindschikler (Wiesel). Nehmt euch nur in acht, daß sie nicht die heutige Falle wittern! Der widerwärtige Effendi hat Verdacht gegen den Konakdschy und auch gegen mich geäußert. Es dauert so lange, bis sie kommen; sie müßten schon da sein. Ich will nicht befürchten, daß sie erraten, was ihrer hier wartet.“
    „Das können sie unmöglich wissen. Sie kommen gewiß und dann sind sie verloren. Die Aladschy haben geschworen, den Deutschen bei lebendigem Leib langsam in Stücke zu zerschneiden. Barud hier nimmt den Montenegriner Osco, und mir

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