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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leute zum Herbeischaffen des Holzes.“
    „Nun, so ist der betreffende Knecht ein außerordentlicher Pfiffikus, welcher es versteht, eine Sache so vorteilhaft wie möglich einzurichten.“
    „Wie meinst du das?“
    „Nun, wenn wir hier hereingekrochen sind, so dauert das Feuermachen mittels Stahl und Schwamm so lange, daß wir inzwischen Lunte riechen und wieder herauskriechen können. Mit einem Streichhölzchen aber ist es augenblicklich getan.“
    Er erschrak, und ich bemerkte trotz seines rußigen Gesichtes, daß er sich entfärbte.
    „Herr!“ rief er, „ich verstehe dich nicht. Ich weiß nicht, was du meinst.“
    „Soll ich dir das wirklich erst sagen?“
    „Ja, sonst weiß ich es nicht.“
    „Nun, sieh doch, wie schön du den Eingang aus lauter Tschyra (Kienholz) zusammengesetzt hast, welches sofort brennt und einen solchen Qualm entwickelt, daß ein jeder, welcher wieder hinauskriechen wollte, augenblicklich ersticken müßte. Und dieses Holz liegt auf einer Strohunterlage, an welche man das Zündholz hält. Wenn das die Herrlichkeiten sind, welche wir anstaunen sollen, so bedanken wir uns recht sehr. Wir haben keineswegs die Absicht, uns in der Juwelenhöhle ersticken und braten zu lassen.“
    Er starrte mich einen Augenblick lang wie gedankenlos an. Dann rief er zornig:
    „Was fällt dir ein! Willst du mich für einen Mörder erklären? Das dulde ich nicht. Das erfordert Rache! Ich bin bis aufs Blut beleidigt. Komm, Marki, sie gelangen nicht zu ihren Waffen. Schießen wir sie nieder!“
    Er wollte fortlaufen, zu unsern Pferden hin. Der ‚Gelehrte‘, welcher jetzt Marki genannt wurde, schickte sich an, ihm zu folgen. Da zog ich die beiden Revolver heraus, welche ich in die Tasche gesteckt hatte, und gebot:
    „Halt! Keinen Schritt weiter, sonst schieße ich euch nieder! Von solchen Schurken, wie ihr seid, läßt man sich nicht betrügen.“
    Sie sahen die auf sie gerichteten Läufe und blieben stehen.
    „Ich – ich – wollte nur scherzen, Herr!“ stieß der Köhler hervor.
    „Ich auch. Man kann sich ja auch einmal zum Spaß eine Kugel in den Leib jagen lassen. Es ist das freilich nicht jedermanns Sache; aber wenn es euch so beliebt, dann könnt ihr es haben.“
    „Es war nur Zorn über die Beleidigung!“
    „Nun denn, wenn du zornig bist, dann scherzest du? Da bist du wirklich ein außerordentlich seltener Mensch!“
    „Du hast doch vorhin gesagt, daß du mich für einen guten Menschen hältst!“
    „Allerdings, aber man kann sich täuschen.“
    „Habe ich euch nicht ganz freundlich empfangen?“
    „Ja, und dafür bin ich dir dankbar. Wegen dieses Empfanges will ich das jetzt Geschehene vergessen; aber es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß uns, so lange wir uns ausruhen, niemand gefährlich werden kann. Setzt euch hier auf die Bank! Meine Begleiter werden dort auf dem Holzklotz Platz nehmen und denjenigen von euch, welcher Miene macht aufzustehen, ohne weiteres erschießen.“
    Ich winkte Osco und Omar. Sie setzten sich auf den Klotz, nachdem sie vorher die sämtlichen Waffen geholt hatten. Derselbe lag ungefähr zwanzig Schritte von der Bank entfernt. Die beiden konnten also den Köhler und den Alim mit ihren Flinten leicht im Schach halten. Den letzteren hingegen war es möglich, sich miteinander zu unterhalten, ohne von den ersteren gehört zu werden. Das war es, was ich bezweckte.
    „Herr, das haben wir nicht verdient“, murrte Scharka. „Du trittst ja wie ein Räuber auf!“
    „Nicht ohne Grund. Das weißt du am besten.“
    „Ich kenne keinen Grund. Daß ich zornig gewesen bin, darf dich nicht wundern. Nun soll ich hier vor den Mündungen der Gewehre sitzen, auf meinem eigenen Grund und Boden? Das ist mir noch nicht passiert!“
    „Es wird nicht lange dauern. Wir werden bald aufbrechen. Hoffentlich machst du deinen Fehler dadurch gut, daß du uns den besten Weg nach Ibali beschreibst.“
    Seine Augenlider zuckten leise; er konnte sich doch nicht ganz beherrschen und die Freude verbergen, die er bei meiner Frage empfand.
    „Ja, das tue ich gern“, sagte er.
    „Nun, wie reiten wir?“
    „Du wirst bemerken, daß dieses Tal zwei Ausgänge hat, einen nach Süden und einen nach Westen. Letzterem müßt ihr folgen. Ihr kommt dann wieder in ein Tal, welches viel länger und breiter ist, als dieses hier. Da gibt es Wagengleise, welche von dem Fuhrwerk Junaks stammen. Ihr folgt denselben, bis ihr an eine Höhe gelangt, die sich quer vor euch legt. Dort teilen sich die

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