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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zuverlässig“, antwortete ich ihm.
    „Nicht? Wieso?“
    „Wir hatten einen, der uns alles Gute versprach. Er wollte uns bis hierher bringen, denn er kannte dich sehr gut.“
    „Ein Bekannter von mir? Wer sollte das gewesen sein?“
    „Der Wirt des Treska-Konaks.“
    „Den kenne ich allerdings. Er ist ein braver und zuverlässiger Mann. Wie kommt es, daß er sich nicht bei euch befindet?“
    „Er ist schändlicherweise zurückgeblieben, noch ehe wir das Ziel erreichten.“
    „Das wundert mich sehr von ihm. Was hat er denn für einen Grund gehabt?“
    „Frage ihn selbst, wenn du ihn einmal triffst. Es sind über diese Angelegenheit gar nicht viele Worte gemacht worden. Ich vermute aber, daß es eine Gesellschaft gegeben hat, die ihm lieber gewesen ist, als die unserige. Zu ihr hat er sich höchst wahrscheinlich begeben.“
    „Welche Leute waren das?“
    „Du kennst sie jedenfalls nicht.“
    „Nun, ich bin doch mit vielen Leuten bekannt!“
    „Mit denen aber wohl nicht, die ich meine, denn du scheinst ein braver und ehrlicher Mann zu sein.“
    „Und das waren die Betreffenden wohl nicht?“
    „Nein, sie sind Diebe und Räuber. Es sind zwei Brüder, welche Aladschy genannt werden, und es waren noch einige andere dabei.“
    „Aladschy?“ meinte er kopfschüttelnd. „Diesen Namen kenne ich allerdings nicht.“
    „Das habe ich mir gedacht.“
    „Aber so wundert es mich sehr von meinem Bekannten, dem Konakdschy, daß er sich zu ihnen begeben hat. Er scheut alles, was gegen die Gebote des Koran und des Großsultans ist.“
    „Wenn das bisher so war, so ist es eben nun anders geworden.“
    „Wo befinden sich denn diese Räuber?“
    „Das hat er mir natürlich nicht gesagt. Vielleicht teilt er es dir mit, wenn du ihn fragst.“
    „So sage mir doch nur, an welchem Ort er euch verlassen hat!“
    „Wer kann das genau sagen! Es war in einem Hohlweg. Wir sind aber durch so viele Täler und Schluchten gekommen, daß wir sie gar nicht gezählt haben.“
    Er sah mir nachdenklich in das Gesicht. Die dumme Art meiner Antwort harmonierte wohl nicht mit der Vorstellung, welche er sich von mir gemacht hatte.
    „Wo seid ihr in der letzten Nacht geblieben?“ erkundigte er sich weiter.
    „Bei Junak, deinem Schwager.“
    „Bei dem?“ rief er im Ton herzlichster Freude. „So seid ihr mir doppelt willkommen! Wie hat euch Junak gefallen?“
    „Ganz so gut wie seine Frau, deine Schwester.“
    „Das freut mich sehr. Es sind außerordentlich liebe, wenn auch arme Leute. Ihr werdet bei ihnen sehr gut aufgehoben gewesen sein?“
    „Ja, es hat uns niemand etwas getan.“
    Er schien einen langen, ausführlichen Bericht zu erwarten. Ich gab ihm aber die letztere Antwort in kurzem Ton und wendete mich von ihm ab. Trotzdem fragte er noch:
    „Wie kommt es aber, daß der Konakdschy euch grad zu mir führen sollte?“
    „Er sollte nicht, er wollte. Er sprach von der außerordentlichen Schönheit der Gegend, von den gewaltigen Felsen und von vielem anderen.“
    Da winkte der Alim dem Köhler heimlich zu, was ich aber doch bemerkte, und fragte:
    „Hat er euch nicht auch von der berühmten Höhle erzählt, welche sich hier befindet?“
    „Er hat uns sogar aufgefordert, Scharka zu bitten, daß er uns dieselbe zeige.“
    „Wißt ihr alles, was man sich von ihr erzählt, auch das von den Juwelen?“
    „Alles!“
    „So will ich euch gestehen, daß auch ich nur wegen dieser berühmten Höhle hierhergekommen bin. Scharka zeigt sie nicht gern; aber ich bat ihn so lange, bis er mir versprach, mich hineinzuführen. Ich glaube, er wird auch euch die Erlaubnis geben.“
    „Nun“, meinte ich gleichgültig, „alles, was man von ihr berichtet, halte ich für Märchen. Ob ich sie sehe oder nicht, das ist mir gleichgültig.“
    „So darfst du dir's nicht denken!“ fiel er schnell ein. Und nun begann er eine lange Aufzählung der Herrlichkeiten, welche die Höhle enthalten sollte. Scharka stimmte so eifrig ein, daß auch ein Dummkopf hätte merken müssen, es sei ihr sehnlicher Wunsch, uns diesen so berühmten Ort zu zeigen. Wir waren dem uns gelegten Hinterhalt entronnen; der Höhle aber sollten wir nicht entgehen. Der Köhler hatte ja dem andern gesagt, auf welche Weise wir dann umgebracht werden sollten.
    Ich tat, als hätte ich mich überzeugen lassen, und sagte schließlich:
    „Nun, wenn es wirklich so ist, so will ich sie mir ansehen. Wann willst du sie uns zeigen?“
    „Sogleich, wenn es dir gefällig ist.“
    „Gut, so

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