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17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

Titel: 17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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wir das Mrs Thistle, meine Liebe«, sagte sie, und ich spitzte die Ohren, bis sie fortfuhr: » Amelia, bitte. Engel der Barmherzigkeit haben ein Recht darauf, den Vornamen zu benutzen.«
    » Ich bin kein Engel«, sagte ich, » und wenn ich Sie Amelia nennen darf, dann bin ich für Sie Lori. Jeder im Dorf nennt mich so. Nehmen Sie Platz und versorgen Sie sich mit Plätzchen, Amelia. Ums Wohnzimmer kümmere ich mich.«
    Ich war ein bisschen enttäuscht, weil es mir in diesen ersten dreißig Minuten seit meiner Ankunft in Pussywillows noch nicht gelungen war, Mrs Thistles wahre Identität zu lüften. Aber als ich das Wohnzimmer betrat, machte meine Enttäuschung einem aufgeregten Kribbeln Platz. Selbstverständlich wäre ich jedem, der sich in einer ähnlichen Situation wie Mrs Thistle befunden hätte, zur Hand gegangen. Aber in diesem besonderen Fall freute ich mich, dass sich mir obendrein die unverhoffte Gelegenheit bot, jene Dinge aus nächster Nähe zu betrachten, die Bill und die anderen Dorfbewohner nur aus der Ferne gesehen hatten.
    Schnell befreite ich den Raum von leeren Kartons und Verpackungsmaterial, schob die halb geleerten und geöffneten Umzugskartons ordentlich aufgereiht an eine Wand und entzündete ein Feuer im Kamin. Die prall gefüllten Müllsäcke deponierte ich neben der Haustür, um sie später zu den Mülltonnen zu schaffen. Dann gönnte ich mir eine Pause, um die Szenerie in Augenschein zu nehmen, die meine Aufräumaktion enthüllt hatte.
    Ich sah, was Bill mir bereits in groben Zügen beschrieben hatte: eine charmante Mischung aus Alt und Neu. Burgunderrote Taftvorhänge hingen an den Fenstern, und ein farbenfroher türkischer Läufer wärmte den frisch polierten Dielenboden. Ein Vitrinensekretär aus glänzendem Kirschholz bildete den Mittelpunkt an der inneren Wand– eine effiziente Form der Möblierung, da das Möbel die Funktion eines kleinen Schreibtischs mit der eines Bücherschranks vereinte.
    Eine Messingstehlampe mit Pergamentschirm tauchte die Sitzgruppe vor dem Kamin, bestehend aus einem gemütlichen Zweiersofa und zwei Armsesseln, die sich um einen Palisandertisch gruppierten, in sanftes Licht. Das Zweiersofa war mit einem rötlich braunen Tweedstoff bezogen und die Armsessel mit einem prächtigen Polsterstoff mit Paisleymuster in Braun, Gold und Burgunderrot. Die dunklen Möbel bildeten einen reizvollen Kontrast zu den weiß getünchten Wänden und waren die perfekte Ergänzung zu dem rauchgeschwärzten Eichenbalken des Kaminsimses.
    Während das Geschirr und die Töpfe von Mrs Thistle bis auf Weiteres verschollen blieben, hatte sie bereits eine Sammlung kleinerer, weniger praktischer Dinge aus den Umzugskartons geborgen. Die Schrankregale über dem Sekretär waren bestückt mit hübschen und möglicherweise verräterischen Zierelementen– Blumen aus Porzellan, mundgeblasene Blüten aus Glas und Blumensträuße aus Knochenporzellan–, und auf dem Kaminsims thronte eine hübsche emaillierte Reiseuhr. Zwei Fotos rahmten sie ein, silbergerahmte Farbporträts von zwei Männern, die beide lächelten, einer davon blauäugig, glatt rasiert und mit beginnender Glatze, der andere mit sportlicher Hornbrille, dunklem Bart und langem schwarzem Haar. Ich fragte mich, wer diese Männer wohl waren, und war gespannt, ob Mrs Thistle es mir verraten würde. Mit geschultertem Besen kehrte ich in die Küche zurück.
    Gleich bei meinem Eintreten war mir klar, dass meine Quiche– und eine Handvoll Cookies– Mrs Thistles Lebensgeister wiedererweckt hatten. Sie hatte ihren Haarknoten am Hinterkopf erneuert, in ihre Wangen war Farbe zurückgekehrt, und der leicht verzweifelte Ausdruck in ihren Augen war verschwunden.
    » Sind Sie schon fertig?«, fragte sie und wischte sich Krümel von den Fingern.
    » Als Mutter von zwei kleinen Jungen«, sagte ich, » habe ich gelernt, wie man dem Chaos zu Leibe rückt. Nicht dass Ihr Wohnzimmer chaotisch…«
    » Doch, war es«, sagte sie liebenswürdig und stand auf. » Dann wollen wir mit unserem Tee ins Wohnzimmer gehen und sehen, was Sie vollbracht haben.«
    Fast konnte ich hören, wie sich der viktorianische Silberschmied in seinem Grab umdrehte, als sie sein Prachtstück benutzte, um die plumpe kirschrote Teekanne, zwei Marmeladengläser und die geöffnete Frischhaltebox aus Plastik mit den Haferflockenplätzchen darin ins Wohnzimmer zu transportieren. Lächelnd stellte ich den Besen in den Schrank zurück und folgte ihr.
    Sie platzierte das Tablett auf den

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