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17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)

Titel: 17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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und einer kirschroten bauchigen Teekanne auf der Arbeitsfläche neben der Spüle. Die einzigen Trinkgefäße waren ein Dutzend Marmeladengläser, wovon eines dem dunklen Rand zufolge bereits benutzt war. Ich hatte noch nie Tee aus einem Marmeladenglas getrunken, aber Mrs Thistle hatte diese Erfahrung offensichtlich schon gemacht.
    Ich hatte weder Sahne noch Zucker mitgebracht, die ich meiner Gastgeberin hätte anbieten können, aber das schien ihr nichts auszumachen. Nachdem sie den schlimmsten Hunger gestillt hatte, nahm sie mit dankbarem Lächeln ein Glas mit schwachem, unverfälschtem Tee von mir entgegen. Sie nippte vorsichtig daran und hielt dann das Marmeladenglas auf Armeslänge von sich weg und musterte es.
    » Die benutze ich normalerweise zum Säubern meiner Pinsel«, sagte sie lakonisch, » aber die Not kennt kein Gebot.«
    Ich wollte gerade mein Glas zum Mund führen, aber ihre Worte ließen mich erschrocken auf halbem Weg innehalten.
    » Ich habe sie gut ausgespült, keine Sorge«, sagte Mrs Thistle, der meine Reaktion nicht entgangen war. » Außerdem benutze ich ungiftige Farben.«
    » Sie malen also?«, fragte ich, als wäre der Gedanke, dass sie mit Pinseln hantierte, völlig neu für mich.
    » Ich dilettiere ein wenig.« Und bevor ich sie fragen konnte, was genau sie unter » Dilettieren« verstehe, lenkte sie unser Gespräch auch schon in eine völlig andere Richtung.
    » Sie sind Amerikanerin«, sagte sie. » Ihr Akzent verrät Sie, und die Tatsache, dass Sie das Wort cookies benutzten– eine Engländerin hätte biscuits gesagt. Und Ihre ungezwungene Art hat Sie ebenfalls verraten. Eine Engländerin hätte mich gewiss nicht aufgefordert › reinzuhauen‹. Sie hätte verzweifelt nach einem Teller gesucht. Im Allgemeinen sind Amerikaner viel lockerer in solchen Dingen, insbesondere in einer Notsituation, und ich versichere Ihnen, dass es eine solche war.« Sie hob das Kinn und sah mich wissend an. » Sie wissen, was es heißt, Hunger zu haben.«
    Wieder zuckte ich zusammen, diesmal vor Überraschung. Es stimmte: Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich einige magere Jahre durchgemacht, aber das konnte Amelia Thistle unmöglich wissen. Wenn sie jedoch tatsächlich Mae Bowen war und in die Seele eines Krokus blicken konnte, war die menschliche Seele für sie womöglich ebenfalls ein offenes Buch.
    » Ja«, sagte ich. » Ich weiß, was es heißt, hungrig zu sein. Das zählt zu den Erfahrungen, die man nie vergisst.«
    » Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wie viele Menschen sie teilen.« Sie öffnete eine der Plätzchendosen, beugte sich darüber und schnupperte genüsslich. » Himmlisch. Was für Plätzchen sind das?« Sie setzte bereits dazu an, biscuits zu sagen, besann sich dann aber und ersetzte es durch die amerikanische Bezeichnung cookies.
    » Haferflockenplätzchen. Meine Mutter hat sie für mich gebacken, als ich noch klein war.«
    » Und Sie setzen diese Tradition fort«, sagte sie. » Meine Mutter hat mir gezeigt, wie man Schwarzbrot backt. Das ist so ziemlich das Ausgefallenste, was ich in der Küche zustande bringe. Vielleicht werde ich demnächst einen Laib für Sie backen, sobald das Chaos in meiner Küche gebändigt ist. Aber nun lassen Sie es uns gemütlich machen und Ihre herrlichen Cookies kosten.«
    Sie stand auf, wühlte wieder in einem der Kartons und brachte ein viktorianisches Silbertablett mit einem ziselierten Blumenmuster zum Vorschein.
    » Keine Ahnung, warum ich das Teetablett zum Besteck getan habe«, sagte sie mit einem Kopfschütteln, » aber umso besser. Hätte ich es zusammen mit dem Geschirr verstaut, hätten wir uns durch wer weiß wie viele Kartons arbeiten müssen, um es zu finden.« Sie reichte es mir und ging dann zum Besenschrank, um einen Besen und einige Müllbeutel herauszuholen. » Wenn Sie den Tee und die Cookies mitnehmen, räume ich inzwischen das Wohnzimmer einigermaßen frei und mache Feuer im Kamin. Ich habe gestern Abend, noch ehe es zu regnen anfing, ein paar Holzscheite aus dem Schuppen geholt. Damit sollte es mir doch gelingen, ein bescheidenes Feuerchen zu entfachen. Vorausgesetzt, ich habe noch genügend Zunder.«
    » Kommt gar nicht in Frage.« Ich stellte das Tablett auf den Tisch und nahm ihr Besen und Müllbeutel aus den Händen. » Ich kümmere mich um das Wohnzimmer und das Feuer. Sie setzen sich derweil hin und ruhen sich aus. Sie haben eine harte Nacht hinter sich, Mrs Thistle. Gönnen Sie sich eine Verschnaufpause.«
    » Ach, lassen

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