17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
nur ein, zwei Minuten, um Mrs Thistle durch die Sakristei in die Krypta hinunterzuführen. Jedenfalls nicht länger als das Lied dauere und wir wieder Platz genommen hätten.«
» Blieb also nur noch die Frage, wie wir die Bowenisten wieder loswerden«, sagte Charles.
Der Pfarrer ließ sich wieder vernehmen. » Aus mir völlig unerfindlichen Gründen hat Bree mir die Aufgabe zugewiesen, diese Leute so sehr zu langweilen, dass sie schließlich freiwillig das Feld räumten.« Er sah sie lächelnd an. » Ich hoffe, ich habe Ihre Erwartungen erfüllt.«
» Sie haben sie bei weitem übertroffen«, erwiderte Bree. » Nicht böse sein, Mr Bunting, aber Ihre zweite Predigt hat mich auf eine echt harte Probe gestellt. Mich wundert es, dass die Bowenisten so lange ausgehalten haben.«
» Ich bin überrascht, dass überhaupt jemand so lange ausgehalten hat«, sagte Lilian. » Du warst brillant, Teddy.«
» Mr Bunting sollte so lange reden, bis ich ihm ein Zeichen gab, dass die Luft wieder rein war«, erklärte Bree und fuhr sich abermals mit der flachen Hand über die Kehle. » Und das tat ich dann auch, nachdem ich hinausgehuscht war und mich davon überzeugt hatte, dass die Bowenisten abgefahren waren.«
» Ich bin schwer beeindruckt!« Ich machte eine tiefe Verbeugung in die Runde der triumphierenden Verschwörer. » Nein, ich bin baff. Was für eine grandiose List ihr euch habt einfallen lassen! Und mehr noch, was für ein großartiges Talent, eine solche Menge zu mobilisieren und zu motivieren!«
» Sie mussten erst gar nicht motiviert werden«, warf der Pfarrer ein. » Meine Schäfchen mögen es nicht, wenn jemand verfolgt und belästigt wird, und schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Frau handelt. Sobald ich ihnen Mrs Thistles Dilemma beschrieben hatte, waren sie Feuer und Flamme und konnten es kaum erwarten, ihr zu Hilfe zu eilen. Ich vermute, dass sie allesamt ihre helle Freude daran hatten, den Bowenisten ein Schnippchen zu schlagen. Außerdem: Gibt es etwas Befriedigenderes, als durch eine schmetternde Darbietung von › Jerusalem‹ das Haus zum Beben zu bringen?«
» Es ist ein Jammer, dass sich William die Messe hat entgehen lassen«, sagte Millicent. » Er hat eine so schöne Singstimme.«
» Wie ich dir bereits gesagt habe, Millicent«, erwiderte Elspeth mit allwissender Miene, » ist William zurzeit mit einem wichtigen Projekt beschäftigt. Bestimmt wird er nächsten Sonntag wieder in die Kirche kommen.«
» Wollen wir hoffen, dass die Bowenisten uns nächsten Sonntag verschonen«, sagte der Pfarrer.
» Sollen sie ruhig kommen«, sagte Lilian trotzig. » Mit Bree an unserer Seite kann uns nichts passieren.«
» Bevor ich vor Stolz platze«, erwiderte diese, » steig ich rasch in die Krypta hinab, um den Flüchtlingen zu sagen, dass die Luft rein ist.«
» Nicht nötig«, sagte ich. » Sie sind schon da.«
Mr Barlow und Amelia waren soeben mit Spinnweben im Haar, schlammverkrusteten Schuhen und aufgeregten Mienen aus der Sakristei aufgetaucht.
» Ihr werdet nie erraten, was in der Krypta passiert ist«, sagte Amelia außer Atem. » Nie im Leben. Es ist einfach unglaublich.«
» Dann erzähl es uns besser gleich«, sagte ich und fürchtete einen Moment lang, sie würde uns ihre Verlobung mit Mr Barlow bekanntgeben.
Stattdessen streckte Amelia ihre Hand vor, aus der an beiden Seiten je ein Ende einer Pergamentrolle ragte, und rief: » Wir haben die vierte Seite gefunden!«
21
Ich starrte auf ihre Hand mit der Pergamentrolle und rief verblüfft aus: » Du meine Güte!«
» Ich habe sie noch nicht geöffnet«, sagte Amelia. » In der Krypta ist es ziemlich staubig und moderig.«
» Millicent«, sagte Elspeth im Befehlston, » geh und hol Selena und Opal. Das wollen sie sich bestimmt nicht entgehen lassen.«
» Warum soll ich sie denn holen? Deine Beine scheinen auch noch recht gut zu funktionieren.«
» Pst, meine Damen, wenn ich bitten darf!« Lilian bedachte die beiden mit einem tadelnden Blick. » Mrs Thistle will uns gerade enthüllen, wie sie und Mr Barlow ihre wundersame Entdeckung gemacht haben.«
» Warum setzen wir uns nicht?«, schlug der Pfarrer vor.
Er ließ sich in der ersten Reihe nieder, und der Rest von uns folgte seinem Beispiel. Als auch Mr Barlow es uns gleichtun wollte, zupfte Amelia ihn am Ärmel und zog ihn mit sich, um sich mit ihm vor das Altargeländer zu stellen.
» Bitte erzählen Sie«, sagte sie. » Es war Ihr Geniestreich, nicht meiner.« Sie tätschelte
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