1700 - Hüter der Apokalypse
hatte.
Der Rover stand bereit, ich stieg ein und verließ das Yard-Gelände. Weit kam ich nicht, denn schon bald hielt mich ein erster Stau auf. Er kam mir sogar gelegen. So konnte ich mit Suko telefonieren und ihm sagen, dass ich an diesem Abend noch vorbeikommen wollte.
Leider hob niemand ab. Wahrscheinlich waren er und Shao unterwegs. Dann würde ich sie eben überraschen.
Das Wetter zeigte sich von seiner herbstlichen Seite. Es war diesig, ein leichter Sprühregen sickerte aus den tiefen Wolken, und dementsprechend gestaltete sich auch der Verkehr. Er war mehr als dicht, und immer wieder geriet ich in einen Stau.
Dabei lag meine Wohnung nicht so weit entfernt, aber in London zu fahren hieß auch, sich in Geduld fassen zu müssen. Wieder einmal musste ich stoppen.
Neben mir hielt ein Sprinter. Einer dieser schnellen Transporter, die immer mehr in Mode kamen. Ich verschwendete keinen Blick an ihm und hätte es besser getan, aber später ist man immer schlauer. Ich hätte auch meine Autotüren verschließen sollen, was ich auch versäumt hatte, und so wurde die Beifahrertür plötzlich aufgerissen.
Ich sah den Oberkörper eines Mannes. Dann ein Gesicht, das verzogen war, und genau vor diesem Gesicht tauchte ein Gegenstand auf, der ein zischendes Geräusch abgab.
Einer sprühte etwas in mein Gesicht, und dann hatte ich erst mal Sendepause …
***
Ich wurde nicht bewusstlos, aber ich war auch nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Ich hing in meinem Sitz, bekam eigentlich alles mit, konnte nichts tun und blieb in dieser wehrlosen Haltung.
Mein Gehör funktionierte noch, und so vernahm ich die fremde Stimme. »Dies ist unsere erste und auch letzte Warnung. Wenn du deine Finger nicht von diesem Fall lässt, bist du tot. Die Hüter der Apokalypse kann niemand aufhalten, auch du nicht. Kümmere dich um andere Fälle, aber nicht um uns.«
Ich wollte etwas sagen, doch es war nicht möglich. Mein Gesicht war vereist. Es gelang mir nicht, meine Lippen zu bewegen. Ich war aus dem Verkehr gezogen.
Jemand umklammerte meinen Hals und schüttelte mich durch. »Hast du das begriffen?«
Ich wollte ihm antworten, konnte es aber nicht. Dann hörte ich einen Pfiff, und das Gesicht vor mir verschwand.
Ich allerdings verschwand nicht. Ich lag angeschnallt halb auf meinem Sitz und war ziemlich groggy. Noch immer hatte sich die Eiseskälte auf meinem Gesicht verteilt. Andere Autofahrer hupten. Ich wusste, was sie wollten.
Sie forderten mich auf, weiterzufahren, aber das war nicht möglich. Noch immer war ich zu erledigt, und erst allmählich ließ die Lähmung in meinem Gesicht nach.
Ich raffe mich so weit auf, dass ich in einer normalen Haltung saß. Trotzdem drückte ich den Kopf nach vorn und presste die Hände gegen mein Gesicht. Dieser Überfall hatte mich schockartig getroffen. Allerdings hatte er mir bewiesen, wie nahe sich meine Gegner schon an mich herangetastet hatten. Dass sie mich am Leben gelassen hatten, wunderte mich. Aber wahrscheinlich hätte der Mord an einem Yard-Beamten im Moment ein zu großes Aufsehen erregt. Also war es zunächst bei der Warnung geblieben.
Jemand zerrte die Fahrertür auf. Ich drehte den Kopf und sah in das Gesicht einer Frau, das einen besorgten Ausdruck zeigte.
»Kann ich Ihnen helfen? Ich bin ausgebildete Krankenschwester und könnte Ihnen …«
»Danke, das ist sehr lieb«, sagte ich mit schwerer Zunge, »aber mir geht es schon wieder besser.«
Sie ließ nicht locker. »Ist Ihnen schlecht geworden? Oder ist Ihr Kreislauf nicht in Ordnung?«
»Keine Sorge, ich bin okay.«
»Aber etwas muss doch …«
»Bitte, lassen Sie mich mal durch.« Eine Männerstimme hatte gesprochen. Die Frau wurde zur Seite geschoben, und ein uniformierter Kollege beugte sich in meinen Rover.
»Alles okay, Sir?«
»Ja, fast. Hören Sie, ich bin soeben überfallen worden. Der Mann muss aus einem Transporter gestiegen sein, der neben meinem Wagen angehalten hat. Seine Farbe war hell. Haben Sie zufällig etwas davon mitbekommen?«
»Nein, das habe ich nicht. Aber was ist mit Ihnen? Fehlt Ihnen etwas? Können Sie eine Beschreibung der Person liefern?«
»Es ging alles zu schnell. Und mir fehlt auch nichts. Ist schon gut, Officer.«
Er deutete ein Kopfschütteln an. »Dann wollen Sie keine Anzeige erstatten?«
»So ist es.« Ich holte meinen Ausweis hervor und hielt ihn dem Mann entgegen.
Er las und sagte: »Oh – Sie – Sie sind …«
»Genau. Ein Kollege.«
»Soll ich Sie zu Ihrem Ziel
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