1700 - Möbius
wissen kannst, Perry", erzählte Saedelaere. „Bevor Moira dich von Charon zurückgeholt hat, waren zwölf der vierzehn Spindelwesen bereits an Bord der STYX. Du weißt, daß sie einen Raum für sich hatten, fünfzig Meter weiter, rechts den Gang entlang."
„Ich war ein paarmal bei ihnen, ja."
„Nach dem Aufenthalt auf Charon ist keiner wieder in diesen Raum zurückgekehrt. Der Raum steht seitdem leer. Man kann die Tür leicht öffnen."
Rhodan überlegte kurz.
„Und?"
Saedelaere machte eine ungeduldige Handbewegung. „Dieser Wechsel muß einen Grund haben. Alles hier hat einen. Wenn wir den Details keine Bedeutung beimessen, kommen wir nie darauf."
„Und was willst du jetzt tun, Alaska?"
„Das weiß ich noch nicht. Ich will wissen, wo sie abgeblieben sind."
„Bedenke", sagte Rhodan überraschend sanft, „daß wir uns in Moiras Schiff befinden. Gegen ihren Willen kannst du nichts unternehmen."
Saedelaere wiederholte seine ungeduldige Bewegung von eben, und diesmal steckte eine klar definierte Entschlossenheit dahinter.
„Wir werden sehen, Perry. Testen wir, wie weit sie mich gehen läßt."
Der ehemalige Maskenträger erhob sich und verließ die Unterkunft.
*
Die Unterbrechung ihrer Sitzung dauerte nur kurze Zeit. Sie reichte einem unsichtbaren Verfolger jedoch aus, sich an Voltagos Fersen zu heften.
Er überlegte, aus welchem Grund Moira so etwas zuließ. Vielleicht, weil er die Angelegenheit problemlos selbst bereinigen konnte.
Voltago blieb nach der Biegung des Ganges stehen und wartete in aller Seelenruhe auf die Gestalt, die ihm folgte. Die Ortergeräte, stets aktiv in seinen Wadenblöcken, erlaubten einen fast ungehinderten Blick auf die Person, die sich hinter der lichtkrümmenden Wirkung des Feldes verbarg. Nur das Gesicht konnte er nicht erkennen.
Für menschliche Verhältnisse blitzschnell, für seine eigenen mit aller Vorsicht, streckte er die Hände aus. Der Terraner vermochte nicht mehr auszuweichen.
„Zeig dein Gesicht!" forderte Voltago.
Das Feld erlosch. Vor ihm stand Alaska Saedelaere, der früher einmal das Cappin-Fragment getragen hatte und in dessen Gesicht Voltago immer noch einen seltsamen Rest von Strahlung spürte.
„Saedelaere", sagte er. „Ich hätte dich für klüger gehalten. Dieses Verhalten ist deiner unwürdig."
Der ehemalige Maskenträger lächelte verzerrt, und Voltago nahm es kaum wahr, weil seine gedankliche Kapazität um ein völlig anderes Problem kreiste.
„Du mußt damit aufhören, Saedelaere. Verfolge mich bitte nicht länger. Es gibt Dinge, die nicht für deine Augen bestimmt sind."
Voltago wunderte sich, daß Alaska Saedelaere keine Antwort gab: bis er auf den Gedanken kam, den Griff um seinen Hals zu lockern.
Der hagere Terraner gab ein röchelndes Geräusch von sich. „Ich verstehe. Ich halte mich fern."
Saedelaere sackte in sich zusammen, fiel auf die Knie, hustete qualvoll.
Voltago ließ ihn zurück. Das Thema war für ihn erledigt.
Statt dessen passierte er einen Übergang in der Korridorwandung, der für Terraner unsichtbar war, und erreichte jene Kammer des Schiffes, die außer ihm und den Spindelwesen nie jemand zu Gesicht bekommen würde.
Die Geschöpfe aus Segment und Spindel bildeten eine geometrische, annähernd runde Formation mit 21 Eckpunkten.
Voltago setzte sich zu ihnen. Sechs der Eckpunkte blieben leer, weil zur vollen Handlungsfähigkeit eben diese sechs Spindelwesen fehlten.
Voltago versetzte sich in völlige Starre. Er spürte jede Wärme aus seinem Körper entweichen, bis er den absoluten Nullpunkt des Planeten Charon erreichte.
Ihm gegenüber saß Nummer Elf auf dem Boden. Sie war eine grobknochige, mittelgroße Frau mit rundlichem Gesicht und blasser Haut. Ihre Augen waren braun. Voltago zerlegte den Anblick ihrer Sehorgane, bis von der eigentlichen Funktion nichts mehr übrigblieb.
Eine riesengroße, linsenförmige Fläche war es, die er sah. Braune Pigmentflecken stellten darin lediglich eine Art Unschärfe dar.
„Öffne dich", signalisierte er.
„Ich werde es tun", gab sie lautlos zurück.
Nummer Elf schickte einen rasendschnellen Datenstrom über den linsenförmigen Bildschirm.
Dabei handelte es sich nicht um astronomische, historische oder mathematische Daten. Im Gegenteil, Nummer Elf schickte alles, was ihre Person ausmachte.
Sie reduziert ihr Wesen auf eine kybernetische Einheit. Berechenbar. Es ist an mir, die Knotenpunkte zu entdecken.
„Stopp!" Der Datenstrom stockte. Voltago setzte
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