1700 - Möbius
die Söldnerin nur eine Komödie spielte.
„Die STYX hat Charon vor acht Minuten eurer Zeitrechnung verlassen", sagte sie. Die Aussage schlug unter den Aktivatorträgern wie eine Bombe ein. „Ich weiß natürlich, daß eure ODIN in etwa vier Wochen eurer Zeitrechnung auf Charon erwartet wird. Sorgt euch nicht darum, weil wir bis dahin wieder zurück sind. Unser Ziel ist gut 85 Millionen Lichtjahre vom Dunkelplaneten entfernt. Es handelt sich um einen Sampler-Planeten."
Alaska Saedelaere rechnete so schnell wie möglich im Kopf.
Dennoch kam ihm Rhodan zuvor. „85 Millionen", murmelte der Terraner, „das müßte der Planet sein, den wir Achtzehn genannt haben. Voltagos Geburtsort, die Monochrom-Welt.
Richtig?"
„Absolut korrekt, Perry Rhodan", bestätigte Moira. Der verwirrte Eindruck, den sie unterschwellig machte, wollte nicht verschwinden.
„Ich war mir selbst der Tatsache nicht bewußt, aber ich habe zwei Millionen Jahre auf diesen Augenblick gewartet. Seltsam. Es gibt eine wichtige Aufgabe, die erfüllt werden muß. Ich werde für die Spindelwesen die Stelle des Koordinators übernehmen."
„Und was ist das, was du koordinieren willst?"
„Die Zündung, Perry Rhodan, die Zündung."
Das 2 Meter 70 große, mit tödlichen Waffen in unglaublicher Menge ausgestattete Wesen kicherte. Saedelaere hütete sich, ihr Verhalten als Humor zu deuten.
Eher als fortschreitenden Irrsinn.
Moira breitete die Arme aus. Eine Batterie von Holoprojektoren erwachte plötzlich zum Leben und hüllte alles in der Zentrale in eine halbtransparente, gespenstische Szenerie.
„Wir wollen uns die Flugzeit ein wenig vertreiben", ertönte die Stimme der Söldnerin. „Ich erzähle euch eine alte Geschichte. Um genau zu sein: Sie ist zwei Millionen Jahre alt. Ich war damals ...
nun, sagen wir, eine unbeteiligte Zeugin."
*
„Seit Anbeginn aller Zeiten heißt es, der Kosmos sei unendlich.
Man könne das Universum von einem Ende zum anderen durchfliegen und käme doch niemals an. Die Weisesten aller Völker und aller Zeiten werden nicht müde, das zu behaupten. Und doch irren sie, weil sie nicht wissen, sondern glauben. Diese Weisen haben nie versucht, das Ende des Universums zu erreichen, und deshalb nie eine Grenze gefunden. Sie haben das Ende auch nie berechnet.
Andere Wesen kennen dagegen das Gefühl, wenn kein Ausweg existiert. Wenn man zehn Millionen Lichtjahre an einem Tag fliegt, und die lebendige Schöpfung endet...
Wenn man sich in die andere Richtung wendet, und nach einem Tag ist da kein einziger Schritt mehr, den man tun kann. Der Kosmos ist klein. Ich habe es erlebt. Ich war eine Zeugin der letzten Schlacht, die fast 50 Tage dauerte.
Die Bedrohung, die vor zwei Millionen Jahren an der Großen Leere entstand, ist nicht über Nacht hereingebrochen. Vielmehr kristallisierte sie sich über einen Zeitraum von tausend Jahren und mehr heraus.
Zuerst war da nur ein einziges, mächtiges Schiff, das den Schritt über seine Grenze hinaus getan hatte.
Aber die Wesen, die in den Galaxien entlang der Großen Leere lebten, besaßen keine Weisheit.
Sie betrachteten das Wesen, das in diesem mächtigen Schiff lebte, als gefährlichen Feind.
Gewiß, es hätte den Völkern stehlen können, was immer diese besaßen. Es hätte diese Völker auslöschen und deren Platz in der Schöpfung selbst einnehmen können. Aber das wollte es nicht.
Das Wesen war gekommen, um zu beobachten. Um zu sehen, was jenseits seiner Grenzen lag.
Und das Wesen fand, daß sich dort eine Welt erstreckte, die wirklich ohne Grenzen war.
Dieses Wesen nannte sich Ayindi.
Aber da waren die Völker der Großen Leere: mißgünstige, furchtsame Formen von Leben, ihrer eigenen Existenz nicht wert.
Die Völker versuchten, das Wesen Ayindi anzugreifen. Da es von anderer Natur war als seine neuen Feinde, stolz und voller Mut, stellte es sich dem Kampf.
An diesem Tag wurden angeblich zehntausend Raumschiffe vernichtet. Das Wesen jedoch zog davon und vergaß den Vorfall.
Als es in seine Heimat zurückkehrte, um zu berichten, beschlossen viele weitere Ayindi, die fremde Welt zu erkunden. Sich ihre eigenen Wunder suchen, das wollten sie, Wunder, die sie im Arresum längst verloren hatten.
An vielen anderen Orten entlang der Großen Leere, wo immer die Ayindi sich fortan sehen ließen, ereignete sich dasselbe. Die Völker dort legten Hinterhalte oder griffen offen an, wenn sie sich in millionenfacher Übermacht wähnten. Der Kampf allerdings ist eine
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