1702 - Rückkehr der Verdammten
John!«
***
Daran gab es jetzt keinen Zweifel mehr. Auch wenn wir niemanden sahen, aber sie hatten ihre Duftmarken hinterlassen wie ein Kater, der sein Revier abspritzt.
Ich drehte mich langsam zu Suko um. »Oder sie sind noch hier«, sagte ich mit leiser Stimme.
»Möglich.«
Wir standen in einem Raum, in dem früher die Reisenden ihre Fahrkarten gekauft hatten. An den Wänden hingen noch vergilbte Fahrpläne und irgendwelche Bilder, deren Motive nicht mehr zu erkennen waren.
Es gab noch eine zweite Tür. Dahinter hatten die Angestellten gesessen und Fahrkarten verkauft. Durch ein scheibenloses Fenster gelang uns der Blick hinein.
Auch der Raum war leer. Aber der Geruch hatte sich dort gehalten. Er kam mir intensiver vor als dort, wo wir standen.
Ich stieß erneut eine Tür auf, während Suko zurückblieb. Es stimmte wirklich. Der Gestank war hier deutlicher vorhanden. Als hätten die Gegner erst vor Kurzem ihr Versteck verlassen.
Auf dem Boden lag Unrat. Alte Dosen, verfaultes und vergilbtes Papier und sogar Kondome.
Ich wollte schon gehen, als ich etwas zu hören glaubte.
Ich blieb auf dem Fleck stehen und konzentrierte mich.
Ja, da war etwas.
Ein leises Rauschen. Allerdings nie gleichmäßig, sondern von Schwingungen getragen. Ich empfand es als sehr intensiv und hatte schließlich den Eindruck, als würde sich das Rauschen aus zahlreichen Stimmen zusammensetzen, die mir eine Botschaft vermitteln wollten.
Dann hatte ich den Eindruck, als würde jemand oder etwas über meine Haut streicheln, als wollte man Kontakt mit mir aufnehmen.
Ich öffnete meine Augen.
Nichts war zu sehen. Die Umgebung hatte sich nicht verändert. Es gab keine Gestalt, die mich berührt hätte, obwohl ich nicht daran glaubte, mich getäuscht zu haben.
Dafür tauchte Suko auf. Er sah mich leicht verwundert an. »He, was war mit dir los?«
»Was meinst du?«
»Ich habe hier hineinschauen können und gesehen, dass du die Augen geschlossen hast.«
»Das stimmt.«
»Und warum?«
»Etwas war hier, Suko.«
Er sagte erst mal nichts. Dann meinte er: »Also, mal ehrlich. Ich habe nichts gesehen.«
»Ich auch nicht. Dennoch bleibe ich dabei. Es kam mir vor, als wäre ich berührt worden. Allerdings von Händen, die ich nicht sah. Und ich hörte Stimmen, weiß aber nicht, was sie mir sagen wollten. Ich empfand sie mehr als ein Rauschen. Mal fern, mal näher. Und ich bin fest davon überzeugt, dass ich keiner Täuschung erlegen bin.«
»Aber die beiden Männer waren es nicht.«
»Nein, es sei denn, sie hätten sich aufgelöst oder wären in einen anderen Zustand übergegangen.«
»Okay«, sagte Suko. »Bleiben wir mal dabei, dass du dich nicht geirrt hast. Die alten Pestbringer sind es nicht gewesen. Wenn das zutrifft, dann müssen es andere gewesen sein, die sich hier unsichtbar zwischen uns aufhalten.«
»Ob sie noch hier sind, kann ich nicht sagen. Ich weiß jedenfalls, dass ich nicht allein gewesen bin. Und darüber müssen wir uns Gedanken machen.«
»Bist du schon zu einem Schluss gelangt?«
»Ja.«
»Und der lautet?«
»Dass die beiden Pestbringer Helfer haben. Es muss jemanden geben, auf den sie sich verlassen können und auch damals konnten, sonst hätten sie wohl kaum überlebt.«
Suko schaute mich an. In seinem Blick lag recht viel Skepsis. »Ist das nicht etwas zu weit hergeholt?«
»Es ist meine Meinung, und davon gehe ich nicht ab. Da kannst du denken, was du willst.«
»Klar. Eine andere Erklärung gibt es ja nicht. Die Frage ist nur, wer diese Helfer sein könnten.«
»Sichtbar sind sie jedenfalls nicht.«
Suko runzelte die Stirn. »Geister?«
»Möglich. Darauf festlegen möchte ich mich nicht. Mir sind auch keine feinstofflichen Gestalten aufgefallen, die mich an Geister erinnert hätten. Ich bleibe dabei und kann dir nur sagen, dass ich diese ungewöhnlichen Geräusche gehört habe. Vielleicht Stimmen, die sich zu einem Summen vereinigten.«
»Und das war dir neu?«
»Ja, ich habe Ähnliches noch nicht erlebt. Wir scheinen auf einer völlig neuen Spur zu sein.«
»Das befürchte ich auch. Und wo nehmen wir sie wieder auf? Oder versuchen es?«
»Nicht hier.«
Suko lächelte. »Das habe ich mir gedacht. Wir fahren zu diesem Pestfriedhof und müssen damit rechnen, dass wir weiterhin unter Kontrolle stehen.«
»Das sehe ich ebenfalls so.« Ob ich meinen Freund überzeugt hatte, wusste ich nicht. Es war auch letztendlich nicht wichtig. Wir konnten beide nur hoffen, dass wir den Beweis
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