1702 - Rückkehr der Verdammten
spaßig, und ich wollte wissen, was Suko dazu meinte. Er gab noch keine Antwort. Wir hatten den Ort mittlerweile erreicht und Suko lenkte den Rover auf einen leeren Platz, wo er abgestellt werden konnte.
»Was meinst du genau, John?«
Ich erklärte ihm das Problem, und er brauchte nicht lange, um die Antwort zu geben.
»Ja, in die Richtung habe ich auch schon gedacht. Ich kann sie ebenfalls nicht einschätzen. Jahrhunderte alte Zombies, die unverwest aus ihren Gräbern gestiegen sind, haben wir noch nicht gesehen. Ich glaube nicht mal, dass es sie gibt.«
»Oder in einer anderen Form. Noch als normale Menschen und nicht die Spur von verwest.«
»Richtig.« Er drehte mir seinen Kopf zu. »Wie könnte das passiert sein? Haben wir eine Erklärung? Wir – mit all unseren Erfahrungen?«
»Ich zumindest nicht. Ich stehe auf dem Schlauch, wie man so schön sagt. Es kommt mir so vor, als wären die beiden konserviert worden, um dann wieder aus der Erde geholt zu werden.«
»Kann man sie nicht auch neu geschaffen haben? Einfach nach ihren Ebenbildern?«
»Wäre auch eine Alternative. Ich frage mich nur, wer die Macht dazu hat.«
»Bitte, John, fragst du dich das wirklich?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht.« Dann lachte ich auf. »Irgendwie sind wir noch Laien, wenn man es genau nimmt. Wir wissen nicht, wozu unsere Gegner fähig sind. Hier scheinen wir etwas Neues zu erleben.«
Es lag auf der Hand, dass wir darüber nicht eben froh waren. Aber tun konnten wir dagegen auch nichts. Wir mussten es hinnehmen und hoffen, dass sich eine Lösung bot, wie auch immer.
»Steigen wir aus?«
Ich nickte. »Wir werden eine Runde drehen.«
Wir hatten im Lauf der Zeit schon zahlreiche Dörfer dieser Größe erlebt. Es war uns immer wieder gelungen, die Stimmung in diesen Orten einzufangen. Zumeist hatten wir die Angst der Menschen spüren können, weil etwas Unheimliches und Unerklärliches passiert war. Das war hier auch der Fall, doch es hatte nicht auf den Ort abgefärbt. Das Leben ging hier weiter. Dass sich zumeist Frauen und Kinder hier aufhielten, lag in der Natur der Sache, weil die Männer in den nahen kleinen Städten arbeiteten.
Rose Blackford hatte von einem Spritzenhaus gesprochen. Das suchten wir auf. Es lag in der Nähe des Bahnhofs. Zwei schon verwitterte Schilder wiesen uns den Weg.
Durch eine schmale Gasse näherten wir uns dem Gelände. Der Bahnhof war längst stillgelegt worden. Um das Gelände zu beiden Seiten der Schienen hatte sich niemand gekümmert. So hatte die Natur freie Bahn gehabt und sich ausgebreitet.
Es gab zwei Bauten. Zum einen das alte Bahnhofsgebäude und zum anderen das Spritzenhaus, das besser gepflegt war und eine zweiflügelige Tür hatte.
Zu sehen gab es für uns nichts. Wir umrundeten das Haus und schauten, ob es irgendwo eine Öffnung gab, durch die wir in das Innere gelangen konnten. Da war nichts. Es gab nur die verschlossene Doppeltür. Kinder spielten auch nicht in der Nähe, und ich fragte mich, was die Frau des Pfarrers hergetrieben hatte.
Mein Problem war es momentan nicht. Mich interessierte mehr der alte Bahnhofsbau, dessen Fassade von Kletterpflanzen und Moos überwuchert war.
»Willst du nicht nachschauen, John?«
»Schaden kann es nicht.«
»Okay.«
Wir gingen auf den Bau zu. Der Wind hatte hier freie Bahn. Er wehte über die kaum noch zu erkennenden Gleise hinweg und streifte über unsere Köpfe.
Die Luft roch feucht und irgendwie auch nach Herbst und Vergänglichkeit. Aber nicht nach verfaultem Fleisch. Egal, ob tierisches oder menschliches.
Wir erreichten die Breitseite des Bahnhofs und sahen dort eine Tür. Sie hing schief in den Angeln. Fenster waren ebenfalls vorhanden, aber in den meisten fehlte das Glas.
Suko blieb hinter mir. Ich sorgte mit einem Tritt dafür, dass die brüchige Tür nach innen schwang, sodass wir beide das alte Gebäude betreten konnten.
Spinnweben strichen über meine Stirn. Das Halbdunkel wirkte irgendwie bedrohlich.
Auch Suko betrat den Raum. Ich hörte seine knirschenden Schritte, wollte etwas sagen, zuckte stattdessen zusammen und blieb auf der Stelle stehen, ohne mich zu bewegen.
Mich störte der Geruch.
Es roch anders. Nicht nach einer Natur, die sich schlafen gelegt hatte. Das hier war ein typischer Geruch, der entsteht, wenn etwas verfault oder verwest.
Auch Suko hatte den Gestank bemerkt. Ich hörte, dass er seine Nase hochzog.
Dann sagte er genau das, an das ich ebenfalls dachte. »Sie waren hier,
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