1706 - Kibb
kommen wieder. Sie sind nur auf die andere Seite gegangen."
Diese ritualisierten Worte bekam Moira bis zum Ende ihrer Ausbildung oft zu hören. Es half, sich an diese Aussage zu klammern und daran zu glauben. Denn damit verlor der Tod einiges von seinem Schrecken. Und das Drüben erschien ihr inzwischen sowieso als einzig lebenswerter Ort.
„Sie kommen wieder. Sie sind nur auf die andere Seite gegangen."
Moira kannte den Hintergrund des Satzes. Sie gingen auf die andere Seite, und von dort kamen sie irgendwann wieder, mit neuer Kraft und neuer Energie. Und gemeinsam würden sie - mit den Kräften der anderen Seite - die Abruse endgültig besiegen, das Böse endgültig vernichten, die Aufgabe der Ayindi für alle Ewigkeit erfüllen.
Moira wollte es ihnen gleichmachen. Aber wirklich und körperlich.
Noch lebend auf die andere Seite gehen.
Sie wollte fortan nur noch für dieses Ziel leben.
3.
Gegenwart: Das Angebot „Ist es nicht eine tröstliche Vorstellung, daran zu glauben, daß man den Tod durch die Abruse nicht zu fürchten braucht, weil man in einer paradie sischen Region wie dem Parresum wiedergeboren wird?" fragte Moira abschließend.
„Du hast jedenfalls dein Ziel erreicht", sagte Rhodan dazu bloß.
„Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg ..."
Moira unterbrach sich, denn die STYX beendete die Überlichtphase und fiel in den Normalraum zurück.
Ruulem, ihr Ziel, war der zweite Planet einer sterbenden roten Sonne mit insgesamt sieben Himmelskörpern. Über die anderen Planeten erfuhren Perry Rhodan und Atlan nichts. Sie erkundigten sich auch nicht danach. Entweder waren sie ohne Bedeutung, oder es fanden darauf Abläufe statt, deren Sinn die Ayindi für sich behalten wollten.
Ruulem war eine kühle Sauerstoffwelt. Kunstsonnen verhinderten jedoch, daß der Planet vereiste. Beim Anflug stellten die beiden Galaktiker fest, daß sich entlang ihrer Einflugschneise unzählige Weltraumstationen von manchmal wahrlich gigantischen Dimensionen weit in die Tiefe staffelten. Es herrschte geradezu Gedränge im Orbit.
Die STYX mußte sich vorsichtig ihren Weg suchen. Auch auf der Oberfläche des Planeten zeigten sich nur wenige lichte Stellen, die sich im Licht der Kunstsonnen grün von den metallenen Megabauten abhöben.
Auf einer solchen Lichtung landete die STYX.
„Wir müssen den kürzesten Weg nehmen", sagte Moira bedauernd.
„Wir sind spät dran, und Algaan wird schon ungeduldig sein. Vielleicht ergibt sich später noch Gelegenheit für Spaziergänge durch die Grün-Oasen."
Ohne Vorwarnung wurden Rhodan und Atlan von einem Energiefeld erfaßt. Gleich darauf fanden sie sich zusammen mit Moira unter der Decke einer hohen, weitläufigen Halle wieder. Der transparente Boden zu ihren Füßen vermittelte ihnen das Gefühl, durch die Luft zu schreiten. Sie sahen sich von Ayindi umgeben, die alle unter der Decke zu schweben schienen und eine Vielzahl unterschiedlicher Geräte bedienten.
Gut dreihundert Meter unter ihnen reihten sich auf dem Boden der Halle nach allen Seiten hin die Gerippe von Rochenschiffen aneinander.
Es mußten Tausende sein. Jedes von ihnen etwa achthundert Meter im Durchmesser. Dazwischen tummelten sich Roboter verschiedenster Konstruktion in emsiger Tätigkeit.
„Ruulem ist ein Werftplanet", stellte Atlan überrascht fest.
Eine besonders hochgewachsene, gut drei Meter große, jedoch unglaublich schlanke Ayindi näherte sich ihnen eiligen Schritts. Sie steuerte zielstrebig auf Moira zu und funkelte sie aus zornigen Augen an. Das mußte Algaan sein, die Koordinatorin von Ruulem.
„Die Koordinatorinnen warten bereits!" herrschte sie Moira in Aylos an. Perry Rhodan und Atlan würdigte sie keines Blickes. „Ich habe dich viel früher erwartet, Moira."
„Ich mußte für meine Passagiere einige Vorbereitungen treffen, Algaan", erwiderte Moira ungerührt. „Schließlich sind sie die wichtigsten Personen bei diesem Treffen."
Algaan ignorierte die beiden Galaktiker weiterhin. Sie fixierte Moira mit ihren Blicken. Dann sagte sie: „Du wirst dich davon trennen müs sen! Du mußt zu deinen Wurzeln stehen. Ich jedenfalls werde keine solche Maskerade akzeptieren!
Entweder bist du stolz darauf, eine Ayindi zu sein, oder scher dich zur Abruse!"
„Sie meint ihre Haare", raunte Atlan Rhodan zu. „Ganz ohne Zweifel!" Moira hielt Algaans Blick wortlos stand, bis es dieser offensichtlich zuviel wurde und sie sich abwandte. „Lassen wir die Koordinatorinnen nicht länger
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