171 - Teutelstango
du Spanner."
„Wer hat denn die Kugel auf Cuarto eingestellt, he?" fragte der Dämonenkiller und grinste. Plötzlich zuckte er zusammen. Die Kugel zeigte nicht nur das engumschlungene Pärchen, sondern einen Ausschnitt des gesamten Zimmers, darunter auch das Fenster. Und vor diesem Fenster schien sich etwas zu bewegen.
„Einer von Rebeccas Vampiren?"
„Bestimmt nicht", widersprach Coco. „Wo Rebecca im Moment steckt, weiß doch keiner von uns. Ich habe nur die dumpfe Ahnung, daß wir sie in Chile treffen werden. Nein, Rian - wenn das Ding da am Fenster ein Blutsauger ist, dann gehört er zu einem der hiesigen Clans, aber frage mich nicht, zu welchem? Ich weiß es nicht auswendig."
„Kannst du die Kugel nicht auf ihn einstellen."
Coco schüttelte nur den Kopf. Sie streckte die Hand aus. „Wir müssen Cuarto helfen", sagte sie.
„Der Vampir beobachtet nicht nur, sondern er wird angreifen. Und so blöde wie Cuarto sich benimmt, wird er ihn auch töten."
„Was niemandem schaden wird außer Cuarto selbst", sagte Dorian. „Freund Langzahn erspart uns die Arbeit des Dämonenkillens."
„Narr", stieß Coco hervor. „Cuarto ist unsere Eintrittskarte zur Munante-Festung! Noch brauchen wir den Burschen! Wir müssen ihm helfen! Er ist so beschäftigt, daß er überhaupt nichts merkt." „Kein Wunder", murmelte Dorian und küßte Cocos Wange. Dann öffnete er das kleine schwarze Köfferchen, nahm zwei Revolver heraus und schraubte mit bemerkenswerter Geschwindigkeit die Zusatzläufe davor. Ein wenig ärgerte er sich, daß sie bei ihrer Abreise aus dem Castillo in Andorra die Revolver anstelle der Pistolen mitgenommen hatten; aber die Waffen hatten sich allgemein als praktischer erwiesen. Bei den Pistolen hätten sie es jetzt einfacher gehabt, ein Magazin einzuschieben. So mußten die Eichenbolzen in die vor gesetzten Läufe gesteckt werden. Do rian drückte Coco eine der beiden Waffen in die Hand und nahm einige Bolzen in Reserve mit; man konnte nie wissen. Coco stürmte schon aus dem Zimmer, und Dorian folgte ihr.
Bis zu Cuartos Zimmer brauchten sie knapp zwei Minuten, dann standen sie atemlos vor der Tür, und Dorian drückte vergeblich auf die Klinke. Abgeschlossen! Gleichzeitig ertönte von drinnen Krachen und Klirren. Das Fenster barst. Der Vampir beobachtete nicht länger, sondern hatte sich zum Angriff entschlossen.
Coco berührte das Schloß und wob einen Zauber. Sie taumelte leicht, als es klickte und sie die Tür aufstoßen konnte. Dorian schob sich an ihr vorbei. Ein Kreischen ertönte von drinnen, ein wütendes Brüllen und ein wildes Flügelschlagen. Dorian versetzte der Innentür einen Tritt, daß sie bis an die Wand flog, sah einen dunklen Schatten und schoß. Die Detonation hallte überlaut im. Zimmer; Dorian wurde fast taub. Der Eichenbolzen zischte in den Körper des Vampirs, der heftig zusammenzuckte. Coco tauchte auf und drückte ebenfalls ab. Ihr Eichenbolzen verfehlte den Blutsauger, der laut kreischte und durch das Fenster verschwand. Dorian schob einen weiteren Bolzen in den Vorsatzlauf, rannte zum Fenster und feuerte hinterher. Aber er traf den Vampir nicht mehr, der in wildem Zickzackkurs davonraste.
Dorian ließ die Waffe sinken und drehte sich langsam um.
Coco stand noch in der Tür.
Die rassige schwarzhaarige Schönheit hatte sich in eine Zimmerecke gepreßt und versuchte verzweifelt und vergeblich, ihre Blößen mit den Händen zu bedecken. Diego Cuarto wuchtete sich schwerfällig vom Bett hoch.
Er hatte eine Bißwunde am Hals, aus der es schwärzlich hervorsickerte. Er war völlig benommen.
Er blickte sich um, sah Dorian und Coco.
„Wer ist das?" fragte er.
„Er ist mein Sklave", verkündete Coco leichthin. „Nicht nur du hast zuweilen bestimmte Bedürfnisse, und außerdem ist er ein guter Kämpfer."
Cuarto nickte mühsam und erhob sich taumelnd. Die nackte Carmencita traute sich immer noch nicht aus ihrer Ecke hervor, in die sie geflüchtet war. Dorian trat vom Fenster zurück. Die Glasscherben knirschten unter seinen Schuhen.
Draußen auf dem Korridor wurde es laut. Die Schüsse waren nicht ungehört verhallt. Dorian versenkte seinen Revolver in der Innentasche seines Jacketts. Coco warf ihm ihre Waffe ebenfalls zu, und die zweite Tasche wurde ebenfalls stahlbeschwert. Dorian verzog das Gesicht. Er sah jetzt ein wenig seltsam aus, wenig modisch. Aber nicht jeder mußte die Waffen sofort sehen.
„Was machen Sie in Senor Cuartos Zimmer? Wer sind Sie überhaupt?"
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