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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Zehn laufen von Gasse zu Gasse, von Platz zu Platz und rufen die Bürger von St. Petersburg zum Aufstand gegen die Tyrannin.«
    »Haben wir denn genug Leute?«, wollte Honeybutt wissen.
    »Es sieht gut aus«, sagte Gantalujew. »Die Fischer von der Nordküste werden an unserer Seite kämpfen. Sie bringen zwei erfahrene Krieger mit, die sie einen Monat lang beherbergt haben. Doch, es sieht gut aus.«
    Miss Hardy gefiel die Antwort nicht. Es sieht gut aus, konnte auch heißen, dass es besser aussah, als die bloßen Fakten es vermuten ließen. Es sieht gut aus, klang irgendwie nach schönem Schein.
    »Oarwa, oarwa?«, machte Oarwa.
    »Er will wissen, wann es endlich losgeht«, übersetzte die telepathisch begabte Fischersfrau.
    »Am Tag nach Neumond«, sagte Gantalujew. »Also in vier Tagen.«
    »Warum ausgerechnet an diesem Tag?«, wollte Honeybutt Hardy wissen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten die Widerstandskämpfer gestern schon losschlagen können. Seit Wochen schmachtete Collyn Hacker im Kerker unter der Fürstenburg, seit Wochen war Mr. Black in einem möglicherweise noch schlimmeren Kerker gefangen. Miss Hardy traf ihn von Zeit zu Zeit auf dem Marktplatz – man konnte nicht vernünftig mit ihm reden, er war Carelia vollständig verfallen.
    »Weil an diesem Tag ›Einer wird gewinnen‹ stattfindet«, sagte Poschiko auf seine unnachahmlich trockene Art.
    »Einer wird gewinnen?« Miss Hardy begriff nicht.
    »Was bedeutet das?«
    »An diesem Tag finden wieder Todeskämpfe im Wasser statt«, erklärte Gantalujew. »Die Fürstin hat den Termin vor ein paar Tagen festgesetzt. Sie wird mit dem Sieger vom Hafen kommen und sich ganz auf diesen Mann konzentrieren, wenn Oarwa zuschlägt. Wir haben sehr gute Karten.«
    »Wesentlich bessere jedenfalls als dein schwarzer Gefährte, Meerakanerin«, sagte Poschiko in mürrischem Tonfall. »Er gehört nämlich zu den Vieren, die an diesem Tag ins Wasser müssen.«
    Honeybutt sprang von ihrem Stuhl auf. »Was sagt ihr da?« Sie stand wie vom Donner gerührt. »Das ist nicht wahr!«
    »Leider doch, Miss Hardy. Wir können es nicht verhindern.« Gantalujew machte eine bedauernde Geste.
    »Ihr Freund wird ins Wasser müssen.«
    Honeybutt versuchte sich Mr. Hacker als Kämpfer um Leben und Tod vorzustellen. Es gelang ihr nicht. Hacker war ein harter Bursche, das sicher, aber im Grunde konnte er keiner Fliege was zuleide tun. »Dann müssen wir die Entführung und den Aufstand vor den Todeskampf legen«, sagte sie.
    »Das ist leider nicht möglich.« Gantalujew zuckte mit den Schultern. »Wir brauchen die Zeit, in der Carelia und ihre Leibgarde am Hafen bei den Kämpfen sind, um den Tunnel bis zum Hof der Fürstenburg voran zu treiben.«
    Später lief Miss Hardy ziellos durch die Gassen der Ruinenstadt. Sie hatte ja nicht gewusst, wie sehr sie an dem schwulen Stellvertreter Blacks hing. Der Gedanke, Hacker würde sein Leben in einem mörderischen Kampf verlieren, schnürte ihr das Herz zusammen. Am frühen Nachmittag fand sie sich auf dem Marktplatz am Hafen wieder. Unter den vielen Menschen entdeckte sie Mr. Black.
    ***
    Sein Zustand gefiel ihm selber nicht. Von Zeit zu Zeit verfiel er deswegen in düstere Grübeleien, und eine unerklärliche Unruhe ergriff ihn. Wenn er dann aber wieder in der Nähe der Fürstin war, gab es nur noch einen Gedanken, und die Unruhe wich einer angenehmen Erregung.
    Etwas in ihm wusste genau, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war, dass er Hacker aus dem Kerker befreien und aus der Burg dieser Frau fliehen musste, und zwar sofort, besser noch gestern. Auf der anderen Seite verlangte jede Faser seines Körpers, jede Zelle seines Herzens nach Carelia. Er glaubte sterben zu müssen, wenn er auch nur einen Tag ohne sie sein müsste.
    »Also, hör mir genau zu.« Er ging vor dem alten Weib in die Hocke. Sie saß auf einem Ledersack voller Kräuter und hatte ihre Ware vor sich in verschlossenen Fläschchen auf einem Teppich ausgebreitet. »Ich brauche ein Mittel, das ermüdet, das schläfrig und apathisch macht. Hast du mich verstanden?«
    »Hat das Pulver gewirkt?«
    »Und wie.«
    Die Alte entblößte die letzten beiden Schneidezähne in ihrem Mund und kicherte. »Hab ich's dir nicht gesagt, dass er keinen mehr hochkriegen wird? Hab ich's dir nicht gesagt?«
    »Ja, das hast du.« Mr. Black sah sich um. Keiner schien ihn zu beobachten. »Und ich werde dich reich belohnen, wenn du mir jetzt einen Wirkstoff gibst, der schläfrig und apathisch

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