Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Seite des Meerbusens und von der merkwürdigen Diktatur der Fürstin Carelia. Wenn die Fischer auf diese Frau und ihre Regierung zu sprechen kamen, wurden sie seltsam wortkarg. Mit der Zeit gewann Crow den Eindruck, dass sie die Fürstin hassten; sie sprachen von ihr als von der »Männerfresserin«, oder der »Fremden aus dem Westen«.
    Jeden Tag sah der General nach seinem Sergeant.
    Auch in der Pflege des Kranken wechselten sich die Fischer und ihre Frauen ab. Die Hingabe, mit der sie Peterson wuschen, mit Salben einrieben, fütterten und ihm Medizin einflößten, machte ihn irgendwie ratlos.
    Was waren das bloß für Menschen?
    Crow hatte bereits ein Kreuz aus Weißholz gezimmert und einen Platz für Petersons Grab ausgespäht, doch der Sergeant machte ihm wieder einen Strich durch die Rechnung: Mitte Juli begann er sich zu erholen, und Ende des Monats konnte er aus eigener Kraft die Hütte verlassen und bis hinunter zum Strand laufen. Dort saßen sie eines Abends auf dem Kiel eines umgedrehten Ruderbootes.
    »Mit den kleinen Fischerbooten schaffen wir es kaum bis nach Hause«, sagte Crow. »Was meinen Sie, Peterson?« Er fragte Peterson jetzt öfter nach seiner Meinung als früher. Der siegreiche Kampf des Sergeant gegen Krankheit und Tod hatte ihm Respekt abgenötigt und ihm klar gemacht, wie wenig er im Grunde über seine Untergebenen wusste.
    »Sie haben Recht, Sir«, sagte Peterson. »Das Risiko wäre viel zu groß. Wir müssen rüber nach St. Petersburg. Der Hafen wird von größeren Schiffen angelaufen, wie ich gehört habe.«
    »Tut mir fast ein bisschen Leid, aber wir werden den guten Leuten eines ihrer Boote nehmen müssen, denn freiwillig werden sie uns nicht über den Meeresbusen fahren. Sie scheuen diese Fürstin ja wie Orguudoo das Kerzenlicht an Wudans Ehrentafel.«
    »Trotzdem werden sie uns hinüber rudern, Sir. Vielleicht sogar gerade deswegen werden sie es tun.«
    »Wie kommen Sie darauf, Peterson?« Aus hellwachen Augen musterte Crow seinen Sergeant.
    »Es gibt eine Widerstandsbewegung in St. Petersburg, und die meisten dieser Fischer sympathisieren mit ihr oder gehören sogar dazu.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Vor zehn Tagen, als ich noch im Fieber lag, kam ein Fischer seine Frau abholen, die an meinem Bett gewacht hatte. Er brachte seine Schwester mit, die über Nacht bei mir wachen wollte. Die drei glaubten, ich würde schlafen, und unterhielten sich leise.« Peterson sah sich um. Fünfzig oder sechzig Meter entfernt wuschen ein paar Fischer Netze aus. Der Sergeant senkte die Stimme.
    »Sie sprachen über einen Anschlag auf die Fürstin. Sie soll entführt werden. Sie rechnen damit, dass anschließend ein Kampf zwischen den Anhängern der Fürstin und ihren Gegnern ausbrechen wird. Uns beide wollen sie für diesen Kampf gewinnen. Sie rechnen fest damit, dass wir aus Dankbarkeit für meine Pflege und für die Gastfreundschaft auf ihrer Seite kämpfen werden.«
    Crow blickte aufs Meer hinaus. Über dem Horizont stand milchiges Rot im Himmel. Zum ersten Mal seit Monaten sah er wieder einmal so etwas wie einen Sonnenuntergang. »Was halten Sie davon, Peterson?«
    »Wir wollen nach Hause, Sir. Also muss ein Schiff her. In St. Petersburg gibt es Schiffe, die für unsere lange Reise über den Ozean taugen. Die Fürstin besitzt mindestens zwei, sagen die Fischer. Also sollten wir mit der Widerstandsbewegung gemeinsame Sache machen. Wenn die Garde der Fürstin besiegt ist, können wir uns eins ihrer Schiffe unter den Nagel reißen.«
    Crow nickte langsam. »Gute Idee, Peterson. Hervorragende Idee sogar…«
    ***
    Der Mann hatte lange goldblonde Locken, einen makellosen Körper und war unwesentlich kleiner als Black. Zwanzig Jahre jünger war er außerdem. Seine Augen waren von einem hellen Blau, seine Lippen voll und sinnlich, und stets trug er seinen schwarzen Pelzmantel bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, sodass seine blonde Brustbehaarung aus den Mantelsäumen quoll.
    Black hasste ihn. Carelia liebte ihn nicht gerade, fand ihn aber begehrenswert genug, um sich mit ihm über Hackers Ablehnung hinwegzutrösten. In einer schwachen Stunde hatte sie Black gestanden, wie sehr sie den schwarzen Kahlkopf schätzte und wie gern sie ihn als Bettgenossen gewinnen würde. Ein schwerer Schlag für Blacks Selbstwertgefühl.
    Der Jüngling mit den goldblonden Locken war zwei Wochen zuvor aus dem Süden gekommen. Mit elf Kriegern und zwölf Frekkeuschern hatte ihn der König seiner Ruinenstadt ausgesandt, um

Weitere Kostenlose Bücher