171 - Todfeinde
hatte Carelia nach einer einzigen wilden Liebesnacht in den Kerker werfen lassen. Black ließ sie schon seit über einer Woche nicht mehr in ihr Bett, seit ihr »väterlicher Freund« Arthur Crow es übernommen hatte, sie über Hackers Fastenzeit hinweg zu trösten.
Carelia stand auf und begann sich anzuziehen.
»Was hast du vor, meine Liebste?« Auch Crow schob sich aus dem Bett. Er schätzte, dass es lange nach Mitternacht war.
»Ich werde Mr. Black Hausarrest erteilen.« Carelia schlüpfte in ihren weißen Fellmantel. »Und ich muss Besuch empfangen.«
»Besuch? Um diese Zeit?« Crow schloss den Reißverschluss seines Kampfanzuges.
»Der Dienst habende Hauptmann der Hafenwache hat ein fremdes Schiff gemeldet. Ich habe nach dem Kapitän schicken lassen.«
»Ein Schiff?« Crow horchte auf. »Ein großes Schiff?«
Seite an Seite verließen sie das fürstliche Schlafzimmer.
»Größer als die meisten, die St. Petersburg in den letzten sieben Jahren angelaufen haben. Ein Dreimaster.«
»Was du nicht sagst.« Über die breite Haupttreppe stiegen sie ins Erdgeschoss hinab, wo Blacks Zimmer lag.
Ein großes Schiff im Hafen von St. Petersburg? Das klang wie Musik in Crows Ohren. »Du willst Black also Hausarrest erteilen.«
»Ja. Wenn er wirklich mit den Entführern unter einer Decke steckt, muss ich ihm die Gelegenheit nehmen, sich mit ihnen zu treffen.«
»Sehr richtig. Möglicherweise bereiten sie ja schon den nächsten Anschlag auf dein Leben vor.« Sie bogen in eine Zimmerflucht ein. »Ich frage mich gerade, welche Rolle Hacker wohl in diesem bösen Spiel einnimmt.«
»O, mein lieber Arthur! Täusche dich nicht in Hacker. Er ist ein derart gläubiger und tugendhafter Mensch – niemals würde er mit Terroristen zusammenarbeiten. Hast du nicht gesehen, wie er das Leben meines ehemaligen Hauptmanns schonte?«
Natürlich hatte Crow das gesehen. Und das listige Funkeln in den Augen des ach so Tugendhaften und wunder wie Gläubigen hatte er auch gesehen. Es würde noch ein hartes Stück Arbeit werden, den schwarzen Kahlkopf zu demontieren. Der ehemalige Hauptmann war inzwischen übrigens eine Art Kammerdiener Hackers geworden.
Vor Mr. Blacks Zimmertür blieben sie stehen. Carelia machte Anstalten zu klopfen. Crow hielt ihre Hand fest.
»Ich bin nicht ganz sicher, ob es mit Hausarrest getan sein wird, meine Liebste. Ich habe dir ja geschildert, wie gefährlich der Mann ist.«
»Was rätst du mir denn, mein lieber Arthur?« Mit großen Augen hing sie an seinen Lippen. Sie vertraute ihm rückhaltlos. Seit sie seine Qualitäten als Liebhaber schätzen gelernt hatte, war sie ihm sogar ein Stück weit ergeben. Ein Gefühl, das sie zuletzt ihrem Vater gegenüber empfunden hatte. Aber das war lange her; länger als sieben Jahre schon.
»Sollten die Terroristen um Black und diese schwarze Frau wirklich den nächsten Anschlag auf dein Leben planen, wäre es gut, Einzelheiten dieses Planes zu erfahren.« Crow mimte den Nachdenklichen. »Vielleicht ist das die Gelegenheit, auf die wir gewartet haben? Die Gelegenheit, den Untergrund mit Stumpf und Stiel auszuheben.«
»Du meinst…« Ängstlich sah sie ihn an. »Du meinst, ich sollte Black verhören lassen?« Crow nickte. Kluges Mädchen, dachte er. Carelia schluckte. »Noch nie habe ich einen ehemaligen Liebhaber verhören lassen. Irgendwie käme mir das unanständig vor.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht … ich glaube, ich gebe ihm noch einen Tag Zeit …«
Auf einmal wurde die Tür von innen aufgerissen.
»Carelia! Liebste!« Black streckte seine Arme nach der Fürstin aus. »Endlich! Wenn du wüsstest, wie ich auf dich warte…!« Carelia wich zurück. Blacks Miene verfinsterte sich, als er Crow neben der Tür entdeckte. Er ließ die Arme sinken.
»Gardisten!«, rief Carelia. »Gardisten her zu mir!«
»Was soll das?« Mr. Black runzelte die Stirn. Sein brennender Blick flog zwischen der Fürstin und dem General hin und her. »Ich verstehe nicht…«
»Du verstehst sehr wohl!« Carelia stemmte die Fäuste in die Hüften und funkelte ihn an. »Ab sofort stehst du unter Hausarrest!« Von allen Seiten kamen Gardisten herbei gelaufen. »Und bis zum nächsten Sonnenuntergang will ich von dir die Namen wissen!«
»Die Namen? Welche Namen?«
»Stell dich nicht dumm! Die Namen der Umstürzler, mit denen du meine Entführung geplant hast…!«
***
»Was soll Crow schon gegen Black unternehmen?«
Collyn Hacker fuchtelte mit den Armen. »Black
Weitere Kostenlose Bücher