171 - Todfeinde
verriet dem General, dass der kleine Pirat soeben in die größte Niederlage seines Lebens schlitterte: Carelia hatte ihre Geheimwaffe eingesetzt. Die Sexualduftstoffe reduzierten den Verstand und den Willen dieses armen Kerls bereits auf den Schwellkörper, der er zwischen Beinen durch die Weltgeschichte trug.
Crow fasste sich an die halbtaube Nasenspitze und lächelte in sich hinein. So etwas würde ihm nie passieren.
Wie gut das Schicksal es doch mit ihm gemeint hatte, als es ihn mit einer kleinen Erfrierung bedachte. Man sollte nie über kleine Missgeschicke klagen – sie hatten immer irgendeinen tieferen Sinn.
Der Fremde rückte ständig näher an Carelia heran, und Crow fragte sich, warum Hacker, dieser Scheißkerl, ihr nicht genauso hörig war, wie dieser Südländer es bald sein würde. War auch er unempfindlich gegen diese mörderischen Duftstoffe? Oder stimmten am Ende die Gerüchte, die in der WCA kursierten, und Hacker war wirklich schwul? Warum aber stand diese junge, nymphomanische Frau so sehr auf den Schwarzen? Zum ersten Mal kam Crow der Gedanke, dass es möglicherweise Hackers Ablehnung sein könnte, die Carelia reizte. Am Ende verhielt es sich so, dass sie geliebt werden wollte, ohne ihre Duftstoffe einsetzen zu müssen, nur um ihrer selbst willen…
»Lasst uns gehen.« Carelia riss ihn aus seinen Gedanken, indem sie aufstand. »Ich würde ihm gern mein Schlafzimmer zeigen, Arthur.« Sie zog den Piraten von der Couch hoch. Wie ein Willenloser taumelte er an ihre Seite.
»Eine prächtige Idee, meine Liebste.« Auch Crow erhob sich. Er würde den interessanten Gedanken später weiter verfolgen. Irgendwie müsste sich, doch Kapital aus der neuen Erkenntnis schlagen lassen…
Zu dritt gingen sie zur Tür. Draußen beugte sich Carelia nahe an Crows Ohr. »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich ein wenig mit Juanno spiele, Arthur?«
»Aber wo denkst du denn hin, meine Liebste?«
»Ich glaube, er könnte mich ein wenig trösten, bis mein geliebter Mr. Hacker seine Fastenzeit beendet.«
»Nun geht schon.«
»Danke«, hauchte Carelia und schleppte Juanno, den Seefahrer in Richtung ihres Schlafzimmers ab.
Crow sah ihnen hinterher. Das Schicksal meinte es gut mit ihm, die Dinge liefen wie geölt. Dieser Mann würde so schnell nicht auf sein Schiff zurückkehren, vermutlich nie. Also galt es, sich so rasch wie möglich den Dreimaster unter den Nagel zu reißen. Er drehte sich um und ging in den Teil des Hauses, wo Peterson schlief.
Zuvor musste natürlich Black erledigt werden. Und zwar so gründlich, dass er nie wieder in Meeraka auftauchen würde.
Crow klopfte an Petersons Zimmertür und trat ein, ohne dessen Aufforderung abzuwarten. Der Sergeant fuhr aus dem Schlaf hoch. »Stehen Sie auf, Peterson, ich habe einen Auftrag für Sie. Ich habe beschlossen, dass Black in seinem Leben nur noch einen Weg zurücklegt: Den von diesem Haus bis zu seinem Grab. Und damit das auf die gründlichste Art geschehen kann, werden Sie mir jetzt Folgendes aus dem Hafenviertel besorgen…«
***
Am nächsten Tag, kurz vor Sonnenuntergang, begleitete Crow die Fürstin zu Blacks Zimmer. Vier Gardisten wachten vor dessen Tür. Auch draußen im Hof standen vier Bewaffnete. Die Vier vor der Tür hatte Peterson in Crows Auftrag bestochen. Ein Kinderspiel – es gab praktisch niemanden in der Umgebung der Fürstin, der nicht korrupt gewesen wäre.
Mit einer herrischen Kopfbewegung bedeutete Carelia den Gardisten, die Tür zu öffnen. Das taten sie ohne Zögern, und Carelia rauschte in den Raum. Black lag mit zwei Frauen im Bett. Alle drei schliefen.
Peterson hatte die Dirnen im Hafenviertel verpflichtet.
Und sie für die Stunden mit Black mit einem Schnaps ausgerüstet, den er zuvor mit ein wenig Schlafmittel angereichert hatte.
»Du treuloser Hund!« Carelia griff nach einer Vase und schleuderte sie Richtung Bett. Das gute Stück zerschellte an der Wand über Blacks Kopf. Der Meerakaner und die Frauen fuhren erschrocken hoch.
»Mich so zu hintergehen! Mir so die Treue zu brechen!«
Alles, was sich in Carelias Reichweite befand, warf sie nun auf die Frauen und Black: Gläser, Bilder, Kleider, Stühle, Geschirr. »Du Mistkerl! Du Schweinehund! Ich hasse dich…!«
Crow beobachtete das Spektakel von der Türschwelle aus. Es hatte etwas Absurdes, seinen Todfeind nackt und schlaftrunken mit zwei Huren in einem Bett sitzen und dem gesammelten Zorn einer Furie ausgeliefert zu sehen.
Das Glück hatte man
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