Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
des Gefangenen.
    »Mein großes starkes Tier…« Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Mich entführen wollen – was für eine verwegene Idee, du schlimmes, schlimmes Tier du …«
    Black hätte schreien mögen vor Eifersucht.
    Die Fürstin rutschte endlich von den Schenkeln des riesigen Mannes. »Bringt ihn in mein Schlafgemach«, sagte sie an die Gardisten gewandt.
    Black glaubte nicht recht zu hören. An ihrer Seite verließ er den Salon. »Tu das nicht, Carelia! Ich flehe dich an, verbringe die Nacht nicht mit diesem Ungeheuer! Es wird dich umbringen!«
    »Wozu habe ich denn dich und meine Gardisten, mein lieber Black?« Sie lächelte charmant. »Du darfst die Nacht vor der Tür meines Schlafgemachs verbringen und auf mich aufpassen.«
    »Bitte nicht, Carelia!« Innerlich wand sich Black vor Liebesschmerz, und zugleich verspottete ihn eine innere Stimme. Was ist nur aus dir geworden, du gefürchteter Rebellenführer und Präsident von Moska?
    »Ich muss es tun«, sagte Carelia. »Hacker kann mich vorläufig nicht durch meine sehnsüchtigen Nächte tragen, also muss ich mich irgendwie trösten.«
    »Hacker kann nicht…?« Black blieb stehen und sah sie erschrocken an. »Ist er … ist er wieder im Kerker?«
    »Wo denkst du hin, mein lieber Black? Er fastet und betet.«
    »Aha«, machte Black, mehr fiel ihm dazu nicht ein.
    »Zwanzig Tage lang«, erklärte Carelia mit einem Ausdruck tiefsten Bedauerns in der Miene. »Und dazu gehört leider auch Enthaltsamkeit in Liebesdingen.«
    »Aha.«
    »Er hätte mir schon früher sagen sollen, dass er religiös ist«, seufzte die Fürstin. »Auch wenn mir selbst der Glauben durch das Leben ausgetrieben worden ist, so achte ich doch gläubige Menschen und respektiere ihre Sitten und Gebräuche. Warum hast du mir nie erzählt, dass er religiös ist?«
    »Ich… ähm … Hacker spricht nicht über diese Dinge. Ich weiß nicht einmal, an welchen Gott er glaubt.«
    »An den Großen Trojaana, einen Gott, der seinen Anhängern in vielerlei Gestalt erscheint. Zu Mr. Hacker hat er als rosaroter Sebezaan im Traum gesprochen.«
    »Aha.« Black musste sich zusammenreißen, um nicht zu grinsen.
    »Und jetzt musst du mir etwas erzählen.« Sie hakte sich bei Black unter und zog ihn in den Speiseraum.
    »Komm, hier sind wir ungestört.« Sie drückte die Tür hinter sich zu. »Diese Frau, mit der du nach St. Petersburg gekommen bist, diese Hardy, was ist das für eine?«
    »Eine gute Freundin von mir, warum fragst du?«
    »Eine gute Freundin, so, so.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, drehte sich um und ging nachdenklich zum Fenster. »Ich habe Hinweise darauf, dass sie mit den Umstürzlern, die mich entführen wollten, unter einer Decke steckt.«
    ***
    Anfang August 2522
    Das helle Licht am Nachthimmel über dem Meer rückte näher, und Honeybutt Hardy musste einsehen, dass es keineswegs die Venus war, die sie hatte aufgehen sehen – dazu war der Himmel auch viel zu bedeckt –, sondern dass sich ein Schiff dem Hafen von St. Petersburg näherte. Das Licht war seine Buglampe.
    Honeybutt hatte sich im Dachgeschoss eines der Prachthäuser am Hafen versteckt. Von einem Giebelfenster aus konnte sie den Hafen überblicken.
    Die Gardisten der Fürstin fahndeten nach ihr.
    Manchmal wagte sie sich nachts aus ihrem Unterschlupf, um Gantalujew zu besuchen, oder um sich bei einem der anderen Männer des Widerstands mit Proviant und den neuesten Nachrichten zu versorgen. Tagsüber konnte sie sich nicht auf der Straße blicken lassen – sie mochte sich noch so gut verhüllen: Ihre schwarze Haut fiel dennoch auf.
    Das Schiff durchquerte das Hafenbecken. Deutlich konnte Honeybutt jetzt seine Silhouette erkennen: ein Dreimaster mit wuchtigem Bug und stattlichen Aufbauten am Heck, ein ziemlich großer Kahn.
    Honeybutt rückte näher an die glaslose Fensteröffnung.
    Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie das Schiff.
    Anfangs hatte sie sich noch darüber gewundert, dass nur nach ihr gesucht wurde. Gantalujew und die anderen Männer und Frauen des Widerstandes blieben unbehelligt. Drei Tage nach dem missglückten Entführungsversuch hatte Black ihr über Gantalujew eine Nachricht zukommen lassen: Arthur Crow war in St. Petersburg! In Begleitung eines Sergeants der WCA, eines Mannes namens Peterson. Crow hatte Honeybutt bei der Fürstin angeschwärzt, und Poschiko und seine Mitgefangenen hatten ihren Verdacht unter der Folter bestätigt. Nach den letzten Informationen, die Honeybutt

Weitere Kostenlose Bücher