1713 - Carlotta und die Vogelmenschen
würde. Das hatte er einfach im Gefühl.
Und er glaubte fest daran, dass seine Freundin ebenso dachte. Johnny mochte Carlotta. Sie war ein patenter Mensch trotz ihrer noch jungen Jahre. Ihre Veränderung nahm sie nicht nur klaglos hin, sie hatte es sogar geschafft, das Beste daraus zu machen. Das hätte nicht jeder Mensch fertiggebracht.
Normal wäre gewesen, wenn Johnny sich jetzt ausgezogen und ins Bett gelegt hätte. Doch in dieser Nacht war nichts normal. Er hatte etwas gesehen, das es eigentlich nicht geben konnte. Vögel dieser Größenordnung waren in diesem Land nicht zu Hause. Das waren alles andere als normale Tiere. Die waren beeinflusst, verseucht. Sie hatten einen Menschen gepackt und einfach abgeschleppt. Irgendwohin, wo sie allein mit ihm waren. So reagierten Vögel normalerweise nicht. Diese hier hatten es getan.
Warum?
Er konnte keine Antwort darauf finden, aber Johnny war erfahren genug, um zu wissen, dass diese Tiere manipuliert waren. Durch einen bösen Einfluss. Zum Beispiel durch einen dämonischen. Genau da hakte es bei Johnny.
Diese Tiere waren dämonisch beeinflusst worden. Er wusste, dass es so etwas gab. Dann handelten sie nicht aus dem eigenen Antrieb, sondern standen unter einem fremden Einfluss. So wie die andere Seite Menschen manipulierte, machte sie auch vor den Tieren nicht halt. Da spielte es keine Rolle, ob sie nun Vögel oder Vierbeiner waren, der Einfluss der anderen Seite war nicht begrenzt.
Er und Carlotta waren Zeugen gewesen, das stand fest. Und er fragte sich, ob das auch der anderen Seite bekannt war. Wenn er an die Passagiere dachte, dann wollte er sie nicht unbedingt als Zeugen bezeichnen. Der Zug war zu einem nicht voll besetzt gewesen und zum anderen hatten die meisten Passagiere geschlafen. Die wenigen, die sich an den Fenstern gezeigt hatten, waren sehr müde gewesen und hatten von dem Geschehen kaum etwas gesehen.
Was tun? Er dachte noch immer darüber nach, ob er nicht Suko oder auch seinen Vater anrufen sollte. Erzählen würde er ihnen von diesem Vorfall, daran gab es nichts zu rütteln. Mitten in der Nacht aber wollte er es lieber lassen.
Johnny zog sich nicht aus und er ging davon aus, dass Carlotta ebenso handeln würde wie er. Auch sie spürte die gewisse Unruhe in sich, die sie nicht schlafen lassen würde.
Dass Maxine Wells erscheinen und sie kontrollieren würde, daran glaubte Johnny nicht. Sie waren schließlich keine kleinen Kinder, obwohl das manche Personen anders sehen wollten. Da hatte sich Johnny auch gegen seine Mutter durchgesetzt.
Selbst die Schuhe ließ er an, als er an das Fenster trat, um nach draußen zu schauen. Eine innere Stimme sorgte bei ihm für eine gewisse Unruhe.
Das Gefühl kannte er. Es stellte sich immer dann ein, wenn etwas noch nicht völlig vorbei war.
Einer Eingebung folgend löschte er auch das schwache Licht. So störte ihn nicht der schwächste Schimmer, wenn er sich an das Fenster stellte und nach draußen schaute.
Viel erkannte er nicht. Sein Zimmer lag mit dem Blick zum Vorgarten hin, der zum größten Teil aus Rasenflächen bestand, auf denen ein paar Bäume wuchsen. Im Boden hatte Maxine einige Scheinwerfer anbringen lassen. Die verstreuten ihr Licht um diese Zeit nicht. Es gab nur eine Lampe, die erhellt war. Und die befand sich über der Haustür. Um sie zu sehen, musste Johnny den Kopf nach links drehen, was er einmal tat und dann seine alte Position wieder einnahm und einfach nur nach vorn schaute.
Hätte man ihn gefragt, warum er sich so verhielt, er hätte nicht mal eine konkrete Antwort geben können. Es war einfach so. Er musste seiner inneren Stimme nachgeben.
Durch die Wolken am Himmel war es zu einer tiefen Dunkelheit gekommen. Sie lag wie schwarzer Teer über dem Erdboden. Licht gab es nur weiter entfernt, wo sich die Straße befand, die an das Grundstück grenzte.
Dort rollte ab und zu ein Auto vorbei, deren Lichter aber immer schnell wieder verschwanden.
Warum stehe ich hier? Es war die Frage, die er sich immer öfter stellte. Eine Antwort darauf wusste er nicht.
In der Dunkelheit tat sich nichts, man konnte schon leicht die Nerven verlieren, und er dachte auch an seine Augen, die jetzt anfingen, leicht zu schmerzen. Das Starren jedenfalls tat ihm nicht gut. Er wischte einige Male darüber hinweg, wandte dann den Blick vom Fenster ab und griff nach der Wasserflasche, um einen Schluck zu trinken.
Er dachte auch an Carlotta. Ihr würde es sicherlich genauso ergehen wie ihm. Ihr Zimmer lag
Weitere Kostenlose Bücher