1716 - Assungas Hexensturm
aus der Kehle der hellblonden Angreiferin. Sie war ein Ungeheuer, das in einem menschlichen Körper steckte.
Er fand nicht mal die Kraft, einen Schrei auszustoßen. Nur angsterfüllte, jammernden Laute drangen aus seinem Mund.
Er würgte ein Wort hervor und schaffte es schließlich, den Kopf leicht anzuheben.
»Bitte, bitte …«
Justine griff zu. Ein Handballen schlug gegen seine Stirn. Sein Kopf fiel wieder zurück, prallte auf die Schreibtischplatte und wurde nach rechts gedreht, sodass sich die Haut an seiner linken Halsseite spannte.
So war sie perfekt für den Biss!
Bisher hatte sich der Kopf der Blutsaugerin kaum bewegt. Jetzt zuckte er nach unten, die Blicke hatten das Ziel bereits ins Visier genommen – und die Vampirhauer bissen zu.
Mike Gentry spürte, wie sie tief in seinen Hals eindrangen. Schmerz flutete um die Wunde herum, und er spürte, dass Blut die Ader verließ und aus der Wunde drang. Es spritzte in den Mund der Blonden, die mit ihren Lippen an seinem Hals festklebte, als sie schluckte.
Er bekam die Schluckbewegungen mit, und es war für ihn einfach furchtbar, obwohl sich der erste Schmerz gelegt hatte. Gentry dachte auch nicht an Widerstand. Er fühlte sich einfach zu schwach, die Arme zu heben oder die Beine anzuwinkeln. Es war der Augenblick, an dem er sich selbst verloren gab.
Und die Cavallo saugte. Hungrig war sie immer, und so nahm sie jede Gelegenheit wahr, das Blut ihrer Opfer zu trinken, denn sie konnte sich immer auf ihre Stärke verlassen …
***
Wir hatten freie Sicht und konnten es nicht glauben. Das Bild war einfach zu schrecklich, und es war auch zu überraschend für uns gekommen. Zwar hatten wir uns auf die Cavallo eingestellt, dass wir sie aber in einer derartigen Lage finden würden, das war für uns die große negative Überraschung.
Ihr Opfer – Mike Gentry – lag rücklings auf seinem Schreibtisch. Justine presste sich auf ihn und ihr Kopf befand sich dabei in Halshöhe des Mannes. Was das bedeutete, wussten wir verdammt gut. Sie hatte den Biss bereits angesetzt.
Suko und ich brauchten nichts zu sagen und uns gegenseitig abzusprechen. Ob Gentry noch zu retten war, stand in den Sternen, auf keinen Fall durften wir Zeit verstreichen lassen, und sofort hetzten wir auf die beiden zu.
Ich war diesmal schneller als Suko. Noch im Laufen setzte ich zu einem Schlag an, der den Kopf der Blutsaugerin treffen sollte, um sie von ihrem Opfer abzubringen.
Sie hatte mich gesehen. Wie auch immer. Oder nur geahnt. Jedenfalls löste sich ihr Mund vom Hals des Mannes. Sie zuckte hoch – und hielt mir ihren Arm entgegen. So traf ich nur ihn und nicht den Kopf. Der eigene Schwung aber schleuderte mich nach vorn, ich geriet ins Stolpern und trat gegen den am Boden liegenden Computer, den ich zu spät sah.
Deshalb stolperte ich und bekam erst mal nicht mit, was hinter mir passierte.
Suko war mir auf den Fersen gewesen. Er hatte gesehen, was mit mir geschehen war. Er war jemand, den so leicht nichts umwarf, der sich in allen Kampftechniken auskannte, vom Boxen bis hin zum Kendo, aber auch die Cavallo war nicht ohne. Als Blutsaugerin war sie mit wesentlich stärkeren Kräften ausgestattet als ein Mensch, das wusste Suko, er hatte es aber in diesem Moment vergessen, als er zu einem Sprung ansetzte und ihren Kopf mit einem Karatetritt treffen wollte.
Er traf auch.
Nur war es nicht der Kopf der Blutsaugerin, sondern deren Arme, die sie blitzschnell in die Höhe gerissen hatte. Sie war kein normaler Mensch, denn der wäre umgefallen oder weggeschleudert worden.
Nicht so die Cavallo. Sie war nicht nur stärker als ein Mensch, sie konnte auch mehr einstecken, und das bekam Suko zu spüren, denn die Arme bremsten seinen Tritt ab. Seine Gegnerin fiel nicht mal zu Boden, und sie startete sofort einen Gegenangriff.
Ein Stoß mit dem Knie traf Suko an einer schmerzempfindlichen Stelle. Das war der Unterschied zwischen den beiden. Die blonde Bestie verspürte keine Schmerzen. Nicht bei normalen Waffen. Da konnte sie kämpfen wie ein Roboter, und genau das zeigte sie in diesen Augenblicken.
Der Treffer hatte Suko zurückgetrieben. Er prallte gegen die Tür und rammte sie in dem Rahmen. Dabei hatte er das Gefühl, seinen Bauch nicht mehr zu spüren. Er schnappte nach Luft und erlebte, dass seine Knie weich wurden und er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
Es war ihm, dem Kämpfer, selbst peinlich, doch er rutschte mit dem Rücken an der Tür entlang und glitt dabei in die
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