1716 - Die Hantel des Somers
offensichtlich etwas länger gedauert."
„Allerdings'. Mit Mühe und Not konnten wir einen Aufstand der Flüchtlinge und eine Zerstörung unserer Arbeit verhindern. Man wollte nicht meinen, daß die Menschheit damals bei der Aktivierung des Chronofossils einen Evolutionssprung gemacht hat. Sei es, wie es will. Für uns gilt, daß jeder neue Tag ein neues Leben bedeutet."
Damit hatte er das in diesem Moment geltende Stichwort genannt. Hannigan reagierte beherrscht, ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Manche Tage bauen einen auf, manche nicht", antwortete er. „Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wo du deinen nächsten Urlaub verbringst?"
„Vielleicht in Australien. Am Uluru oder in den Olgas. Panama wäre auch nicht schlecht.
Was habe ich gelesen? Ihr hattet kürzlich Haie im Kanal?"
„Mich zieht es in meiner nächsten Freizeit nach Metal Springs."
„Ich bin im Bilde. Das ist doch dieses ferronische Industriezentrum. Da wünsche ich dir schon viel Spaß bei der Besichtigung."
„Danke. Bis bald, Harold."
Metal Springs hieß das Stichwort. Daß Clive seine nächste Freizeit dort verbringen wollte, bedeutete, daß sie sich am Samstag dort trafen. Das war übermorgen. Harold Nyman freute sich schon darauf, die alten Gefährten wiederzusehen. Daß alle den Treffpunkt ebenso rechtzeitig wie er erfahren würden, dafür sorgte ihr „Nachrichtensprecher" Clive Hannigan.
Nyman frühstückte und nahm einen Gleiter ins Zentrum. Wenig später saß er Koka Szari Misonan gegenüber und lauschte ihrem durch den Syntron unterstützten Bericht. „Von den Hanteln geht irgend etwas aus", sagte die Erste Terranerin am Schluß. „Und ich will herausfinden, was das ist. Hängt es damit zusammen, daß der Somer unbedingt im Solsystem bleiben will?"
Nyman beherrschte sich mühsam, sein eigenes Interesse an den Hanteln nicht erkennen zu lassen. „Vielleicht ist es eine Waffe. Oder eine Maschine, um die Todesstrahlung zu besiegen. Nein, vergiß den letzten Gedanken am besten schnell wieder. Ich glaube nicht daran."
„Machen wir uns an die Arbeit. Die Spezialisten der Hanse sind bereits dabei, die CILINO und deren Mannschaft zu überwachen."
„Und Furunoed?"
„Hält sich in einem Hotel auf Callisto auf. Er arbeitet angeblich an einer Rede für die Sender von Terra-TV. Entgehen kann uns nichts. Das Hotel ist abgeschirmt. Furunoed weiß es. Es scheint ihm nichts auszumachen."
„Dann ist etwas faul."
*
Harold Nymans Karriere war ohne Knick verlaufen. Stetig war es mit dem 1,75 Meter großen Terraner mit dem Mondgesicht und dem leicht asiatischen Einschlag aufwärtsgegangen. Als Beibootkommandant und Hangarchef der CASSIOPEIA hatte er zur Tarkan-Flotte gehört und 695 Jahre im Stasisfeld verbracht. Geboren im Jahr 413 NGZ, zählte er zu den Menschen, die auf diese Weise ins zwölfte Jahrhundert NGZ gelangt waren und inzwischen ein rein rechnerisches Alter von über achthundert Jahren besaßen, ohne allerdings tatsächlich jemals so alt werden zu können.
Nach dem Erlöschen des Stasisfelds fanden Nyman und seine Männer gut 500 Lichtjahre vom Sektor X-DOOR entfernt den Raumschifffriedhof und in ihm die hunderttausend Einzelteile der BASIS. Hamiller befand sich in einem bedauernswerten Zustand und mußte nach der, Rekonstruktion des Trägerschiffes erst einmal „geheilt" werden.
Den ersten Terraner, der das Segment mit der Hauptleitzentrale betrat, ernannte die Tube zum neuen Kommandanten. Von diesem Zeitpunkt an war Harold Nyman offiziell Nachfolger von Waylon Javier, jenem legendären Kommandanten der BASIS, der bereits im fünften Jahrhundert NGZ verstorben war. Nyman umschiffte erfolgreich alle Klippen, die sich in der Zeit der Auseinandersetzung mit den Topsidern, Linguiden und später den Akonen dem Schiff in den Weg legten.
Während des ersten Fluges zur Großen Leere geriet er zusammen mit 523 anderen Mannschaftsmitgliedern in der Galaxis NGC 4793 nahe Coma-6 in den Bann einer Geistesmacht, was 37 von ihnen nicht überlebten. Beim Weiterflug an die Große Leere mußte er deshalb als Kommandant für mehrere Monate durch seine Stellvertreterin Lugia Scinagra ersetzt werden, bis er wieder vollständig genesen war. Bei mehreren Untersuchungen attestierten ihm die Ärzte und Psychologen beste Gesundheit; dennoch durften die Überlebenden auf Grund der schärferen Sicherheitsvorschriften nicht mehr an der zweiten Coma-Expedition teilnehmen.
Seither lebten die 430 verbliebenen Veteranen
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