1718 - Die Messerkatze
Katzengöttin trachteten danach, so zu werden wie sie.
Das war auch Julies Ziel. Die Kraft der Göttin sollte auf sie übergehen. Sie war in Vorleistung getreten, indem sie das Blut der Katzen getrunken hatte. Jetzt war sie der Göttin sehr nahe und hoffte, von ihrer Kraft erfüllt zu werden.
Wie es ihr dann, wenn es so weit war, ergehen würde, wusste sie nicht. Da wollte sie sich überraschen lassen. Für sie konnte es nur vorangehen, etwas anderes wollte sie gar nicht erst in Erwägung ziehen.
Sie freute sich. Es war schon eine wilden Vorfreude. Sie wartete auf die Veränderung, denn sie musste einfach eintreten, weil sie die Voraussetzungen dafür geschaffen hatte.
Sie schloss die Tür zu ihrer kleinen Wohnung auf. Die Katzen umwuselten ihre Beine. Dass vor Kurzem noch eine aus ihrer Gemeinschaft ihr Leben und ihr Blut hatte lassen müssen, war für die anderen nicht relevant. Die Katzen spürten, dass sie in dieser zweibeinigen Person etwas Besonderes vor sich hatten, dem sie sich unterordnen mussten.
Die Tür wurde nach innen gedrückt, und sofort huschten die Tiere über die Schwelle. Draußen war der Tag dabei, sich zu verabschieden. Es dämmerte bereits, und das machte sich besonders in dieser tief liegenden Wohnung bemerkbar. Durch ihre Lage wurde es in den Zimmern eigentlich nie richtig hell, und jetzt, zu dieser Tageszeit, war es noch dunkler, zudem brannte kein Licht. Und doch war es nicht absolut finster, denn es war eine hellere Quelle vorhanden.
Die Katzen reagierten entsprechend. Kaum waren sie über die Schwelle gehuscht, liefen sie dorthin, wo sie der ungewöhnliche türkisfarbene Schein erwartete.
Die Tiere liefen dieser Helligkeit entgegen und blieben in deren Nähe.
Julie Price ging langsamer. Sie fühlte sich so gut, einfach nur super. Das Ziel war erreicht, die Saat ging auf, jetzt musste sie nur noch ernten.
Die Türen zu den Zimmern hatte sie nicht geschlossen, doch nur ein Raum interessierte sie. Es war der, in dem das farbige Licht schimmerte.
Sie trat über die Schwelle. Katzen huschten in ihrer Nähe herum. Ihr leises Fauchen war nicht zu überhören. Auch dass sie mit ihren Pfoten gegen den Boden schlugen, nahm Julie wahr. Die Tiere drängten sich erneut in ihre Nähe, als wollten sie die zweibeinige Person zu etwas auffordern.
Julie bewegte sich vorsichtig weiter. Keine langen Schritte, sondern mehr trippelnd. Sie wollte nicht über einen Katzenkörper stolpern und auf die Nase fallen.
Der Raum, in dem die Statue der Katzengöttin Bastet stand, enthielt nur diese eine Lichtquelle. Sie sorgte dafür, dass in ihrer Nähe etwas zu sehen war, die weitere Umgebung allerdings fast im Dunkeln verborgen blieb.
Julie wurde den Eindruck nicht los, als wären die Katzen dabei, sie in eine bestimmte Richtung zu drängen. Sie tat ihnen den Gefallen.
In Greifweite blieb sie vor der Figur stehen. Besonders groß war sie nicht. Sie wirkte nur so hoch, weil sie auf einem Sockel stand, und ihr Kopf befand sich mit dem Gesicht der Frau etwa in einer Höhe. So konnten sie sich in die Augen schauen, was Julie auch tat, denn darauf hatte sie lange gewartet.
Schon öfter hatte sie diese Position eingenommen. An diesem frühen Abend aber war es etwas anderes. Sie hatte sich Bastet auf eine bestimmte Weise genähert, denn sie hatte sich mit dem Blut der beiden Katzen gestärkt. So musste die Göttin sie einfach akzeptieren, oder der alte Geist, der in der Statue steckte.
Julie schaute in die Augen.
Dabei zuckte sie zusammen.
Sie hatte etwas gesehen oder auch gefühlt. So genau wusste sie es nicht.
Es war zu einem Kontakt zwischen ihnen gekommen, und sie fühlte sich jetzt akzeptiert. Ihren schützenden Mantel hatte sie längst fallen gelassen. Sie präsentierte ihren fast nackten Körper und konzentrierte sich auf die Augen der Statue.
Sie blieben starr, daran ging kein Weg vorbei. Aber die Starre war nicht alles, denn in ihr steckte etwas, für das Julie Price einen Begriff hatte.
Leben!
Ja, es steckte Leben in dieser sonst so starren Statue. Und dieses Leben konzentrierte sich auf die Augen, deren Türkis ihr beinahe grell vorkam.
Für Julie war es das alte Leuchten. Es war diese uralte Kraft, die in Tausenden von Jahren nicht aus dieser Statue gewichen war und irgendwo in einer fernen Welt ihren Ursprung gehabt haben musste.
Das merkte nicht nur sie, das hatten vor ihr schon die alten Ägypter festgestellt, als sie ihre Kultur pflegten und sich den verschiedenen Göttern und
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