1718 - Mysteriöse Waren
beide Augen zu. Sie wollen nicht wissen, was wirklich gespielt wird. Dadurch bleibt ihr Gewissen rein, denken sie."
„Von wem hast du den Holo-Tuner, den du an Escheker weiterverkauft hast, Rio?" bohrte die Oxtornerin weiter.
„Ich fand nichts Schlimmes dabei", verteidigte sich der Händler. „Seit Monaten werden diese Waren gehandelt. Die Gurrads sind ganz versessen darauf, wenn sie erst einmal so ein Wunderding gesehen haben."
„Also auch du", stellte Mooram Grujic fest, der sich von den üblen Folgen des Energieschlingen-Angriffs erholt hatte. „Wo bewahrst du dein Wunderding auf?"
„Ich besitze keines", beteuerte Rio Acha-Mem hastig. „Die Dinger sind seltener als Prix-Stips und viel teurer. Ich hatte den Holo-Tuner gegen ein frisch überholtes Raumboot, meine RIO NAGRI, eingetauscht, mehr ein kleines Schiff als ein Boot, mit einem Aktionsradius von immerhin dreihundertsiebzigtausend Lichtjahren."
„Und danach hast du den Tuner an Escheker verkauft?" warf die Wogon ungläubig ein. „Obwohl doch anscheinend jeder, der so ein Wunderding sieht, nie wieder von ihm lassen will."
„Ich habe es nicht gesehen", versicherte der Springer fast weinerlich.
„Ich kenne die Gefahr; deshalb verwahre ich es in einem Behälter auf.
Schließlich mußte ich den Tuner verkaufen, um das Stammschiff meiner Sippe auszulösen, das nach einer Generalüberholung von der Werft zurückgehalten wurde."
Beinahe hätte die Hanse-Spezialistin Mitleid mit dem alten Springer gehabt. Die Erinnerung an die Hinrichtung Eschekers bewahrte sie davor.
„Wie war der Name des Somers, der dir den Tuner im Tausch gegen deine RIO NAGRI gab?" fragte sie unerbittlich weiter.
Sie wußte, daß ihr ein Trugschluß unterlaufen war, als der Springer stutzte. Dann lachte er.
„Na schön, bei dir war es kein Somer", schaltete sie schnell.
Sie mußte das Eisen schmieden, solange es noch heiß war. Und plötzlich ging ihr auch ein Licht auf.
Die Somer, die ins Solsystem und dann nach Lockvorth gekommen waren, hatten nichts verkaufen wollen, sondern mit dem Vorzeigen ihrer Wunderhanteln vielleicht etwas ganz anderes bezweckt.
„Die Somer haben die Dinge ja auch nicht selbst produziert oder besorgt", spekulierte sie in gleichgültigem Tonfall. „Bekommen hatten sie das Zeugs selbstverständlich von den..."
Sie tat, als legte sie absichtlich eine Pause ein, und starrte den Springer so drohend an, daß er das fehlende Wort förmlich hinausschrie: „... Bekassu!"
Dilja Mowak hörte, wie ihre beiden Gefährten die Luft einzogen. Sie selbst riß sich gewaltsam zusammen, um ihre Überraschung nicht zu deutlich zu zeigen.
Rio Acha-Mem merkte es trotzdem. Er hatte sich zwar diesmal überrumpeln lassen, war aber deswegen immer noch ein gerissener Händler.
„Du Miststück!" fauchte er die Oxtornerin an. Dann aber siegte die Art von Fairneß, ohne die es niemand lange im Geschäft des halb legalen, halb illegalen galaktischen Handels aushielt. Er grinste. „Du hast mich ganz schön gelinkt, Oxtornerin. Du bist doch Oxtornerin. Dann kennst du bestimmt diesen Ausdruck der terranischen Gaunersprache."
„Ich bin Oxtornerin", bestätigte Dilja mit nachsichtigem Lächeln. „Klar kenne ich den Ausdruck. Aber gelinkt wird in allen Schichten aller Völker - je hochstehender, um so mehr. Würde ich nichts von den rühmlichen Ausnahmen wissen, ich hätte längst alle Hoffnung fahren lassen... Zurück zur Sache! Du hast den Tuner von einem Bekassu bekommen? Wie heißt er?"
„Den Namen kenne ich nicht", antwortete Rio Acha-Mem. „Aber es sind ausschließlich Bekassu, die diese Ware innerhalb der Großen Wolke vertreiben. So erzählt man sich in meinen Kreisen hinter vorgehaltener Hand."
„Bekassu!" entrüstete sich Grujic. „Diese ehemaligen Günstlinge der Cantaro mit ihren lahmen Antennenschiffen sollen die Wunderdinge in Magellan verbreiten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Das sind doch allesamt arme Schlucker; viel zu ehrlich, so daß sie beim Handel meist übervorteilt werden. Ich hatte früher Kontakt mit einigen von ihnen. Mein Eindruck war, daß sie zumeist unkomplizierte Naturen sind, denen Heimtücke und Verbrechen in großem Maßstab fremd sein dürften."
„Ich denke, daß Rio uns die Wahrheit gesagt hat", wies Dilja ihn mit mildem Tadel zurecht.
„Genau!" Der Springer funkelte Grujic beleidigt an. „Daß die Bekassu keine Reichtümer besitzen und im Grunde genommen zu anständig für richtige Händler sind, weiß ich natürlich
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