1718 - Mysteriöse Waren
Gleiter mit gurradschen Zöllnern sowie der Hanse-Spezialistin und ihren vier Begleitern fegten dicht über dem Boden auf den Landeplatz zu.
Zur selben Zeit erging über Funk an den Kommandanten der KAPPLAKRIN die Weisung, die Hauptschleuse zu öffnen, das Zollkommando an Bord zu lassen und bei seiner Aufgabe nicht zu behindern.
Drei Bekassu warteten in der offenen Schleuse, als die Gleiter dort ankamen: drei fledermausähnliche graue Gestalten von ungefähr 2,50 Metern Höhe. Sie standen aufrecht auf den beiden tentakelartigen Hinterbeinen, wobei sie sich hinten auf einer Art Steiß abstützten.
Während die Gurrads sich beeilten, ins Schiff zu kommen, blieben Dilja und ihre Begleiter bei den Bekassu.
Die Fledermausähnlichen nahmen keine feindselige Haltung ein. Sie blickten den Zöllnern nach, dann drehten sie sich mit ihren gesamten Körpern nach den vier Milchstraßenbewohnern um. Da die riesigen, nach vorn spitz zulaufenden Köpfe halslos in die Rümpfe übergingen, war ihre Beweglichkeit entsprechend eingeschränkt.
Die Oxtornerin erwiderte gelassen den Blick der großen schwarzen Augen. Danach stellte sie sich und ihre Begleiter vor.
Die Bekassu nannten ebenfalls ihre Namen.
„Sind Fremde an Bord?" erkundigte sich Dilja Mowak.
„Fremde?" wiederholte der Bekassu, der sich als Uhuunra vorgestellt hatte. „Du meinst, Angehörige anderer Völker? Nein, hier gibt es nur Bekassu. Warum durchsucht ihr unser Schiff? Und warum sind Galaktiker dabei?"
„Reine Routine", beruhigte ihn die Hanse-Spezialistin. „Die Zollbehörde hat uns als Beobachter eingeladen und überprüft, ob die Ladung mit den Papieren übereinstimmt."
„Warum sollte die Ladung nicht mit den Papieren übereinstimmen?"
wunderte sich Uhuunra.
Auf so viel Naivität wußte Dilja keine Antwort. Sie nahm jedenfalls als sicher an, daß Uhuunra tatsächlich so naiv war, wie er sich gab.
Grujic, der sich als wahre Fundgrube für Daten und Fakten über die Magellansche Wolken und ihre Bewohner erwies, hatte ihr berichtet, daß die Bekassu keine guten Schauspieler und Lügner seien. Wenn ein Bekassu log, dann zappelte er regelrecht vor Nervosität. Uhuunra aber war die Ruhe selbst.
Die Oxtornin beeilte sich, Anschluß an einen Trupp Zöllner zu finden.
Njushabora, Erg Ravenir und Mooram blieben bei ihr, während Landdy die Erlaubnis einholte, sich die Bordpositronik anzusehen. Bekassu besaßen zumeist noch keine Syntrons.
Dreieinhalb Stunden lang durchstreiften die Galaktiker und die Zöllner alle Laderäume des Schiffes. Sie fanden hauptsächlich billige bekassische Handwerkskunst, dazu ein paar Fässer unverzollter Sirrhar-Blütenextrakte von Nagrihma, einem dünn besiedelten Planeten im Sternenreich der Bekassu.
Von irgendwelchen Wunderdingen oder Fremden keine Spur. Es gab nicht einmal einen Bordtransmitter.
Anscheinend führten die Fledermausähnlichen keine besondere Ware mit sich - oder sie waren durch den Rafferfunkspruch gewarnt worden und hatten alles Belastende über Bord geworfen. Eventuelle Fremde hätten sich mit einem flugfähigen Raumanzug entfernen können und warteten in einem solchen Fall bei einem anderen Schiff im nahen Weltraum.
Dilja Mowak wollte den Kommandanten der KAPPLAKRIN verhören, doch der Leiter des gurradschen Zollkommandos verweigerte ihr die Genehmigung. Er wäre nur dann dazu bereit gewesen, wenn die Durchsuchung den Verdacht auf schwere Verstöße gegen die Zollbestimmungen erhärtet hätte. Das bißchen geschmuggelter Blütenextrakt galt als läßliche Sünde und wurde mit einer geringen Geldbuße geahndet.
Die Hanse-Spezialistin mußte sich an die Regeln halten, die sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben hatten. Aber sie konnte wenigstens ein paar Worte mit Kommandant Arneena wechseln, als sie die Zentrale betrat, um Landdy Kronth abzuholen.
Dabei gewann sie den Eindruck, daß Arneena ein schlechtes Gewissen hatte. Er bewegte fast ständig seine Flughäute, als wollte er sich auf einen Start vorbereiten.
Eine Art Fluchttrieb. Allerdings war dieser nur gering ausgeprägt.
Arneenas leicht getrübten Augen verrieten der Oxtornerin, daß er unter Sedativa stand. Wahrscheinlich, um seine Nervosität zu dämpfen.
Da die Gurrads sie drängten, das Schiff wieder zu verlassen, konnte sie sich nicht länger mit Arneena beschäftigen. Zumal die Hanse-Spezialistin wie mit Engelszungen auf die Tokluntin einreden mußte, um diese von der Bordsyntronik loszueisen. Es gelang ihr schließlich nur, indem sie
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