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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestimmt auf den Feierabend, an dem er frische Luft zu atmen bekam.
    Ich wollte zu einem Automaten gehen, um mir ein Wasser zu holen, als die Tür geöffnet wurde und ein Mann im weißen Kittel den kleinen Raum betrat.
    »Ich bin Doc Sullivan«, stellte er sich vor und rückte die Brille mit dem grünen Gestell zurecht. »Willkommen in meinem Reich, Kollegen.«
    Er schien Humor zu haben. Das musste man bei seinem Job auch. Er war noch recht jung für einen Chef, hatte ein längliches Gesicht und etwas vorstehende Lippen.
    »Nett hier«, sagte Suko.
    »Ja, Kollege, es ist ein Kleinod. Wer hier zu lange arbeitet, landet oft nebenan.«
    »Ach. Und was gibt es da zu besichtigen?«
    »Die Psyche.«
    »Verstehe.«
    Sullivan kratzte sich an der Wange. »Ehrlich gesagt, ich hatte schon daran gedacht, mich ebenfalls dort anzumelden.«
    »Und warum?«
    »Den Grund werden Sie gleich zu sehen bekommen. Es ist unfassbar und auch nicht zu erklären. Da ist einem Menschen der Kopf gedreht worden, und ich frage mich, wer so etwas tut. Wie das überhaupt vom medizinischen Standpunkt aus möglich ist. Ich bin Arzt, aber für mich ist es ein Rätsel.«
    »Sicher«, sagte Suko.
    Sullivan fragte weiter: »Haben Sie schon mal so etwas gesehen? Oder ist es auch eine Premiere für Sie?«
    »Eine halbe«, gab ich zu.
    »Dann freuen Sie sich auf die zweite Hälfte.« Er fragte nicht weiter, sondern öffnete eine Tür, um uns aus dem Zimmer in einen Flur zu geleiten, den wir bis zu einem Lift durchgingen.
    Suko wollte wissen, ob dieses Gebäude früher mal ein Gefängnis gewesen war.
    »Ha! Riecht man das?«
    »Man kann den Eindruck bekommen.«
    »Sie haben recht. Hier war der Knast. Gegenüber die Psyche. Die ist heute noch vorhanden.«
    Mit dem Lift, der sehr geräumig war und auch ein großes Krankenbett fassen konnte, fuhren wir nach unten in den Keller.
    »Das ist unser Gewölbe«, erklärte Sullivan, als wir in einem kühlen Hauptgang standen. »Hier werden die Leichen untergebracht, wenn die Untersuchungen beendet sind und unsere Kunden auf ihre Abholung warten.«
    »Kunden ist gut«, meinte Suko.
    »Tja, irgendwie muss man ja Abstand gewinnen.«
    Weit hatte wir nicht zu gehen. Vor einer grauen Schiebetür aus Metall blieben wir stehen, und Sullivan holte einen Schlüssel aus der Tasche.
    »Zu diesem Raum habe nur ich Zutritt. Es ist besser, wenn nicht jeder von den Kollegen genau Bescheid weiß.«
    »Da sagen Sie was.« Suko schaute mich an und legte dabei die Stirn in Falten. Wahrscheinlich wunderte er sich darüber, dass ich in der letzten Zeit kein Wort gesprochen hatte.
    Es lag nicht daran, dass ich nicht reden wollte, sondern es ging darum, dass ich mich alles andere als wohl in meiner Haut fühlte. So erging es mir schon seit Betreten des Gebäudes, als hätte sich etwas in seiner Nähe aufgebaut und würde uns nun begleiten.
    Auf eine Frage danach hätte ich keine konkrete Antwort geben können, aber dieses ungute Gefühl war vorhanden und ließ sich auch nicht wegdiskutieren.
    Ich wurde auch nicht davon befreit, als wir den Raum hinter der Tür betraten. Auch er war so gemütlich wie das Innere eines leeren Kühlschranks. Es war ein Seziertisch vorhanden, auch ein Waschbecken, aber um hier eine Leiche zu untersuchen, fehlte doch sehr viel. Mir kam in den Sinn, dass dieses Zimmer mehr als Abstellraum genutzt wurde.
    Ich sah auch die Schubladen an einer Wand und fröstelte plötzlich so, dass es dem Arzt auffiel.
    »Liegt es an der Kälte hier oder an der Atmosphäre?«
    »Wohl an beidem.«
    »Ist auch keine gute Umgebung, Mister Sinclair. Früher haben hier die Knastkollegen ihre Strafen abgesessen, wenn sie renitent gewesen waren. Das ist heute nicht mehr der Fall.«
    Ich stellte eine Frage. »Wie viele Leichen liegen denn hier unten?«
    Sullivan brauchte nicht nachzurechnen. »Im Moment ist es nur ein Toter, aber der hat es in sich.« Bei der Antwort war er an eine bestimmte Lade getreten. Er fasste nach dem Griff, zog sie auf, und sie glitt aus ihrem Versteck in das kalte Neonlicht.
    Man hatte den toten Geistlichen mit einem Tuch abgedeckt. Das war nicht bei jeder Leiche der Fall, aber diese hier war schon etwas Besonderes. Der Arzt griff nach dem Tuch, zog es aber noch nicht zurück und musste erst schlucken. Trotz der kühlen Luft schwitzte er und wischte mit dem freien Handrücken über seine Stirn.
    »Es ist auch für mich nicht eben eine Freude, mich diesem Anblick aussetzen zu müssen.«
    »Das glauben wir Ihnen«,

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