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172 - Der Sturm

172 - Der Sturm

Titel: 172 - Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Tanaya die Puste ausgeht!«
    Rulfan nickte. »Auf nach Bono!«
    ***
    Seit dem Mittag wich das offene Küstengelände immer mehr einem rauschenden Baumbestand und löste sich allmählich darin auf. Jetzt, am Nachmittag, wünschten sich Rulfan und seine Gefährten zur windumtosten
    Culloden
    zurück, denn die Hitze im Mangrovenwald war unerträglich.
    »Danare! Mir schmilzt noch alles weg!«, maulte Tanaya mit Blick auf ihre Brüste. Sie glänzten vor Schweiß, waren ansonsten aber unverändert prall und rund.
    Ittalyanisch eben. Geero fand sie gut, Rulfan war mäßig interessiert, und Muk'tar konnten sie nicht unbedeutender sein: Der Telepath aus Induu hoffte mehr auf eine Beziehung mit Geero.
    »Wie heißt das Dorf, aus dem du stammst?«, fragte er den Doyzländer lächelnd. Muk'tar lächelte immer. Selbst bei dieser Schwüle.
    »Es ist kein Dorf! Es ist eine Stadt!« Geero schlug sich klatschend auf den Arm. Ein grüner Schleimtropfen blieb zurück. Im Wald sirrten unzählige Insekten herum, das hätte für alle gereicht, doch der große Blonde war ihr klar bevorzugtes Ziel.
    »Sagst du mir den Namen deiner Stadt?«, bohrte Muk'tar weiter.
    »Poruzzia.« Geero zögerte. Der Telepath hatte keine Lust auf Unterhaltung und scherte sich einen Deut um Etikette. Aber Muk'tar sah ihn so erwartungsvoll an, da musste er einfach reagieren.
    »Also schön! Und wie heißt dein Dorf?«, seufzte er.
    »Srivalinganaram.«
    Rulfan war ein paar Schritte voraus gegangen. Nun kam er zurück und sagte leise: »Wir sollten ein bisschen vorsichtig sein, Leute! Käpt'n Ajib hat zwar behauptet, das Land wäre unbewohnt, aber davon möchte ich mich lieber selbst überzeugen. Okee?«
    Er nickte den Gefährten zu. Rulfan war der einzige Krieger in dieser Gruppe, deshalb wurde er von den Anderen als Anführer akzeptiert. Schweigend folgten sie ihm.
    Der Albino grinste: Lange würde diese Stille nicht anhalten! Sha'mii und Tanaya hatten ständig etwas zu erzählen, und Muk'tar war ebenfalls sehr gesprächig.
    Zuhause musste der Tuchhändler aus Induu von früh bis spät um Kundschaft werben, vielleicht lag es daran.
    Rulfan sah sich nach Chira um. Sie schien ihren Spaß zu haben auf der Wanderung durch den feuchtschwülen Wald mit seinen Wasserstraßen und den sumpfigen Stellen. An einer davon saßen Blufrox: kleine himmelblaue Dinger, die sich riesig aufblähten und Knarrlaute von sich gaben. Sie sprangen nach allen Seiten weg, als Chira sie beschnüffeln wollte. Das junge Lupaweibchen hopste wie ein Ziegenbock hinterher, steifbeinig und mit tief gesenktem Kopf. Unvermittelt hielt es inne: etwas Anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Chira spurtete los.
    Rulfan konnte sie gut im Auge behalten, denn der Wald war hell, trotz des nahezu geschlossenen Blätterdaches. Aus dem dunklen Sandboden wuchsen einzeln stehende Büsche und schlanke Baumstämme.
    Gras oder gar Farnkolonien gab es kaum. Stattdessen stieß man hin und wieder auf große freie Flächen.
    Dahinter lag meistens eine Wasserstraße mit ihren knorrigen Mangroven, die viel niedriger waren als die anderen Bäume.
    Rulfan wanderte durch die Geräuschkulisse einer reichen, versteckt lebenden Fauna. Da war ein ständiges Kreischen, ein Gurren, Quarren und Zirpen. Manchmal hörte er Flügelschlag oder brechende Zweige, wie bei hastiger Flucht, und von fern erscholl gelegentlich das Brüllen großer Tiere. Doch kein einziges Wesen ließ sich blicken. Es beunruhigte den Albino nicht, aber seltsam war es schon.
    Je weiter Rulfan kam, desto weniger mochte er glauben, dass Malaya wirklich unbewohnt war. Er winkte Geero an seine Seite.
    »Dieser Wald bietet Früchte und Wild im Überfluss« sagte er leise. »Vor der Culloden sind bestimmt schon andere Schiffe… äh, an den Strand gekommen. Warum gibt es hier keine Menschen?«
    Der bullige Doyzländer wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Vielleicht, weil es so schwül ist?« Wütend trat er gegen eine schlanke Palme. »Mann, diese Scheißhitze bringt mich noch um!«
    Es raschelte im Geäst. Ein paar Zweige brachen.
    Im nächsten Moment schlug ein stacheliges, faustgroßes Geschoss herunter. Es verfehlte den erschrockenen Doyzländer um Haaresbreite und zerplatzte am Boden.
    Brabeelenduft breitete sich aus und erinnerte Rulfan daran, dass er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte. Er hob ein Stück der Stachelschale auf. Saft rann ihm über die Hand, als er es Geero zeigte. »Offenbar gibt es hier außer der Scheißhitze noch andere

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