1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen
lauernden Skelette entgingen ihr nicht, und dann war natürlich ich an der Reihe. Und vor meiner Brust hing offen das Kreuz. Das sah sie, das nahm sie zur Kenntnis, aber sie reagierte nicht darauf. Ich erlebte weder eine positive noch eine negative Reaktion.
Das mochte aus ihrer Sicht okay sein, ich dachte anders darüber. Für mich war sie wichtig und vor allen Dingen ihr Erscheinen hier. Warum war sie gekommen? Gehörte sie an die Seite des Matthias oder musste man sie als seine Gegnerin ansehen?
»Warum bist du hier?«, wollte ich wissen.
Sie hob die Schultern und antwortete mit einer Frage. »Wer will das wissen?«
Da sie uns ihren Namen gesagt hatte, sah ich keinen Grund, den meinen zu verschweigen, und ich stellte Suko gleich mit vor.
Marietta reagierte nicht. Zumindest nicht negativ. Es hätte durchaus sein können, dass ihr unsere Namen etwas sagten, denn in bestimmten Kreisen hatten sie sich herumgesprochen. Das war in diesem Fall nicht so. Sie nahm es hin und hörte auch meine nächste Frage.
»Warum bist du gekommen?«
»Es war ein Zufall. Ich bin unterwegs gewesen.«
»Ach? Zu Fuß?«
»Nein, mit einem Wohnmobil, das in der Nähe parkt. Aber ich habe gespürt, dass hier etwas nicht stimmt. Ich weiß Kräfte in mir, die das möglich machen, und inzwischen weiß ich, dass ich mich nicht geirrt habe. Es gibt die lebenden Skelette tatsächlich, und ich weiß, dass derjenige, die sie anführt, eine große Macht haben muss.«
»Das ist wohl wahr«, gab ich zu. »Und dieser Mächtige hört auf den Namen Matthias. Er ist der Hölle eng verbunden, die schützend ihre Hand über ihn hält. Er ist mächtig, denn Luzifer persönlich hat ihn mit dieser Macht ausgestattet. Er setzt seine Zeichen für das absolut Böse und hat hier etwas entdeckt, das ihm sehr gelegen kommt. Er hat die Toten aus einem großen Grab geholt, um sie gegen die Lebenden zu schicken, damit sie mit ihnen abrechnen können. Etwas, das mir nicht neu ist und sich immer wiederholt.«
»Was willst du tun? Ihn stoppen?«
Ich musste lachen. »Was sonst?«
»Und wie?«
Ich deutete auf mein Kreuz, und die Voodoo-Queen nickte mir zu. »Ja, es ist etwas Besonderes, das spürte ich bereits. Ein Kreuz, das mir eine Nachricht gibt …«
»Und welche?«
Sie lächelte. »Die Nachricht ist vorhanden, das kann ich euch sagen. Ich spüre das Andere, das Flair, das aus einer Welt stammt, in die wir nicht hineinschauen können, aber ist sie auch stark genug, um das Böse zu stoppen?«
»Bist du es?«, stellte ich die Gegenfrage.
»Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht dagegen gekämpft. Ich weiß, dass es existiert und zwar in unzähligen Varianten. Bisher hat es mich nicht gestört und ich habe es auch an mir vorbei laufen lassen. Nun aber weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll.«
»Du kannst uns unterstützen«, sagte Suko. »Ist es nicht ehrenvoll auch für dich, gegen das Böse zu kämpfen? Die Hölle zu attackieren und Menschen zu retten?«
»Meinst du das ehrlich?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.« Suko fuhr fort: »Du bist doch nicht auf das Böse fixiert und gehörst nicht zu denjenigen Menschen, die darauf spekulieren, mit den Geistern der Hölle in Kontakt zu kommen. Nein, so sehe ich dich nicht.«
»Und woher weißt du das?«
Suko zuckte mit den Schultern. »Intuition, sage ich mal. Ja, das ist es.«
Es war nicht schlecht, dass Suko versuchte, sie aus der Reserve zu locken. Ich hätte nicht anders gehandelt, aber darauf verlassen konnten wir uns nicht. Auch in der Magie des Voodoo gab es gravierende Unterschiede. Ich hatte all die Facetten schon erlebt und konnte nur hoffen, dass sich Marietta auf unsere Seite schlug.
Ob sie sich geschmeichelt fühlte, war für mich nicht festzustellen, aber sie suchte noch nach einer Entscheidung.
Mandy Hill schaffte es, wieder normal auf die Beine zu gelangen. Ihre heftigen Atemgeräusche waren im Moment die einzigen Laute.
Ich dachte an Matthias, der sich zurückgezogen hatte, was ich nicht verstand. Dass er aufgegeben hatte, kam mir nicht in den Sinn.
Und noch etwas mussten wir erledigen. Wir durften auf keinen Fall zulassen, dass die Skelette ihren Weg fortsetzten. Noch bildeten sie eine Gruppe und standen da wie bestellt und nicht abgeholt, aber das würde sich ändern, wenn ihr Herr und Meister erschien, um sie in die entsprechende Position zu bringen.
Ich sah, dass Suko seine Hand bewegte, in der er die Dämonenpeitsche hielt. Die drei Riemen machten die Bewegung mit,
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