1720 - Kommandant der Abruse
keine Probleme, sich zu amüsieren; der rothaarige Terraner ließ es sich allerdings nicht nehmen, Mila Vandemar Joseph Broussard auszuspannen und sie zum Tanz zu entführen.
„Du tanzt aber sehr gut", meinte sie lachend.
„Nicht ich, sondern du", konterte er. „Ein Mann tanzt immer nur so gut wie die Frau an seiner Seite."
„Sehr nett", sagte sie. „Ich glaube, an solche Nettigkeiten könnte ich mich gewöhnen." Sie blieb plötzlich stehen und wies schmunzelnd auf ihre Schwester, die soeben neben den beiden aufgetaucht war. „Ich denke, du kannst gleich fortfahren."
Bull nickte Nadja breit grinsend zu, vollzog eine leichte, vollendet galante Verbeugung und schwebte mit ihr davon.
Mitten in diese Fröhlichkeit hinein platzte ein Funkruf von Perry Rhodan.
„Wie ich sehe, amüsiert ihr euch gerade königlich", sagte der Terraner.
„Bei uns an Bord und auf der TYRONA geht es ähnlich zu. Deshalb will ich’s mir nicht nehmen lassen, euch eine Mitteilung zu machen." Er machte eine kurze Pause, und sein Lächeln vertiefte sich. „Wenn heute nacht nichts geschieht, fliegen wir morgen früh ab - Kurs Aariam-System."
Allgemeiner Jubel brandete auf allen drei Schiffen auf.
„Darauf trinken wir einen!" rief Joseph Broussard jr. seine Stimme ging im Lärm rasch unter.
5.
Analysen Trotz der ausdauernden Feier fanden sich alle am nächsten Morgen in Cryzz’ Unterkunft ein, während die drei Schiffe auf dem Weg zum Stützpunkt der Ayindi waren.
Der abrusische Kommandant hatte sich inzwischen bewegt, er stand fast in der Mitte des Raumes. Er reagierte nach wie vor nicht auf äußere Reize, schien die Anwesenden überhaupt nicht zu bemerken.
Myles Kantor wollte mit physikalischen Untersuchungen herausfinden, aus welchen Bestandteilen sich Cryzz zusammensetzte. Möglicherweise konnte so auch festgestellt werden, welche Bedürfnisse er hatte.
Während sich Myles Kantor zusammen mit Alaska Saedelaere mit der Analyse beschäftigte, bemühten sich Gucky, Dao-Lin-H’ay und die Vandemar-Zwillinge weiterhin um Kontaktaufnahme mit dem seltsamen Wesen.
Am späteren Nachmittag schließlich waren Myles und Alaska für eine Zusammenfassung bereit, die sie zunächst den anderen unterbreiten wollten.
„Zwei Dinge wissen wir bisher mit Bestimmtheit", begann der Wissenschaftler. „Erstens, Cryzz ist mit hundertprozentiger Sicherheit kein versklavter Baraye. Weshalb er überhaupt eine humanoide Form besitzt, ist uns völlig unklar. Denn er ist weder ein Krieger, der schnell und gut beweglich sein muß, noch tritt er als Botschafter oder Kontaktperson auf und benutzt deswegen eine einigermaßen vertraute Gestalt. Im Gegenteil: Außer uns hat wohl noch keiner diese Wesen jemals zu Gesicht bekommen, was schon wegen der Todesstrahlung für Arresaner nicht möglich ist. Die Kommandanten agieren sehr versteckt- insofern wäre es völlig gleichgültig, welcher Gestalt sie wären. Aber dahinter kommen wir vielleicht noch, dies ist auch kein primäres Problem, sondern etwas, das uns am Rande auffiel.
Kommen wir zum zweiten Punkt: Cryzz benötigt keine Nahrung im herkömmlichen Sinne, denn er besitzt keinen Stoffwechsel chemischer oder organischer Art. Er assimiliert weder Licht, das eventuell so etwas wie eine Photosynthese auslösen könnte, noch findet eine Dunkelreaktion, beispielsweise in Form eines Zitronensäurezyklus, statt.
Aber er ist kein toter Stein, er kann sich bewegen, er kann denken, was Energieverbrauch bedeutet. Woher er die Energie dafür nimmt, wissen wir nicht. Vielleicht bezieht er sie aus dem Hyperraum - oder er ist auf irgendeine Weise direkt mit der Abruse gekoppelt, über eine Art Nabelschnur, und wird so versorgt. Auf alle Fälle bezieht er immer nur so viel Energie, wie er verbraucht, da keinerlei Ausscheidungen nachzuweisen sind. Ich vermute, daß er selbst draußen im All existieren könnte."
„Aber bei der Vermutung wollen wir es selbstverständlich belassen", warf Alaska schnell ein.
„Aber er besitzt doch organische Verbindungen?" erkundigte sich Dao-Lin.
„Ja und nein", antwortete Myles. „Cryzz besteht zu 98 Prozent aus Kristallverbindungen, zu 1,2 Prozent aus diversen chemischen Elementen und zu 0,8 Prozent aus Wasser. Den größten Anteil bilden Kohlenstoff-Verbindungen, die als Karbonate gebunden vorliegen. Kohlenstoff-Verbindungen sind immerhin die Voraussetzung organischer Verbindungen."
„Von denen weit über eine Million bekannt sind", erinnerte sich Alaska Saedelaere
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