1721 - Verschwunden in der Höllengruft
noch mal die genaue Anschrift durch und legte auf.
Glenda Perkins hatte mitgehört. Jetzt stand sie da und konnte nichts sagen. Erst nach einigen Sekunden wollte sie Suko ansprechen, ließ es aber bleiben, weil sie sah, dass er telefonierte.
Sie gab ihrem Bauchgefühl recht. Dieser Fall fing an, mörderisch zu werden …
***
Davon erlebte ich nichts, denn ich befand mich auf dem Weg zum Goya-Verlag, der seinen Sitz in einer Burg haben sollte. Auf diese Burg war ich gespannt.
Ich war an Westminster Abbey vorbei gefahren und am Parlament Square in die Whitehall Parlament Street eingebogen, vorbei an der Downing Street, dem Regierungsviertel in Richtung Charing Cross.
Man kam ja nicht daran vorbei. Bald würde die Hochzeit des Jahres stattfinden. Prince William würde endlich seine Kate, die Bürgerliche, heiraten, und es gab schon jetzt zahlreiche Menschen, die den Tag gar nicht erwarten konnten.
Ich sah Plakate der beiden an den Wänden und wusste auch, dass in den Souvenirläden zahlreicher Kitsch mit den Konterfeis der beiden jungen Menschen angeboten wurde.
Ich wünschte mir, dass ich an dem Tag nicht in London war, denn da bekam man kein Bein auf die Erde.
Der Verkehr war mal wieder dicht, aber ich regte mich nicht auf. Schließlich erreichte ich den südlichen Teil von Bloomsbury und musste hier auf die zahlreichen Einbahnstraßen achten. Hinweisschilder auf das Britische Museum ignorierte ich, denn bis dorthin musste ich nicht.
Die Burg oder das Verlagsgebäude lag in einer der zahlreichen Seitenstraßen und nicht weit von einer U-Bahn-Station entfernt. Eine Burg sah ich nicht, obwohl ich langsam fuhr, sodass meine Blicke über die Hausfassaden streifen konnten, aber dann gab es eine Lücke in der geschlossenen Front. Ich revidierte meine Meinung schnell, denn es war keine Lücke, sondern ein freies größeres Grundstück. Dieser freie Teil war zu einem Parkplatz umfunktioniert worden, und dahinter befand sich die Burg.
Also doch!
Oder nein?
Eher nein, denn es gab keine Türme, es gab auch keine Wehrmauern, dafür schaute ich auf einen alten Bau, bei dem nur die von außen weiß gestrichenen Fensterläden auffielen. Ansonsten herrschte ein Graubraun vor, was nicht eben ansehnlich war. Es gab auch nur zwei Stockwerke, und ich fragte mich, ob die alle mit Büros belegt waren, denn so zahlreich waren die Mitarbeiter eines Verlags nicht.
Nach einer Parklücke musste ich nicht lange suchen. Ich fuhr den Rover rückwärts hinein, schaltete den Motor aus, schnallte mich los – und vernahm die Melodie meines Handys.
Nach einem Blick auf das Display stellte ich fest, dass Suko etwas von mir wollte.
»Ja, Suko, was gibt’s?«
»Der Fall breitet sich aus, um es mal auf den Punkt zu bringen.«
»Und wieso?«
»Jane hat einen Killer erschossen!«
»Was?« Ich war froh, dass ich noch im Auto saß, sonst wäre ich vielleicht aus den Latschen gekippt.
»Du hast richtig gehört. Sie hat es getan.«
Ich musste erst mal Luft holen. »Und wo ist das genau passiert?«
»Da wo sie hinwollte, im Haus der Ellen Cooper. Jane fand die Frau als Leiche. Und sie hatte das Pech, dass sich der Killer noch im Haus befand. Einzelheiten weiß ich nicht. Ich werde aber zu ihr fahren und sie unterstützen, wenn es nötig sein sollte. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
»Danke, das reicht schon.« Ich schwieg, denn mit dieser Entwicklung hatte ich nicht gerechnet. Es wurde Zeit, dass wir einen Blick hinter die Kulissen warfen.
Möglicherweise gelang mir das, wenn ich diesem Ruben Goya einen Besuch abstattete.
»Wo steckst du jetzt, John?«
Ich erklärte es und sagte: »Ich werde mich in diesem Verlag umschauen und versuchen, dem Chef ein paar Fragen zu stellen.«
»Was sagt dein Gefühl, John?«
»Nichts Gutes, es kann durchaus sein, dass wir in ein Wespennest gestochen haben. Wir sollten uns auf einigen Ärger einstellen.«
»Okay, du weißt Bescheid. Ich fahre zu Jane, dann sehen wir weiter. Sollen wir zu dir kommen?«
»Das bereden wir noch.«
»Aber gib acht, John«, sagte Suko. »Ich habe das Gefühl, dass wir ganz dicht dran sind.«
»An was?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls haben wir es mit einem Killer zu tun, der keine Gnade kennt.«
»Der aber auch tot ist«, gab ich zu bedenken.
»Genau. Nur wird er nicht aus eigener Initiative gehandelt haben. Er hat Hintermänner oder einen Hintermann, und der wird nicht weniger schlimm sein. Jedenfalls hatte der Killer kein verbranntes Gesicht wie dieser Simon
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