1721 - Verschwunden in der Höllengruft
Rolls-Royce, ist uns im Zuge von Ermittlungen aufgefallen. Wir haben anhand des Nummernschilds herausgefunden, wem das Fahrzeug gehört, und da sind wir eben auf Ruben Goya gestoßen.«
»Ich kann dir nur sagen, John, dass er ein unangenehmer Zeitgenosse ist. Und wenn du nachforschst, glaube ich nicht, dass er vorbestraft ist. Das hätte sich in der Branche herumgesprochen. Nun ja, du wirst ihn erkennen, wenn du ihn siehst.«
»Woran?«
»Er trägt stets helle oder sogar weiße Anzüge, das ist sein Markenzeichen.«
»Danke für den Tipp.«
»Na, und was willst du wirklich von ihm? Komm, rück schon raus mit der Sprache.«
»Wirklich nur mit ihm reden.«
»Also gut.« Bills Stimme klang etwas pikiert, dann fragte er: »Weißt du denn, wo er wohnt?«
»Nein!«
»Dann werde ich es dir sagen. Dieser Typ lebt in dem Haus, in dem er auch seinen Verlag hat.«
»Jetzt weiß ich auch nicht mehr.«
»Ja, ja, schon gut. Und zwar in einem kleinen Schloss.«
»Bitte?«
Bill amüsierte sich köstlich. »So nennt er das. Er hat in Bloomsbury ein altes Haus gekauft, das er Schloss nennt. Südlich des Britischen Museums.«
»Bist du schon mal dort gewesen?«
»Nein, aber so etwas spricht sich herum.«
»Danke für die Auskünfte.«
»Moment mal, Alter. Wann willst du diesen Typen besuchen?«
»So schnell wie möglich.«
»Augenblick mal. Soll ich nicht besser mitkommen?«
»Nein, es ist nur eine Befragung. Es geht mir tatsächlich um seinen Wagen.«
»Nicht um die Insassen?«
Jetzt lachte ich und legte auf. Danach stand ich auf und ging rüber ins Vorzimmer, wo Suko und Glenda vor dem Computer hockten und leise miteinander sprachen.
Als sie mich sahen, winkten beide.
»Was ist denn?«
»Wir haben ihn!«, erklärte Glenda. »Du kannst dir den Kerl mal auf dem Bildschirm ansehen. Mit einem solchen Typ möchte ich nicht mal einen Kaffee trinken.«
Ich enthielt mich einer Antwort und schaute mir stattdessen die Website an.
Es war der Goya-Verlag, der sich dort darstellte. Aber es waren keine Gebäude zu sehen, sondern erst einmal der Besitzer in Lebensgröße, der tatsächlich einen weißen Anzug trug. Darunter ein etwas dunkleres Hemd, das drei Knöpfe tief geöffnet war. In seinem rechten Knopfloch steckte eine rote Nelke.
Und dann gab es noch das Gesicht unter den langen grauen Haaren, die er gegelt und straff nach hinten gekämmt hatte. Ja, man hätte ihn als Mister Arroganz bezeichnen können. Dieser überhebliche Ausdruck in seinem Gesicht widerte mich schon jetzt an. Hinzu kamen die nach unten gezogenen Mundwinkel, die perfekt in das Bild passten, und dann war da noch der Blick seiner Augen, auf den nur eine Beschreibung passte. Einfach überheblich.
Glenda blickte mich an, und ich übersah den skeptischen Ausdruck darin nicht.
»Was denkst du, John?«
»Sag mir lieber, was du denkst.«
»Ich könnte kotzen.«
»He, was sind das denn für Worte?«
»Ehrliche, John.« Sie nickte dem Bildschirm entgegen. »Man soll einen Menschen ja nicht unbedingt nach dem Äußeren beurteilen, aber mit diesem Kerl würde ich nicht mal einen Drink nehmen und erst recht kein Wort mit ihm wechseln.«
»Das sehe ich auch so«, pflichtete ihr Suko bei.
Und ich hatte auch keine andere Meinung. Trotzdem wollte ich zu ihm fahren.
»Bringt das was?«, fragte Glenda.
»Das weiß ich nicht. Aber sein Wagen wurde benutzt. Auch wenn er nicht selbst hinter dem Steuer gesessen haben muss, ich will wissen, warum dieser Wagen Simon Cooper abgeholt hat. Cooper muss etwas mit diesem Goya zu tun haben.«
»So gesehen stimmt das schon«, sagte Glenda.
»Dann mache ich mich auf den Weg.« Ich warf Suko noch einen Blick zu. »Was ist mit dir?«
»Muss ich mit?«
»Das überlasse ich dir.«
»Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir uns aufteilen. Jane ist auch noch unterwegs. Kann ja sein, dass sie ebenfalls etwas herausfindet und Unterstützung braucht.«
Der Gedanke war nicht schlecht. Außerdem wollte ich diesem Goya nur einige Fragen stellen. Sollte mir dabei etwas auffallen, würde ich ihm abermals einen Besuch abstatten. Den allerdings nicht mehr allein.
»Ich bin dann mal verschwunden«, sagte ich und ging winkend auf die Tür zu …
***
Jane Collins hörte die Schüsse und glaubte auch, die Flüche zu vernehmen, mit denen Brix seine Aktion begleitete. Die Kugeln waren in ihre Richtung gezielt worden, doch als Jane auf den weichen Boden prallte, da war sie von keinem Geschoss getroffen worden. Dafür zog sie
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