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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lag ein Mensch. Man hatte ihn dort hingelegt. Aber wie er früher einmal ausgesehen hatte, war nicht mehr feststellbar, denn er war vom Kopf bis zu den Füßen verbrannt und nur noch eine schwarze Masse, in der hier und dort helle Knochen schimmerten …
    ***
    Einen Laut gab ich nicht ab. Ich wartete auf den Templer, der bald neben mir stand und sich die Gestalt auf dem Altar genau betrachtete. Mit leiser Stimme murmelte er: »Wer immer hier gewütet hat, er hat es gründlich getan.«
    »Sicher.«
    »Und wer könnte es gewesen sein?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Man kann sagen, dass die Hölle oder der Teufel nichts vergisst. Deshalb ist es möglich, dass er zugeschlagen hat.«
    »Nach all der langen Zeit.«
    Ich nickte. »Ja, auch das. Es muss etwas mit der Vergangenheit zu tun haben, Godwin. Und mit einer Vergangenheit, die dir womöglich bekannt ist. Aber ich frage mich, wer sich hier rächen oder wer hier seine Zeichen setzen will. Asmodis? Oder eine gewisse Bettina, die damals umgebracht wurde?«
    »Ja, ertränkt.«
    »Aber doch nicht von den Mönchen hier im Kloster?«
    Godwin schüttelte den Kopf. »So ist es. Die Mönche haben sie als Findelkind zu sich genommen, sie aufgezogen und müssen dann gemerkt haben, welch eine Laus sie sich in den Pelz gesetzt haben. Sie ist nicht auf ihrer Schiene geblieben, sondern hat sich der anderen Macht zugewandt. So sehe ich das.«
    »Und du bist dir sicher?«
    »Jetzt schon. Damals war ich es nicht. Da hatte ich vor, sie zu retten, was ich leider nicht schaffte. Egal, John, heute liegen die Dinge anders.«
    »Sie ist doch ertränkt worden.«
    Godwin nickte. »Ja, ja«, sagte er mit rauer Stimme. »In einem Brunnen, der nicht weit von hier liegt. Ich habe dir doch erzählt, dass ich in der vergangenen Nacht dort gewesen bin. Da sah ich diese bleiche Fratze auf der Wasserfläche schimmern. Ich habe für mich beschlossen, dass es der Teufel gewesen ist, der sich dieser Frau angenommen hat. Der Teufel in einer seiner Verkleidungen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Nur eben, dass der Brunnen in diesem Fall noch eine wichtige Rolle spielen muss.«
    Meine Gedanken bewegten sich bereits in eine andere Richtung. »Dieser Pater hat von fünf Mönchen gesprochen, die sich in dem Kloster aufgehalten haben. Einen davon haben wir gefunden. Muss ich noch fragen, was mit den anderen vier Männern passiert ist?«
    »Nein, ich denke nicht.« Godwin warf einen Blick auf den Schädel, der besonders schaurig aussah. Dort, wo die Augen gesessen hatten, waren nur noch dunkle Höhlen. Die verbrannte Haut lag auf den Knochen, als wäre sie dort angeklebt worden. Von der Leiche selbst ging kein Brandgeruch mehr aus.
    »Warum hat man ihn getötet?«, murmelte ich.
    »Eine alte Rache, die erfüllt werden musste. Da gibt es wohl einige Möglichkeiten, denke ich.«
    »Und warum erst jetzt?«
    Der Templer verzog die Lippen. Eine konkrete Antwort konnte er nicht geben. »Da musst du diejenigen fragen, die hier das Sagen haben. Oder denjenigen.«
    »Den wir finden müssen.«
    Godwin hob nur die Schultern. Es war eine abschließende Geste, die auch besagte, dass wir hier nichts mehr zu suchen hatten. Helfen konnten wir nicht. Die andere Seite hatte ihre Zeichen gesetzt.
    Ich holte mein Kreuz hervor, um es anzuschauen.
    Es sah normal aus. Nur die Wärme war weiterhin vorhanden. Allerdings nicht mehr so stark. Das Böse jedenfalls hatte uns noch nicht verlassen.
    »Die Heilige der Hölle«, sprach Godwin vor sich hin. »Ich denke, dass dies voll zutrifft. Sie steht unter dem Schutz der Hölle, und ich gehe davon aus, dass sie zwar ertrunken ist, aber trotz allem noch existiert.«
    »Ja, da kannst du richtig liegen.« Ich war schon auf dem Weg zur Tür. Noch hatte ich sie nicht erreicht, als wir beide den gellenden Schrei aus der oberen Etage hörten …
    ***
    Pater Gerold hatte die Führung übernommen. Etwas schwerfällig stieg er die Steinstufen hoch und murmelte dabei etwas vor sich hin, was die beiden hinter ihm nicht verstanden.
    Sarah Winter hielt Suko fest. Gut ging es ihr nicht. Mal fror sie, dann brach ihr wieder der Schweiß aus. Dabei schauderte sie dann zusammen, und manchmal verließ ein heftiger Atemstoß ihren Mund.
    »Kann ich helfen?«, fragte Suko.
    »Nein, das können Sie nicht. Es ist alles so schrecklich. Ich will mir nicht vorstellen, dass ich in diesem Kloster in meinem ersten Leben aufgewachsen bin. Das ist einfach nicht zu fassen, und doch ist es eine Tatsache. Hier fließen die

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