1724 - Die Heilige der Hölle
hergeholt«, flüsterte Wolfram ihm zu. »Alles muss seine Richtigkeit haben. Wir konnten die Vernichtung der Hexe vorbereiten. Die eigentliche Bestrafung werden der Adept und seine beiden Helfer übernehmen. Sie sind diejenigen, die durch das Land ziehen und nachschauen, wo sie gebraucht werden.«
»Ja, ich verstehe.« Godwin interessierte der Adept nicht mehr. Er ging vor und trat auch etwas zur Seite, weil er sich noch mal die Frau anschauen wollte, die er hatte retten wollen. Jetzt musste er sich fragen, ob er vielleicht etwas Falsches getan hatte.
Sie lag auf dem Rücken. Ihre Augen waren geschlossen. Doch als Godwin sich ihr näherte, da schien sie etwas zu merken, denn sie öffnete die Augen und schaute den Templer an.
»Ach, du bist es.«
»Ja, ich bin noch in deiner Nähe.«
Sie lachte ihm ins Gesicht. »Das hat mir auch nichts gebracht. Du hast es nicht geschafft. Du bist zu schwach gewesen. Du hast einen guten Willen gezeigt, aber er hat nichts gebracht. Der gute Wille allein reicht nicht aus. Du hast verloren. Niemand kann sich auf dich verlassen, und du hast mich verlassen.«
»Das stimmt nicht. Ich habe dir helfen wollen. Aber die Meute war zu zahlreich. Und sie hatte die Hunde. Die hätten unsere Spur niemals verloren.«
»Ich weiß. Und trotzdem bist du nicht stark genug gewesen. Aber ich sage dir etwas. Das hast du nicht umsonst getan. Irgendwann werde ich mich rächen.«
»Wenn du tot bist?«
»Ja, auch dann, denn eines weiß ich genau. Tot ist nicht immer gleich tot.«
Der Templer hatte jedes Wort verstanden. Ein gewisses Misstrauen war schon vorher in ihm aufgekeimt. Er hatte nicht so recht daran glauben wollen. Nach diesen Worten aber sah er die Dinge mit anderen Augen an. Und er spürte auch, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken rann. Der Gedanke, sich in ihr getäuscht zu haben, setzte sich in seinem Innern fest, und sein Herzschlag beschleunigte sich.
»Was denkst du?«, fuhr Bettina ihn an.
»Ich denke über die Wahrheit nach.«
»Ach? Hast du sie erkannt?«
»Ich denke schon, und jetzt bereue ich es, dich aufgelesen zu haben. Das war nicht gut. Du gehörst nicht zu uns. Du stehst auf der anderen Seite.«
»Meinst du?« Sie kicherte, und der Templer schaute dabei starr in das Gesicht, das sich verzogen hatte. Von der Glätte war nichts mehr vorhanden. Zahlreiche Falten kerbten die Haut und ließen sie alt aussehen.
Und dann gab es da noch den Ausdruck in den Augen. Auch er hatte sich verändert. Sie hatten einen kalten Glanz angenommen, vor dem man sich fürchten konnte. Godwin war in seinem Leben schon viel herumgekommen, doch einen Blick wie diesen hatte er noch nie wahrgenommen.
Das war nicht mehr seine Welt. Da leuchtete eine Kraft, die nur mit der des Urbösen verglichen werden konnte. Das Urböse, für das der Teufel und die Hölle standen.
Nie hätte er daran gedacht, sich in einem Menschen so irren zu können. Er verstand die Männer jetzt. Sie hatten es bei Bettina wirklich mit einer Unperson zu tun, die den Mächten der Hölle zugetan war, und das empfand er als schrecklich.
»Was immer du getan hast, es ist der falsche Weg gewesen. Und ich kann verstehen, dass man dich in den Tod schickt. Du hast ihn verdient. Jeder, der dem Satan nahesteht, hat ihn verdient. Von mir darfst du keine Hilfe erwarten.«
Er wollte sich abwenden, was auch Bettina merkte. Dagegen hatte sie etwas.
»Einen Augenblick noch, Godwin …«
Er drehte sich wieder um. »Was noch?«
»Glaube nur nicht, dass mit meinem Tod alles vorbei ist. Da irrst du dich. Der Teufel und auch die Hölle sind zeitlos. Sie waren schon immer da, und sie werden auch immer da sein. Denk daran.«
Godwin nickte. »Das glaube ich dir sogar, dass die Hölle zeitlos ist. Aber du wirst es nicht sein, das kannst du mir glauben. Du bist nicht zeitlos. Deine Zeit ist abgelaufen.«
Da lachte die Frau wild auf. Sie konnte sich fast nicht beruhigen, und als ihr Lachen endete, sprach sie die folgenschweren Worte, die Godwin zum Nachdenken brachten.
»Wir werden uns wiedersehen, Godwin de Salier. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in Jahren. Aber es wird ein Wiedersehen geben, das weiß ich.«
»Und wer hat es dir gesagt? Der Teufel?«
»Ja, denn er ist zeitlos.« Wieder stieß sie ein wildes Lachen aus, sodass der Templer einen Schritt zurückwich. Er wusste nicht so recht, was er von diesem Versprechen halten sollte. Einfach wegwischen konnte er es auch nicht, und er konnte nichts dagegen tun, dass sich
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