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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Boden entgegen.
    Der Adept trat an den Rand des Brunnens und schaute auf das Wasser, auf dessen Oberfläche einige Luftblasen tanzten und sehr schnell zerplatzten.
    Es war vorbei!
    Auch Godwin, der ebenfalls in den Brunnen starrte, sah nichts mehr. Die Heilige der Hölle tauchte nicht wieder auf, und das würde wohl für alle Zeiten so sein.
    Er drehte sich um und schaute zu Boden. In diesen Augenblicken wollte er mit keinem Menschen reden. Er musste mit sich selbst ins Reine kommen.
    Ja, er war Zeuge eines Mordes geworden.
    Gerecht? Ungerecht? Er wusste es nicht, aber ihm war klar, dass er sich in dieser Person geirrt hatte. Bettina hatte voll und ganz auf die Hölle und deren Kraft gesetzt, obwohl sie als Findelkind in einem Kloster großgezogen worden war.
    Darüber machte er sich schon Gedanken und fragte sich, wie so etwas überhaupt möglich war.
    Wieder tauchte Wolfram von Stadinger neben ihm auf. »Na, was sagst du?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Machst du dir Gedanken?«
    »Ja, das schon. Ich weiß nicht, ob wir Menschen berechtigt sind, Richter und Henker zugleich zu spielen, ich jedenfalls würde es mir nicht anmaßen.«
    »Vergiss es einfach. Es gibt sie nicht mehr. Sie ist tot. Vernichtet, fertig.«
    »Meinst du?«
    »Das hast du doch mit eigenen Augen gesehen.«
    »Ich bestreite es nicht, aber ich denke an etwas anderes.«
    »Ach ja?«
    »Sie hat ein Versprechen gegeben. Sie ist mit der Hölle im Bunde. Sie dient dem Teufel, und ich würde dir raten, darüber nachzudenken, denn der Teufel ist sehr mächtig.«
    Der Narbige lachte Godwin ins Gesicht. »Glaubst du wirklich daran? Du hast es doch mitbekommen. Hat der Teufel ihr geholfen oder hat er es nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Und weiter?«
    Godwin strich durch sein Haar, es war feucht von seinem Schweiß geworden. »Ich kann dir sagen, dass der Teufel anders denkt als wir. Er ist etwas nicht Fassbares. Er ist schon seit Beginn der Zeiten da. Und er gibt nicht so leicht auf.«
    »Hast du ihn gesehen?«, spottete Wolfram.
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Wie kannst du dann so etwas sagen?« Seine Augen verengten sich. »Oder stehst du selbst auf seiner Seite?«
    Godwin schoss das Blut in den Kopf. Er fauchte die Antwort heraus. »Würde ich in das Heilige Land reiten, um das Grab von den Ungläubigen zu befreien?«
    Von Stadinger sagte nichts. Er trat zurück und winkte mehrmals ab. »War nur ein Gedanke.«
    »Gut. Dann hüte dich, ihn noch mal auszusprechen. Das könnte dir schlecht bekommen.«
    Wolfram lachte schon wieder. »Aber jetzt komm mit. Wir wollen unseren Sieg feiern.«
    Godwin überlegte. Wenn er sich jetzt dagegen stellte, war er schlecht angesehen, das konnte er sich nicht leisten.
    »Ja, ich mache mit.«
    »Schön. Der Wein ist gut. Wir haben ihn Hexenblut getauft.«
    Der Narbige lachte wieder und ging vor zu seinen Leuten, die schon auf ihn warteten.
    Godwin blieb noch für einen Moment am Brunnenrand stehen und schaute über ihn hinweg auf die schwarze Fläche. Das Wasser hatte sich wieder beruhigt. Das Wasser war wie ein schwarzer Spiegel, aber er war auch in der Lage, darin etwas zu entdecken.
    Nicht mal sehr tief, so glaubte er zumindest, schimmerte eine bleiche Fratze, deren Maul zu einem Grinsen verzogen war. Er hatte das Gesicht noch nie zuvor gesehen und zuckte zurück.
    Das war er. Das musste er gewesen sein. Das war der Teufel. Der Satan mit dem Gesicht eines Menschen.
    Godwin war kein ängstlicher Mensch, sondern ein Kämpfer. In diesem Fall allerdings schlug er ein rasches Kreuzzeichen. Dabei überlegte er, ob er den anderen etwas von seiner Entdeckung berichten sollte.
    Es ließ es bleiben.
    Recht durcheinander im Kopf ging er zum Lagerplatz zurück, wo der Wein bereits in Strömen floss und die Männer Spottlieder auf den Teufel und die Hölle sangen.
    Wolfram von Stadinger kam mit einem gefüllten Becher auf ihn zu. Sein Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen.
    »Trink, Bruder, trink. Der Wein schwemmt deine Angst und Bedenken weg. In zwei Tagen reiten wir weiter. Wir werden die Muselmanen in die Hölle schicken, wohin sie gehören …«
    Godwin nickte.
    Nur konnte er nicht lächeln.
    Er setzte das Gefäß trotzdem an und ließ den Wein in seine Kehle laufen.
    Selbst er schmeckte bitter.
    Anmerken ließ sich der Templer nichts. Er sah dorthin, wo der Adept und seine beiden Helfer standen. Ihre Blicke waren auf ihn gerichtet und sahen nicht freundlich aus.
    Dennoch hob Godwin seinen Becher an und prostete ihnen zu.

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