1727 - Der Kristallkopf
Vandemar, noch sonst jemand hatte durchbrechen können.
Gucky machte ein sehr ernstes Gesicht. „Was hat das nun wieder zu bedeuten?"
Mila hatte eine furchtbare Ahnung, aber sie wagte nicht, es auszusprechen; sie irrlichterte nur durch ihre Gedanken. Wir werden dieses Schiff verlieren...
Die logische Konsequenz aus diesem Gedanken wagte sie nicht zu ziehen, dafür war ihre Furcht zu groß.
Abermals, so schien es, spie der Kristallkommandant einen Körper aus; dieses Mal konnte Mila es blitzen sehen, und für den Bruchteil einer Sekunde bekam sie einen Eindruck von einem Etwas, das lang und spitz und sehr scharfkantig war, etwa wie ein Dolch, und es schien aus nichts anderem zu bestehen als aus einer unerträglichen Kälte.
„Was passiert bei euch, Gucky?"
„Smezz spuckt um sich", versuchte der Mausbiber dem Vorfall einen heiteren Anstrich zu geben. Seine Stimme verriet aber, daß ihm nicht nach Scherzen zumute war. Alles, was die Abruse tat, war gefährlich für jeden, der sich in der Nähe aufhielt.
Kannte diese Abruse keine andere Lebensfunktion außer Töten und Vernichten? War das der Inhalt, der eigentliche Zweck und Sinn ihrer Existenz?
„Was darf ich mir darunter vorstellen?" fragte Rhodan scharf. „Bitte jetzt keine spaßigen Kommentare, die Lage ist ernst."
„Das brauchst du mir nicht zu sagen..."
Soviel wußte Mila Vandemar schon von der seltsamen Gemeinschaft der Aktivatorträger; wenn ihre Stimmen diesen eigentümlich gereizten Unterton bekamen, waren ihre Nerven aufs äußerste angespannt.
„Er verschießt seltsame Nadeln", berichtete Gucky. „Bisher zwei; wir haben aber keine besondere Wirkung feststellen können."
Als habe Smezz diese Worte gehört und sie als Aufforderung begriffen, verschoß er ganze Reihen dieser Kristallnadeln: Sie fegten durch die Isolationskammer, durchschlugen ohne Mühe die Wände und setzten ihre Flugbahn fort. Allein, daß die Wände für diese Geschosse kein nennenswertes Hindernis darstellten, mußte die Galaktiker alarmieren.
Mila sah, wie Rhodan die Systeme seines SERUNS aktivierte und über Bordfunk den Befehl gab, daß die Beausoleils seinem Beispiel folgen sollten. Auch Mila handelte so. Als sie dabei auf den Chronometer blickte, stellte sie verwundert fest, daß die ganze Gespenster-Attacke nur wenige Minuten in Anspruch genommen hatte - nach ihrem Gefühl hatte sie stundenlang gezittert und gebebt.
„Eine Überraschung jagt die nächste...", knurrte Perry Rhodan grimmig. „Ich bitte um Meldungen, was diese Kristalle angerichtet haben..."
Smezz setzte seine Tätigkeit fort: Ein wahrer Hagel dieser seltsamen Geschosse löste sich aus seinem Körper. Auf den ersten Blick sah es gar nicht einmal sehr gefährlich aus, aber nichts, was mit der Abruse zu tun hatte, war von harmlosem Charakter.
Mila konnte sehen, wie Perry Rhodan den Kopf wandte, um sich eine Meldung anzuhören.
„Bitte?"
In seiner Stimme schwang Unglauben mit - und ein Anflug von Besorgnis. Smezz hatte offenbar mit seiner Aktion einen Zweck verbunden - und allem Anschein nach auch erreicht.
„Die Kristalle bleiben irgendwo in den Wänden stecken", berichtete Rhodan über das System der bordinternen Kommunikation.
„Irgendwo?" hakte Gucky sofort nach.
„Bisher ist ein System der Außenortung davon getroffen worden und ausgefallen. Der Schaden wird gerade untersucht."
Etwas zischte zwischen Mila und Gucky hindurch, ließ die Schirmfelder der SERUNS kurz aufflackern und krachte dann hörbar in die Wand hinter den drei Personen. Unmittelbar über dem Kopf von Uhns Torbig entstand ein fahler Fleck in der Wand des Labors.
Der Beausoleil stieß einen Fluch aus.
Mila und Nadja sahen sich kurz an und richteten dann ihre Aufmerksamkeit auf den Fleck, der sich rasch vergrößerte.
Die genaue Struktur der Einschlagstelle war nicht zu erfassen, auch nicht mit vereinten Kräften. Aber dafür war etwas anderes spürbar.
Der Einschlag hatte - so fühlte es sich für Mila und Nadja an - jede Aktivität in dem Stück Wand erstarren lassen: Das für die Zwillinge spürbare Zittern und Flirren der Strukturen, hervorgerufen durch die Aktivitäten subatomarer Teilchen, war nicht mehr vorhanden.
Dafür ging von dem Fleck ein schauriges Gefühl von Kälte aus, einer tödlichen, unwiderruflichen Kälte, die beide Frauen nahezu synchron erschauern ließ.
In Milas Kopf bildete sich ein Begriff, sprachlich vielleicht nicht sonderlich korrekt, aber das Wesen dieses Vorgangs erfassend:
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