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1727 - Der Kristallkopf

Titel: 1727 - Der Kristallkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ausstoß unverständlicher Hypersignale war Smezz erneut ein Stück geschrumpft. Das, was man bei ihm mangels besserer Bezeichnung als Lebensfunktionen begriff, hatte sich weiter verringert. Als Person war Smezz kaum noch zu erfassen gewesen, weit eher hätte man tatsächlich von einem Ding sprechen können.
    Das änderte sich nun - vor Milas staunend geöffneten Augen.
    Von allen Seiten sickerten die Gespenster in den Raum hinein, in dem Smezz isoliert worden war.
    Pah, Isolation! Für diesen Spuk gibt es kein Hindernis!
    Die Nebel wehten auf Smezz zu, durchdrangen ihn, und dann...
    Mila wußte es nicht genau. Lösten sie sich auf? Oder verschmolzen sie mit dem kristallenen Schädel, der von sich selbst als Smezz dachte?
    Mila wagte nicht, mit ihrer Gabe den Vorgang zu überprüfen, sie hatte Angst davor. Diese Angst stieg noch, als ihre Phantasie ihr wieder einen Streich spielte.
    War es Phantasie?
    Mila erinnerte sich, wie sie als Kind im Freien gespielt hatte, zusammen mit Nadja, immer das gleiche Spiel. Sie hatten im duftenden Gras gelegen, hinaufgeschaut in den Himmel und den Wolken zugesehen, wie sie gemächlich über das Blau drifteten. Und das Spiel hatte darin bestanden, den Wolken eine Bedeutung zu geben, darin irgend etwas angeblich erkennen zu können. Ein Gesicht, eine Fratze, eine Blume, was auch immer. Natürlich hatten die Wolken keine wirklichen Gesichter gebildet, es war alles nur ein Spiel gewesen.
    Aber manchmal hatte Mila Gebilde am Himmel gesehen, die ihr Furcht eingeflößt hatten. Schaurige Masken des Schreckens, monströse Gesichtszüge, in denen sich das Grauen auszudrücken schien.
    Hier war es das gleiche Spiel. Mila sah Gesichter, Gestalten, Konturen, verwehte Erinnerungen. Ihre Phantasie - es mußte einfach Phantasie sein, denn als Wirklichkeit wäre es nicht zu ertragen gewesen - gaukelte ihr Monster und Ungeheuer vor, die sie umgaben und die Smezz in einem grotesken Reigen umtanzten, bevor sie in ihn hineinschlüpften und dort verschwanden.
    Die Lebewesen, deren gespenstische Abbilder Mila zu erkennen glaubte, hatte die junge Frau nie im Leben gesehen; solche Kreaturen gab es in der Realität einfach nicht. Oder doch? Der Zweifel nährte die Angst, die Furcht sättigte die Phantasie, die Vorstellungskraft verstärkte den Zweifel, ein ständiger Kreislauf.
    Mila stöhnte auf. Sie spürte, wie sie etwas berührte, sie an der Schulter faßte, und sie wäre fast umgefallen vor Schreck.
    „Ich bin bei dir!"
    Nadjas Stimme klang hohl, ihre Worte wirkten mit diesem Klang wie eine unheilvolle Drohung, obwohl sie zweifellos zur Beruhigung gedacht waren. Mila erwiderte den sanften Griff.
    Zusammen betrachteten sie das Schauspiel, das sich ihnen bot, während hinter ihnen Uhns Torbig und Herrea gegen die Geister der Panik kämpften.
    Smezz wuchs wieder.
    Was aus dem feinen, so absonderlichen Staub wurde, den er um sich herum verbreitet hatte, konnten die beiden Frauen nicht erkennen, aber es war zu sehen, wie Smezz sich vergrößerte. Und als die Zwillinge behutsam, sehr behutsam, nach dem Kristallkommandanten tasteten, konnten sie es auch spüren.
    Die Wahrnehmung, die sich ihnen bot, war so unklar und verschwommen wie ihre reale Umgebung; Einzelheiten waren nicht zu erkennen. Wohl aber, daß Smezz an innerer Kraft und Festigkeit gewann. Er lud sich dank der Schemen aus dem Hyperraum immer weiter auf, wurde weit stärker, als die beiden Frauen ihn von Werft her in Erinnerung hatten.
    Was sie nur am Rand mitbekamen, war das Chaos, das sich in der MANAGA ausbreitete und rasend schnell um sich griff. Die Beausoleils konnten kaum ihre eigenen Gliedmaßen erkennen, der Schreck saß ihnen in jeder Muskelfaser, schien jeden Nervenstrang bis zum Zerreißen zu beanspruchen. Menschen schrien, riefen, beteten, schlugen um sich, versuchten, in die SERUNS zu steigen, behinderten sich gegenseitig, verzweifelten oder wurden wütend.
    Jedes kleine Mißgeschick, jeder Fehler in der Verständigung, alles wuchs sich zu einem chaotischen Durcheinander aus, in dem einer nach dem anderen den Kopf zu verlieren schien - und es war nicht zuletzt dieses Tohuwabohu, das der Panik neue Nahrung gab. Denn ihre wissenschaftlich geschulten Gehirne und ihre kurzen, aber intensiven Kampferfahrungen sagten den Galaktikern, daß sie in diesem Augenblick weder zum Angriff noch zur Verteidigung fähig waren: totale Desorganisation. Da halfen auch die Durchsagen und Appelle aus der Zentrale des Schiffes nichts. Im Gegenteil, sie

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