1729 - Kristallbrand
glaubte, die Gedanken Bullets lesen zu können. Bei allem Mut, der diesen Mann auszeichnete, konnte er doch nicht verhindern, daß sich ihm die Gedanken an die Toten aufdrängte, die seine Truppe durch die besonderen Bedingungen im Arresum erlitten hatte. Und nun sah es aus, als ob wieder die Beausoleils die Hauptleidtragenden eines Kristallbrandes werden sollten.
„Ich werde euch dort absetzen", sagte Atlan. „Auf der Kristallwelt seid ihr nicht gefährdet. Macht euch bereit. Wir werden uns der Oberfläche bis auf etwa tausend Meter nähern, jedoch nicht landen. Ihr müßt das Schiff verlassen, sobald ich euch das Zeichen dazu gebe."
„Und ihr?"
„Wir versuchen, die TYRONA zum Rendezvous-Punkt zu bringen.
Wir kommen dann mit den beiden anderen Schiffen zurück und holen euch ab."
„Hoffentlich hat uns das Kristall-Eising bis dahin nicht schon alle aufgefressen", hoffte Bullet.
„Wir haben Informationen aus allen Teilen des Schiffes", sagte Atlan.
„Das ist klar. Aber die Informationsbrücken sind gestört. Wir wissen nicht genau, wie es in den Hangaren aussieht. Es ist deine Aufgabe, Alex, uns die nötigen Informationen zu beschaffen."
„Ich bin schon unterwegs!" rief er, während er aus der Zentrale eilte.
Alexius war froh, daß es etwas für ihn zu tun gab. Nun mußte er nicht länger untätig danebenstehen, während der Arkonide und die anderen Unsterblichen um das Schiff kämpften.
Atlan atmete auf, als Bullet die Zentrale verlassen hatte. Er wußte, daß die Beausoleils in einem viel höheren Maße gefährdet waren als die Zellaktivatorträger und er. Wurden die Unsterblichen von Kristallen erfaßt, erlebten sie zwar eine starke Beeinträchtigung, waren jedoch nicht sofort tödlich bedroht. Die betroffenen Körperteile kühlten stark ab und wurden von einer Lähmung erfaßt, doch der Zellschwingungsaktivator kämpfte gegen das Eising und hatte es im Fall Myles Kantor zurückgedrängt.
Diese Abwehrmöglichkeiten hatten die Beausoleils nicht! Wurden sie von einem Kristall erfaßt, und mochte er noch so winzig sein, dann wucherten die Kristalle, bis sie die gesamte Materie ihres Körpers umgewandelt hatten.
Nach allen bisher gemachten Erfahrungen waren die Beausoleils auf dem Kristallplaneten in Sicherheit. Dort wurden sie nicht von Kristallen angegriffen und umgeformt. Man mußte sie nur vor Ablauf der 50-Tages-Frist bergen.
Alexius Bullet fand alle Beausoleils in der Halle vor, in der sich vorher die aus Formenergie gestalteten Wohnunterkünfte befunden hatten. Alle trugen SERUNS und waren mit Waffen unterschiedlichster Art ausgerüstet, und alle waren im höchsten Maße beunruhigt.
Voller Sorge blickten sie Bullet an. Wohl jeder von ihnen dachte an das Schicksal, das bereits mehrere Beausoleils getroffen hatte. Sie hatten gelernt zu kämpfen, doch gegen das Kristall-Eising half die antrainierte Kampftechnik so gut wie gar nicht.
Explosionen an der Schiffshülle erschütterten die TYRONA. Die Eising-Kristalle entfalteten ihre ganze Angriffswucht, und sie breiteten sich aus, indem sie Kristallmetastasen bildeten.
Paul Conte stieß einen Fluch aus.
„Ich habe es gewußt, daß es so kommt", murrte er. „Verdammt noch mal, warum habe ich mich dazu überreden lassen, dennoch mitzufliegen!"
„Beruhigt euch", bat Nina Kessel. „Atlan wird uns auf der Kristallwelt absetzen, und dort sind wir in Sicherheit."
„Richtig", unterstützte sie Bullet. „Muscel hat recht. Wenn Atlan davon ausgeht, daß er noch zum Rendezvous-Punkt fliegen kann, nachdem er uns abgesetzt hat, bleibt uns Zeit genug, uns in Sicherheit zu bringen. Wir dürfen uns nur nicht in den Bereich der Außenhaut des Schiffes begeben, weil wir dort vom Kristall-Eising erfaßt werden. Solange wir hier in dieser Halle bleiben, passiert nichts."
„Wir alle wissen, daß unsere Frist im Arresum begrenzt ist", erinnerte Zacharias Crichton. „Zehn Tage sind wir bereits hier. Wie lange sollen wir bleiben? Wie lange braucht Atlan, um die CADRION und die CIRIAC zu holen?"
„Und was ist, wenn er es nicht bis zum Rendezvous-Punkt schafft?"
fragte Karla Zazis.
„Seit wann machst du dir soviel Sorgen?" gab Alexius Bullet zurück. Es gelang ihm, ruhig und gefaßt zu erscheinen, obwohl auch er die ihnen drohenden Gefahren deutlich sah und Panik in sich aufkommen fühlte.
„Wir haben Zeit genug. Wenn Atlan es nicht schafft, wird Perry oder ein anderer uns holen. Die Flugpläne aller drei Schiffe sind schließlich den Kommandanten
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