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173 - Der Dämonen-Henker

173 - Der Dämonen-Henker

Titel: 173 - Der Dämonen-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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einer solchen Gelegenheit habe ich sie getroffen. Ich weiß, wo sie wohnt, und Oda lebt in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.«
    Kolumban kräuselte die Stirn. »Ich schaffe keine zehn Schritte mehr, Chrysa. Im Wasser war ich… jemand anderer …«
    »Kann ich dich für eine Weile allein lassen?« fragte die weiße Hexe.
    »Ich laufe bestimmt nicht weg«, stöhnte Kolumban.
    »Versuche, dich ruhig zu verhalten«, riet ihm Chrysa. »Es wäre dumm, wenn man dich finden und in ein Krankenhaus bringen würde – die Schwimmhäute zwischen deinen Fingern würden die Ärzte völlig aus dem Konzept bringen.«
    »Ich werde still sein«, versprach Kolumban. »Auch wenn es mir schwerfällt. Aber du mußt dich beeilen. Laß mich nicht zu lange allein, Chrysa. Ich weiß nicht, woher meine Unsicherheit kommt. Irgendwie ist mir diese Welt nicht geheuer.«
    »Glaube mir, es gibt schlimmere«, erwiderte Chrysa und richtete sich auf.
    Es war kalt, und die weiße Hexe fühlte sich fast nackt in ihrem zerfetzten Kleid. Morgennebel krochen über das kurze Gras, das allmählich zur Winterfarbe überging. Der Park war menschenleer und still.
    Chrysa hoffte, daß das noch lange so bleiben würde. »Also… dann gehe ich jetzt«, sagte sie. »Mach dir keine Sorgen, Kolumban. Ich komme wieder, so rasch ich kann. Meine Freundinnen und ich werden einen Trank brauen, der dir neue Kräfte verleiht und den Heilungsprozeß beschleunigt. Hab Vertrauen. Drei weiße Hexen können sehr viel für dich tun.«
    »Das wird auch nötig sein«, ächzte Kolumban. »Beeile dich.«
    Chrysa nickte, wandte sich um und entfernte sich mit raschen Schritten.
    ***
    Der Parapsychologe Lance Selby schreckte hoch. Was war das gewesen? Hatte jemand an der Tür geläutet? Er warf einen Blick auf die Uhr.
    Doch um diese Zeit, das war zu barbarisch. Er mußte das Läuten geträumt haben. Aufstehen und nachsehen kam für ihn nicht in Frage, nicht zu dieser frühen Stunde. Noch dazu, wo er bis spät in die Nacht gearbeitet hatte. Dreieinhalb Stunden Schlaf waren ihm zuwenig, deshalb drehte er sich brummend auf die Seite, um noch mindestens zwei Stunden anzuhängen.
    Aber das war ihm nicht gegönnt. Wieder läutete es, und diesmal war es ganz offensichtlich kein Traum.
    »Wer immer dort unten sein mag, er wird einen triftigen Grund vorbringen müssen, sonst drehe ich ihm die Kragenweite auf null!«
    knurrte Lance Selby und rollte sich ächzend aus dem Bett.
    Schlaftrunken suchte er mit tappenden Füßen die Pantoffeln, dann zog er seinen olivfarbenen Kaschmirschlafrock an, gähnte herzhaft und strich sich über das dunkelbraune Haar, das an den Schläfen leicht grau zu werden begann.
    Ein Blick in den Spiegel ließ ihn nicht gerade vor Begeisterung applaudieren. Die Tränensäcke waren an diesem Morgen besonders groß. »Du siehst aus wie eine alte, zerknitterte Aktentasche«, sagte er verdrossen zu seinem Spiegelbild und verließ das Schlafzimmer.
    Es läutete schon wieder. »Ja, ja«, maulte der Parapsychologe. »Ich komm’ ja schon. Soll ich etwa fliegen?«
    Er stieg die Stufen steif hinunter.
    Bis vor kurzem war er nicht nur Tony Ballards Freund, sondern auch dessen Nachbar gewesen, doch das hatte sich inzwischen geändert.
    Tony wohnte nicht mehr in Paddington, sondern war nach Knightsbridge übersiedelt.
    Toorsom hatte das Nachbarhaus in aller Heimlichkeit in die Luft gesprengt. Höllenkräfte hatten das Gebäude zerrissen und aufgelöst. Niemand hatte etwas gehört oder gespürt, denn es war eine stumme Explosion, die von Satans Sprengmeister vorbereitet worden war. Kein Knall, keine Druckwelle – nichts.
    Und doch war das Haus von einem Moment zum andern nicht mehr dagewesen.
    Ganz hatte sich Lance Selby noch nicht daran gewöhnt, daß er Tony und die anderen Freunde nicht mehr in unmittelbarer Nachbarschaft hatte, aber Knightsbridge lag ja nicht auf dem Mond. Lance konnte die Freunde besuchen, wann immer er Lust dazu hatte, war in dem Haus am Trevor Place stets gern gesehen.
    Allmählich kamen seine Lebensgeister in Schwung, und die Müdigkeit ließ mit ihren zähen Fingern von ihm ab. Er öffnete die Tür, und im selben Moment war ihm, als würde etwas in ihm umgeschaltet.
    Er hatte ein schönes Mädchen in einem zerfetzten Kleid vor sich – halbnackt, um diese Jahreszeit!
    Er wußte sofort, daß sie von weither kam, und kannte sogar ihren Namen. »Chrysa!« rief er überrascht aus.
    Mehr überrascht war aber noch Chrysa, die sich einem fremden Mann

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