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173 - Der Dämonen-Henker

173 - Der Dämonen-Henker

Titel: 173 - Der Dämonen-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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den richtigen Abstand, senkte das Beil, bis es sich zwei Fingerbreit über Chrysas Nacken befand, und nahm gewissenhaft Maß.
    Es erstaunte sie, daß ihr Herz in diesen letzten Augenblicken ihres jungen Lebens völlig gelassen schlug, als wüßte es, daß ihr nichts geschehen würde.
    Und Oggral hob langsam das schwere Beil zum tödlichen Schlag.
    ***
    Der Schmerz wollte Kolumban die Brust zerreißen, als er vom Tod seines Vaters erfuhr. Er hatte große Ähnlichkeit mit Niaroc. Auch seine Augen quollen hervor, und zwischen seinen Fingern befanden sich Schwimmhäute – aber er war nicht so klein und schmal wie sein Vater, sondern groß und kräftig.
    In seiner übermächtigen Wut hatte nur ein Gedanke Platz: der Gedanke an blutige Rache! Oggral sollte sterben, jetzt, sofort, durch das Schwert, das in seinem Gürtel steckte.
    Aber dann hörte er, was man ihm weiter erzählte.
    Niaroc hatte der weißen Hexe Chrysa seinen magischen Dolch überlassen, damit sie den Dämon töten konnte.
    Die Attacke auf Oggrals Leben war schiefgegangen, und der Dämon hatte Niaroc enthauptet.
    Und heute, um diese Stunde, vielleicht sogar in diesem Augenblick, sollte Chrysa ihren Kopf verlieren.
    »Nicht auch noch sie!« schrie Kolumban zornig, und er stürzte davon, um auf sein Pferd zu springen. Es war nicht weit bis zum Richtplatz. Kolumban hoffte, daß er nicht zu spät kommen würde.
    Mit lauten Rufen und Schlägen trieb er das Tier wild an.
    Er sah schon den Knochenturm, mußte nur noch daran vorbei, dann befand er sich schon auf dem Richtplatz.
    Die Hufe seines schnellen Pferdes hämmerten über den gepflasterten Platz.
    Kolumban sah den Henker und sein Opfer.
    »Neiiin!« brüllte er, so laut er konnte.
    Oggral hatte das Beil schon gehoben, brauchte nur noch zuzuschlagen, und Chrysa war nicht mehr zu retten, aber Kolumbans Schrei irritierte ihn.
    Ärgerlich wandte er sich dem heransprengenden Reiter zu und stieß ein böses Lachen aus, als er Kolumban erkannte, der mit drohend erhobenem Schwert auf ihn zukam.
    Noch einer, der auf dem Richtblock sein Leben aushauchen würde! Oggral hatte nicht vor, Kolumban sofort zu töten. Er wollte sich damit begnügen, den Angriff abzuwehren und den wilden Rächer kampfunfähig zu machen.
    Kolumban schlug mit dem Schwert auf Oggral ein. Er beugte sich vor und legte seine ganze Kraft in den Schlag, aber er traf Oggral nicht so, wie er es wollte, denn der Dämon lenkte den Hieb mit seinem Beil ab.
    Kolumbans Waffe klirrte gegen den Flügelhelm des Henkers. Er riß sein Pferd herum und versuchte den Dämon niederzureiten, doch Oggral erkannte die Absicht und wich blitzschnell aus.
    Wie von Sinnen schlug Kolumban auf den Dämon ein. Oggral geriet jedoch in keiner Phase des Kampfes in Bedrängnis. Jeden Schwertstreich parierte er mit unglaublichem Geschick. Er war reaktionsschnell und kampfstark; nicht die geringste Unsicherheit kam auf.
    Und er beschränkte sich nicht darauf, sich zu verteidigen, sondern griff Kolumban immer vehementer an. Noch konnte Kolumban einer Verletzung entgehen, die den Ausgang des Kampfes zu Oggrals Gunsten entschieden hätte, doch er merkte, daß ihm der Dämon überlegen war.
    Er kam Oggral nicht bei.
    Aber da war noch etwas Schlimmeres: Männer, die dem Dämon treu ergeben waren, kamen, um ihrem Herrn beizustehen.
    Sie würden ihn vom Pferd zerren und festhalten!
    »Lauf, Chrysa!« schrie Kolumban. »Flieh! Bring dich in Sicherheit!«
    Benommen stand Chrysa auf.
    Sie konnte es noch nicht fassen, daß sie immer noch lebte, wo Oggral doch bereits mit dem Beil Maß genommen und zum tödlichen Schlag ausgeholt hatte.
    Wieder brüllte Kolumban, sie solle fortlaufen. Seine Stimme stieß sie förmlich zurück. Sie wankte, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sollte sie sich wirklich in Sicherheit bringen und Kolumban seinem Schicksal überlassen? War es nicht ihre Pflicht, ihm beizustehen?
    »So flieh doch endlich!« brüllte Kolumban aus vollen Lungen, und sie begann taumelnd zu laufen.
    Das Henkersbeil schnitt waagerecht durch die Luft, und Kolumban war nicht schnell genug, um den Schlag abzuwehren. Die scharfe Schneide traf ihn, und der Schmerz riß ihm einen jaulenden Schrei von den Lippen.
    Als Chrysa ihn hörte, blieb sie stehen und drehte sich bleich um.
    Kolumban konnte sich nur noch mit Mühe auf dem Pferd halten, und viele Hände streckten sich ihm entgegen, wollten ihn packen und von dem schnaubenden und stampfenden Tier herunterreißen.
    Da verzichtete er darauf,

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