173 - Die Rache des Hexers
Abi am Arm und zog ihn mit sich.
„War das ein Ausflug", fragte er mit ausdruckslosem Gesicht, aber mit wütender Aufregung in der Stimme, „den wir abgesprochen haben?"
Wen er mit wir meinte, ließ er offen. Schwer atmend antwortete Abi: „Ich habe die beiden in die Stadt gebracht und bei der Leihwagenfirma abgesetzt."
„Und wie kommst du zu dieser - Begleitung?"
„Ich habe eine Menge zu erzählen. Zuerst brauche ich einen anständigen Schluck. Oder noch besser: einen starken Kaffee."
„Komm in die Küche. Wir haben sowieso schon alle aufgeweckt. Dort kannst du mir alles erzählen."
„Das ist eine ganze Menge", bestätigte Abi Flindt und ließ die Schultern hängen.
Er war jetzt durchaus in der Lage, zu glauben, daß die Dämonen ein Mittel gefunden hatten, ins Castillo einzudringen. Während Yoshi zwei große Tassen Kaffee aufbrühte, ließ er sich von Abi berichten, was er gesehen und erlebt hatte, und welche Schlüsse daraus zu ziehen waren.
Dorian Hunter hielt noch den Zirkel und den Kommandostab in der Hand, als jenes seltsame ziehende Gefühl verschwand. Beide waren sie an diese Art der Fortbewegung gewöhnt; dennoch waren sie froh, heil in der Nähe des gewünschten Zieles angekommen zu sein.
Während Dorian sorgfältig sein Werkzeug verstaute, sagte er voller Erleichterung:
„Es hat wieder einmal funktioniert. Ohne Zweifel - wir sind in der Nähe von Guatemala. Aber… wo?"
Sie hatten zwei der Magnetfelder benutzt, die nach ihren Informationen noch sicher waren. Aber auch deren Wirkung konnte sich verflüchtigen oder zu tödlichen Überraschungen führen.
„Ich sehe niemanden, den ich befragen könnte", erwiderte Coco und suchte mit ihren Blicken die Umgebung ab.
Sie befanden sich, daran gab es keinen Zweifel, nahe der Grenze zu Guatemala. Die Najera- Dämonensippe hatte hier gehaust und lebte wohl noch immer da. In Cocos Erinnerungen an das Intermezzo mit Ubaldo - lange Zeit war es her! - gab es diese Landschaft nicht. Aber es würde nicht schwer sein, ihren Ankunftsort festzustellen, denn sie befanden sich in Mittelamerika. Möglicherweise stand ihnen eine längere und reichlich unbequeme Reise bevor.
Dorian hängte sich den Riemen des schweren Reisekoffers über die Schulter und klappte seinen abgewetzten Lederkoffer, jene Hebammentasche, wie er sie spöttisch nannte, wieder zu.
„Dort drüben sehe ich etwas!" sagte er und deutete nach Westen.
„Gehen wir."
Es war den Dämonen nicht möglich, diesen Weg zu verfolgen oder gar zu blockieren. Niemand ahnte, daß sie hier waren, zumindest in beträchtlicher Nähe zu Guatemala. Nach Cocos und Dorians Meinung standen sie zwischen der Grenze und der Stadt Belize City in Belize.
Rundherum gab es abgeerntete Felder, einzelne Bäume und Büsche, einen kaum erkennbaren Weg - es konnte buchstäblich jeder Platz in der schmalen Landverbindung zwischen den beiden Teilen des amerikanischen Kontinents sein.
„Tatsächlich", sagte der Dämonenkiller nach zweihundert Schritten entlang der grasbedeckten Ochsenkarren-Spuren. „Wir sind mitten in der Zivilisation! Telefondrähte und eine Stromleitung."
„Ich meinte mehr das Gerät, das ich, grob gesehen, als Automobil bezeichnen würde", lächelte Coco.
„Es paßt zu dem Vorhandensein von Drähten", antwortete Dorian und grinste erleichtert. „Und zu jedem Auto, wenn es fährt, gehört eine Straße. Wir sind, wie ich eben sagte, im Brennpunkt des Geschehens."
Coco hatte sich mittlerweile von der Erschöpfung erholt, die sie zwangsläufig nach dem Verlassen des Castillos überfallen hatte. Während der Fahrt mit dem Landrover hatte sie geschlafen, war vor dem Mietwagenbüro kurz aufgewacht und schlief auf den Rücksitzen weiter, während Dorian die Autoroute in Richtung Paris - oft mit viel zu hoher Geschwindigkeit - am Steuer gesessen war. Jetzt fühlte er sich müder als sie.
Über ihnen spannte sich der typische blaue Himmel westlich des Karibischen Meeres. Gewaltige Fronten schneeweißer Wolken zogen, einander ständig abwechselnd, in die Gegenrichtung. Die Sonne brannte herunter und verschwand wieder in Minutenabständen. Das Land war intensiv grün. Jetzt schlugen einzelne Geräusche an ihre Ohren. Sie versuchten, die Laute richtig zu deuten. Der Pfad wand sich in sinnlosen Kurven durch die Gegend und endete schließlich, nach mehr als einem Kilometer, an einer Teerstraße.
Auch sie hatte, vor einigen Jahren, bessere Zeiten gesehen. Schlagloch reihte sich an Schlagloch. Hoch über
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