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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich glaube, dass sie ein Engel war. Ein gefallener Engel vielleicht. Ein Engel, der die Seite gewechselt hat und zu einer Dämonin wurde.«
    »Und wo bist du aufgewachsen?« Das Vogelmädchen fragte sofort weiter. Es gab Kim keine Zeit, über etwas nachzudenken. Es war wichtig, so viele Informationen zu sammeln wie möglich.
    »In einer anderen Welt.«
    Carlotta nickte. »Ja, das glaube ich dir. Aber auch diese Welt muss einen Namen haben.«
    »Den kenne ich nicht. Aber ich habe gelernt, dass es außer ihr noch die Welt gibt, in der ich mich befinde, und ich habe den Weg gefunden.«
    »Bei dem Unwetter?«
    Kim überlegte kurz. »Ja, da ist es passiert, ich habe es mir gewünscht. Dann war das Tor offen. Es ist nicht immer verschlossen. Oft genug kümmern sich die Engel und Dämonen um das, was in der Welt vor sich geht. Aber sie streiten auch untereinander, und manchmal brauchen sie jemanden, der zwischen ihnen vermittelt. Der nicht das eine ist und nicht das andere.«
    »Verstehe«, sagte Carlotta. »Dann haben sie also dich genommen. Als Boten sozusagen.«
    »Ich habe es versucht. Aber sie nahmen mich nicht an. Ich wurde von einer Seite zur anderen gestoßen. Die Frauen wollten mich nicht, die Männer auch nicht, manchmal sind sich Engel und Dämonen so schrecklich gleich.«
    Carlotta und Maxine hatten alles gehört. Das Vogelmädchen sah seine Ziehmutter an. Ihm waren die Fragen ausgegangen, und auch Maxine musste erst noch nachdenken, bevor sie die richtigen Worte fand.
    »Können die beiden so unterschiedlichen Seiten denn nicht froh sein, dass sie dich endlich los sind? Dann haben sie doch ein Problem weniger, denke ich.«
    »Nein, das sind sie nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich kann es nicht genau sagen und nur raten. Sie wollen wohl nicht, dass ich von mir erzähle und davon, wie ich gelebt habe, und deshalb werden sie mich verfolgen. Ich habe bisher Glück gehabt. Sie haben noch nicht gemerkt, dass ich nicht mehr bei ihnen bin. Aber lange kann es nicht mehr dauern.«
    »Und was könnte dann passieren?«
    »Sie wollen mich zurückhaben«, erwiderte Kim leise. »Und sie werden alles daran setzen, um es zu schaffen. Sie wollen nicht, dass ich zu viel über sie und ihre Welt verrate.«
    Carlotta und Maxine schauten sich an, beide überlegten. Sie waren wieder mal in einen Kreislauf geraten, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Und jetzt war es schwer für sie, da wieder herauszukommen.
    »Ihr denkt über mich nach – oder?«
    Das gab Maxine zu.
    Auf dem Gesicht des Zwitters erschien ein verloren wirkendes Lächeln. »Macht euch um mich keine Gedanken. Ihr habt schon genug für mich getan. Mehr, als man verlangen kann. Ich will nicht, dass auch ihr in Gefahr geratet, denn meine Unterstützer sind auch ihre Feinde. Und das möchte ich euch nicht zumuten.«
    »Hast du denn einen anderen Vorschlag?«
    Kim nickte Carlotta zu. »Ja, den habe ich. Er ist ganz einfach. Ihr lasst mich laufen. Tut nichts, lasst mich einfach wieder gehen und vergesst mich. Es ist auch für euch das Beste.«
    Beide hatten den Vorschlag gehört, aber nur die Tierärztin antwortete, nachdem sie sich geräuspert hatte. »Natürlich ist es am leichtesten für uns, wenn wir dich gehen lassen. Aber nicht immer ist der einfachste Weg im Leben auch der richtige, den ein Mensch vor sich verantworten muss. Wir hätten dich nicht zu holen brauchen. Wir hätten Türen und Fenster geschlossen halten können. Das haben wir nicht getan, und wir kennen jetzt deine Geschichte. Da kann ich dir nur sagen, dass wir beide mit dir fühlen. Wir wollen dich nicht in den Tod laufen lassen.«
    Die Erklärung musste zunächst reichen. Zwei Augenpaare beobachteten Kim, der auf dem Fleck stand und nichts sagte. Aber er dachte nach, und in seinem Gesicht arbeitete es. Das Zucken der Wangen und das der Lippen blieben nicht verborgen, bis Kim den Mund öffnete und etwas sagte.
    »Aber ich kann euch nicht helfen. Ich bin zu schwach. Meine Feinde sind stark.«
    Carlotta wollte ihm etwas Hoffnung geben. »Noch sind sie nicht hier.«
    Kim drehte sich um, sodass er durch die Scheibe schauen konnte. »Sie werden kommen. Noch kann ich sie nicht sehen, aber ich kann sie spüren, und sie sind sehr raffiniert.«
    Carlotta sprang darauf an. »Wie meinst du das genau?«
    »Sie sind große Täuscher. Große Vertuscher. Sie zeigen oft nicht ihre wahren Gesichter. Sie können in verschiedenen Gestalten auftreten.«
    »Kannst du da etwas genauer werden?«
    Kim hob die Schultern. »Sie

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