1731 - Der Zwitter
wechseln ihre Gestalten. Man kann sie nicht so leicht als Engel oder Dämon erkennen, aber sie zeigen dann ihr wahres Gesicht.«
Carlotta runzelte die Stirn. »Kannst du uns das beschreiben?«
»Nein, leider nicht. Sie können in verschiedenen Verkleidungen auftreten. Ich würde euch gern etwas mehr darüber sagen, aber das kann ich nicht.«
Das glaubten Carlotta und Maxine nicht, man sah es ihren Blicken an. Die Tierärztin wurde konkret, als sie wissen wollte, ob sie noch in der Nacht erscheinen würden.
Nach einem kurzen Nachdenken erhielt sie die Antwort. »Man muss bei ihnen mit allem rechnen. Sie sind für jede Überraschung gut.« Er schaute aus dem Fenster. »Es kann sein, dass sie schon da sind. Nur sehen wir sie nicht, denn sie erscheinen als harmlose Wesen und schlagen umso grausamer zu.«
»Okay!«, fasste Carlotta zusammen. »Das haben wir verstanden, und wir werden uns danach richten.«
Kims Blick flackerte. »Was habt ihr denn vor?«
Maxine lächelte. »Wir werden dich auf keinen Fall allein lassen. Wir halten in der Nacht Wache, und ich kann dir sagen, dass am nächsten Tag Hilfe kommen wird.«
Für einen Moment war Kim verunsichert. »Wer könnte das denn sein? Wer kann ihnen gegenübertreten und gegen sie kämpfen, ohne dass er verliert?«
»Es ist ein Freund von uns, der uns schon oft beigestanden hat. Und ich denke, dass er sich auch in deiner Welt auskennt.«
Kim staunte. »Ein – ein Mensch?«
»Ja. Nur ein besonderer. Mach dir darüber keine Gedanken, du wirst ihn morgen kennenlernen.«
»Das dauert noch lange.«
»Wissen wir – leider.«
Kim schien halbwegs überzeugt zu sein, denn er nickte, dann wollte er wissen, wie es weiterging.
Die Antwort gab Maxine Wells. »Wir werden uns darauf einstellen und vor allen Dingen die Augen offen halten. Das heißt, einer von uns wird in den nächsten Stunden immer Wache halten. Wir wollen es den Angreifern nicht zu leicht machen.«
Das nahm Kim hin, rückte aber erneut mit seinem Vorschlag heraus. »Ich kann auch gehen und mich allein durchschlagen, ich war immer allein und auch hier…«
»Kommt nicht infrage!«, erklärte die Tierärztin. »Wir lassen dich auf keinen Fall im Stich. Mitgefangen ist auch mitgehangen, das ist unsere Devise.«
Kim senkte den Kopf. Er gab sich beschämt. Dann breitete er die Arme in einer hilflos anmutenden Geste aus, die auch bedeuten konnte, dass er alles seinen neuen Beschützerinnen überließ, und als er sie anblickte, da sah er ein Lächeln auf beiden Gesichtern, das ihm zeigte, wie optimistisch die beiden so unterschiedlichen Menschen waren.
»Und wie habt ihr euch das vorgestellt?«
»Ach, das ist ganz einfach.« Maxine deutete in die Runde. »Sagen wir mal so. Dieses Haus hier hat zwei breite und zwei weniger breite Seiten. Wir entscheiden uns für die breiten. Für die Hinter- und die Vorderseite. Einen Vorteil haben wir ja. Es wird in dieser Nacht nicht richtig dunkel. Es kann sich also niemand im Schutz der Nacht heranschleichen.«
»Eine schwache Hoffnung.«
»Ich weiß«, gab Maxine zu. »Aber immerhin ist es eine. Andere haben keine Hoffnung.«
Kim wusste, dass jede weitere Widerrede sinnlos war. Er musste das tun, was die beiden sich ausgedacht hatten. Aber er wollte mehr wissen und fragte: »Was soll ich tun?«
»Einfach nur hier im Haus bleiben. Aber so, dass man dich nicht sehen kann. Also weg von den Fenstern. Das ist alles.«
»Ja, das habe ich verstanden.«
»Dann wollen wir uns bereit machen.«
Kim schnippte mit den Fingern. »Darf ich noch etwas fragen?«
»Bitte.«
»Habt ihr auch Waffen?«
Carlotta und Maxine blickten sich an. Unter Waffen konnte man viel verstehen. Vom Messer bis hin zur Pistole. Darauf hatten sie bisher eigentlich verzichtet.
»Ihr habt sie also nicht.«
»Stimmt«, gab Maxine zu.
»Das ist nicht gut. Wenn sie kommen, muss man sie mit Waffen bekämpfen, nicht mit den Fäusten.«
Carlotta nickte. »Wir werden uns schon zu verteidigen wissen. Da musst du keine Angst haben.«
Überzeugend war das Argument nicht. Das konnte auch keiner verlangen, denn nur Kim wusste Bescheid, welche Gegner er tatsächlich hatte.
»Jedenfalls werden wir uns jetzt verteilen, und du bleibst hier im Zimmer.«
Kim war einverstanden, wollte aber nicht das Rollo vorziehen.
»Dann bleib von der Scheibe weg.«
»Werde ich tun.«
Maxine drehte sich um und verließ zuerst das Zimmer. Carlotta blieb noch einen Moment. Ohne einen abschließenden Satz wollte sie nicht
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