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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Junge sah zum einen nicht aus wie ein Engel und zum anderen nicht wie ein Dämon.
    »Und wieso hast du dich verlaufen?«
    »Ich bin hier zu Besuch.«
    »Wo?«
    Das Kind hob einen Arm und wies über seine Schulter hinweg. Das konnte alles und nichts bedeuten, denn in dieser Richtung lag die Kreisstadt Dundee.
    »Okay.« Die Tierärztin tat so, als würde sie ihm glauben. »Und was hast du dir vorgestellt? Kannst du mir das auch sagen?«
    »Ja. Ich wollte telefonieren. Ein Handy habe ich nicht.«
    »Wen willst du denn anrufen?«
    »Meine Tante.«
    »Und wie heißt sie?«
    Der Junge sagte einen Namen, ohne nachdenken zu müssen. Da ihm die Antwort so glatt über die Lippen gekommen war, wich auch das letzte Misstrauen der Ärztin. Sie hob die Schultern und nickte.
    »Darf ich dann bei Ihnen telefonieren?« Es hatte wie eine dringliche Bitte geklungen. Maxine fühlte den Blick unschuldiger Augen auf sich gerichtet.
    »Okay, komm rein.«
    »Danke.«
    »Hast du auch einen Namen?«
    »Ich heiße Benny.«
    »Und ich bin Maxine.«
    Das Misstrauen war zwar noch nicht ganz verschwunden, aber als einen Lockvogel stufte die Tierärztin den Jungen nicht ein, denn so weit sie auch nach vorn bis zur Straße hin schaute, da war keine andere Gestalt zu sehen.
    Der Junge hatte es eilig. Er drückte sich an Maxine vorbei und sagte: »Durst habe ich auch.«
    »Alles klar, komm mit in die Küche.«
    Benny ging hinter Maxine her, die bisher alles normal fand. Nur die Uhrzeit kam ihr ein wenig ungewöhnlich vor, aber sie wusste auch, dass im Leben nicht alles glatt lief.
    In der Küche waren sie allein. Kim und auch Carlotta hatten sich nicht blicken lassen, was auch okay war. Maxine trat an den Kühlschrank und wollte wissen, ob Benny Wasser oder Saft wollte.
    Sie erhielt keine Antwort.
    Dann fragte sie noch mal.
    Hinter ihr lachte jemand!
    Und dieses Lachen ließ Maxine Wells zusammenzucken. Es hörte sich alles andere als kindlich an, und Maxine wurde von einem Schauer erwischt, der dafür sorgte, dass sie sich nur langsam umdrehte. Sie hörte erneut das raue Lachen, dann stand sie vor Benny und schaute auf ihn nieder.
    Obwohl es in der Küche nicht strahlend hell war, erkannte sie die Veränderung im Gesicht. Nein, eigentlich waren davon nur die Augen betroffen. Ihr Blick war nicht mehr kindlich. Sie schaute in zwei Glotzer hinein, die ihr vollkommen fremd waren. Wenn man je von einem bösen Blick sprechen konnte, dann war das bei diesem Jungen der Fall. Seine Pupillen waren schwarz und wirkten leer.
    Da wurde ihr klar, dass dieser Benny kein normaler Junge war. Er sah zwar aus wie ein Mensch, doch in ihm steckte etwas Dämonisches.
    »Wo ist er?«
    Maxine wusste genau, was er meinte. Dennoch tat sie ganz unschuldig. »Wen meinst du?«
    »Ihn!«
    »Hier ist niemand. Oder siehst du jemanden?«
    Benny fauchte, dann drehte er durch, und auch damit überraschte er die Tierärztin. Sein Gesicht veränderte sich in Sekundenschnelle. Es zog sich in die Breite, bekam einen großen Mund, wurde deformiert, und der Körper nahm ebenfalls eine andere Form an. Er plusterte sich auf, wuchs zudem ein wenig, während die Arme immer länger wurden und sich Benny in einen hässlichen Gnom verwandelte, der eine Gewalt ausströmte, die Maxine fast körperlich spürte.
    Sie hatte sich in den ersten Sekunden der Verwandlung gefürchtet, denn plötzlich dieses Schreckensbild zu sehen, damit hatte sie nicht rechnen können.
    Benny hatte sich in einen hasserfüllten Dämonengnom verwandelt – und er wollte den Angriff, er wollte seinen Sieg und dabei seine überlangen Arme einsetzen.
    Nun war die Tierärztin eine Frau, die sich zu wehren wusste. Das Leben hatte sie das gelehrt, und so war für sie klar, dass sie schneller sein musste als die andere Seite.
    Sie trat zu!
    Es war die einzige Möglichkeit, die ihr einfiel, und sie erwischte den Kopf des Gnoms.
    Benny brüllte auf. Sein Körper flog zurück, er landete auf den gefliesten Boden, fing an zu strampeln und spuckte Gift und Galle.
    Er sah alles andere als lächerlich aus, und er war gefährlich. Er hätte nicht gezögert, Maxine anzugreifen und seine Klauen in ihren Hals zu schlagen.
    Deshalb blieb sie nicht bei dieser einen Aktion. Maxine war eine friedliche Person. Im Prinzip hasste sie die Gewalt, in diesem Fall aber ging kein Weg daran vorbei.
    Beide befanden sich in der Küche. Und da stand unter dem Hängeschrank der Messerblock. Die Klingen waren verschieden lang, und sie entschied sich

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