1731 - Der Zwitter
denn?
Eigentlich nichts. Oder nicht viel. Es war ein Notfall. Es gab einen ungewöhnlichen Besucher bei meiner Freundin Maxine Wells. Ein Zwitter, einer, der bei ihr und Carlotta Schutz gesucht hatte.
Wovor?
Da gab es im Prinzip nur eine Erklärung. Wer sich so verhielt, der hatte Angst vor irgendwelchen Verfolgern und musste sich einen Ort aussuchen, um ihnen zu entkommen.
So konnte es sein, so musste es aber nicht sein, und deshalb war ich sehr gespannt.
Das Schicksal hatte Carlotta und Maxine nicht verschont. Nachdem das Vogelmädchen aus der Versuchsklinik eines Professors geflohen war, hatten Maxine und ihr Schützling erlebt, dass es nicht nur Vorgänge auf der Welt gab, die zu erklären waren. Sie hatten auch die andere Seite erleben müssen. Die böse und oft sehr grausam war, und sie waren oft genug in Lebensgefahr geraten, hatten aber immer wieder das Glück gehabt, dem Grauen zu entkommen.
Ich war gespannt darauf, was jetzt wieder anlag. Dieser Zwitter war so etwas wie ein neues Kapitel, das aufgeschlagen worden war. Und möglicherweise würde er den beiden wieder neue Einblicke in andere Welten verschaffen. Sicher war das nicht, aber ich ging mal davon aus, das sagte mir die Erfahrung.
»Du schläfst ja gar nicht.« Suko meldete sich von der anderen Seite des Mittelganges.
»So ist es.«
»Und was stört dich?«
»Meine Gedanken.«
Er hob die Schultern. »Es hat keinen Sinn, wenn du dir den Kopf zerbrichst. Warte noch etwas, dann wissen wir Bescheid!«
»Klar, trotzdem kann ich meine Gedanken nicht unter Kontrolle bringen. Das ungute Gefühl ist leider nicht verschwunden.« Ich winkte ab. »Aber egal, wir sind gleich da.«
Und das stimmte, denn der Pilot hatte bereits den Landevorgang eingeleitet. Die Maschine verlor an Höhe, und als ich einen Blick durch das Fenster warf, da lagen die Stadt, die Küste und auch das Wasser bereits unter uns.
Nach knappen zehn Minuten sahen wir die Landebahn direkt unter uns, dann tickte der Flieger auf, hoppelte noch etwas und lief allmählich aus.
Wir waren da!
Das Spiel kannte ich. Es war immer so gewesen, dass Maxine Wells mich abholte. Daran dachte ich auch jetzt und rechnete voll damit, aber ich hatte mich geirrt. Als wir in den öffentlichen Bereich des Flughafens gelangten, war von Maxine Wells nichts zu sehen, was mich schon ein wenig enttäuschte.
Suko hatte meinen forschenden Blick bemerkt und zog die richtigen Schlüsse.
»Sie ist nicht da.«
»Genau.«
Wir standen an dem Punkt, an dem wir uns immer getroffen hatten. In der Nähe lag auch eine kleine Cafeteria, in der wir manche Tasse getrunken hatten.
»Und jetzt?«
Ich runzelte die Stirn. Ein gutes Gefühl hatte ich schon bei meinem Abflug nicht gehabt. Jetzt verstärkte es sich noch. Ich wollte auch nicht warten, sondern holte mein Handy hervor und rief bei Maxine an.
Etwas erleichtert war ich schon, als ich ihre Stimme hörte, obwohl diese recht langsam und müde klang.
»Hi, Max.« Ich lachte. »Hast du vergessen, dass ich heute kommen wollte? Ich habe sogar Suko mitgebracht und…«
Sie unterbrach mich. »Ihr seid am Flughafen?«
»Sicher. Da hatten wir dich auch vermutet.«
»Sorry, John, aber ich muss hier im Haus bleiben. Ich möchte Carlotta nicht allein mit Kim lassen.«
Das hörte sich gar nicht gut an. »Gibt es irgendwelche Probleme?«
»Kann man so sagen, aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu reden. Kommt so rasch wie möglich.«
»Gut, wir nehmen ein Taxi.«
»Danke, John, ich freue mich.«
Die letzten Worte hatten sehr erleichtert geklungen, das teilte ich Suko auch mit.
»Sie scheint aber Probleme zu haben.«
»Kann man so sagen.«
Es gab keine Erholung, keine Entspannung. Jetzt war es wichtig, so schnell wie möglich zum Haus der Tierärztin zu gelangen, um die ganze Geschichte zu hören.
Taxen gab es genug. Eine Fahrerin mit wilden roten Wuschelhaaren nickte uns zu.
»Okay, eine gute Gegend, dann wollen Sie zu Dr. Wells.«
»Richtig.«
Sie lächelte mich an. »Ich hatte mal einen Hund. Als er krank wurde, hat mir Dr. Wells sehr geholfen. Sie ist die beste Tierärztin der Stadt.«
»Das meinen wir auch.«
Es dauerte nicht sehr lange, dann stoppte der Wagen vor der Haustür, die vorsichtig geöffnet wurde und Maxine Wells auf der Schwelle stand, die uns zuwinkte und dann entgegenlief…
***
Das Taxi fuhr wieder weg, und wir lagen uns in den Armen. Maxine drückte mich fest an sich und flüsterte mir ins Ohr: »Ich bin so froh, dass
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