1732 - Avanatas Armada
Raum, der hermetisch versiegelt war.
Voltago nahm an, daß er es mit der Hauptzentrale zu tun hatte. Genau das, was er suchte; wenn es einen Ansatzpunkt geben konnte, dann diesen.
Im selben Moment sprach der Funkempfänger an.
„Hier spricht MAMERULE", hörte er. „Ich habe Informationen über den Kristall. Das Wachstum hat wieder eingesetzt. Dadurch, daß wir den Asteroiden gespalten haben, hat der Kristall neue Energie aufgenommen und setzt diese nun in erneute Progression um."
„Das heißt, die Bunkeranlagen kristallisieren jetzt vollständig?"
„Vermutlich ja."
„Wie lange habe ich Zeit?"
„Dein Standort wird in 28 Minuten vernichtet. Sofern sich die Wachstumsgeschwindigkeit nicht verändert."
Mit anderen Worten: Er hatte keine Zeit mehr zu verschenken. Voltago löste die Bewaffnung seiner Wadenblöcke aus und ließ mehrere Strahlen direkt auf dem Material der Tür zusammentreffen. Das Material widerstand anfangs, mehrere Minuten lang. Dann erst setzte allmählich ein Verdampfungsprozeß ein. Er hatte nicht gewußt, daß es im Universum derart feste Werkstoffe gab.
Außer an Bord der SYZZEL.
Sobald das erste kleine Loch vollständig bis auf die andere Seite reichte, entwich mit schrillem Pfeifen die innen konservierte Atmosphäre.
Nach zwölf Minuten schwebte der Kyberklon durch ein gerundetes Loch in die Zentrale. Er fand eine Halle von neun Metern Höhe und 63 Metern Durchmesser. Mehrere Dutzend sesselartige Gebilde hingen scheinbar umgekehrt an metertiefen Emporen, und aus der Decke ragten glänzend verkleidete Gestelle, die ihn an Schaltpulte erinnerten; nur, daß es keinerlei Schaltelemente gab.
Jedes dieser Geräte wirkte vollständig intakt.
Da die Zeit drängte, versuchte Voltago, die mentalen Schaltkontakte auszulösen. Anders als in der MAMERULE fand er keinen Zugang, nicht einmal einen Ansatzpunkt. Moira hätte es wahrscheinlich gekonnt - der Kyberklon versagte hier.
13 Minuten.
Für ihn selbst stellte der Kristallisationsprozeß keine Gefährdung dar, allerdings für die Anlagen. Voltago wollte nicht gehen, ohne ihnen zumindest das Geheimnis ihrer Entstehung entrissen zu haben. Er brauchte einen Datenspeicher, einen Zugang zum Zentralcomputer des Bunkers.
Denn daß dieser noch intakt war, vielleicht auch aktiviert werden konnte, daran zweifelte Voltago keine Sekunde.
Ansonsten hätte er die ganze Arbeit umsonst auf sich genommen. Dann hätte er gleich zu Rhodan zurückkehren können, ohne 40 Millionen Lichtjahre weit zu fliegen.
An einem der Sessel bemerkte Voltago ein leeres Kleiderbündel. Es hatte sich am Lehnengestell festgehakt und war deshalb an Ort und Stelle hängen geblieben. Es baumelte sogar noch ein wenig.
Eine der Taschen wurde von einem Gegenstand ausgebeult, der offenbar Würfelform besaß. Obwohl die herrschende Schwerkraft sehr gering war, mußte der Gegenstand ein beträchtliches Gewicht besitzen.
Unter einem gwären es wahrscheinlich mehr als zehn Kilogramm gewesen.
Voltago schwebte hinauf, von seinen Wadenblöcken getragen, und tastete den Würfel ab. Obwohl er keine Zeit erübrigen konnte, weckte etwas daran so sehr seine Aufmerksamkeit, daß er die Suche nach einem Computerzugang vernachlässigte.
Die Kanten des Würfels waren gerundet. Es gab weder Erhebungen noch Tasten.
Voltago öffnete vorsichtig den Verschluß der Tasche; eine starkhaftende Leiste, für die man einiges an Kraft brauchte. Nach mehr als zwei Millionen Jahren hatte der Verschluß vermutlich nichts an Haftung eingebüßt.
Zum Vorschein kam ein Gegenstand von weinroter Farbe, dessen Temperatur konstant 22 Grad Celsius betrug. Der Würfel paßte sich dem absoluten Nullpunkt, der überall ringsum herrschte, in keiner Weise an.
Mit anderen Worten, er mußte irgendeine Art von interner Energiequelle besitzen.
Voltago hatte die erste Spur von etwas entdeckt, was sich in Funktion befand.
Ein paarmal drehte er den Würfel in der Hand, bis er auf eine verblaßte, aber für künstliche Augen deutlich erkennbare Schrift entdeckte. Die Zeichen waren mit denen identisch, die er überall hier gefunden hatte.
Voltago entzifferte mehrere Buchstaben; diese ergaben zusammen das Wort: AVANATA.
„MAMERULE! Was kannst du mit dem Ausdruck AVANATA anfangen?"
„Gar nichts", funkte der Computer prompt zurück. „In meinen Speichern existiert dieses Wort nicht."
Voltago strich mit den Fingerspitzen über die Zeichenkombination.
Augenblicklich erwärmte sich der Würfel um weitere vier Grad
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